Kraft der Gewohnheit: Zehn Alltagsrituale von Oma und Opa, von denen wir uns inspirieren lassen

Beständigkeit muss keineswegs langweilig sein: Die Gewohnheiten und Rituale unserer Großeltern mochten uns früher vielleicht manchmal schrullig erscheinen – doch die meisten haben eine Bewandtnis. Und könnten unserem Alltag heute wieder gut tun

Flexibilität ist heutzutage zweifelsfrei eine Schlüsselqualifikation, um mit unserer Gesellschaft Schritt zu halten. Die Arbeitswelt verändert sich fast ebenso schnell wie unsere Medienlandschaft, Kultur- und Unterhaltungsangebot wandeln sich wie Modetrends, und was heute als gesunde Ernährung oder gute Erziehungspraxis gilt, war erst gestern noch das Falscheste, was wir tun konnten.

Wir sind daran gewöhnt, uns anzupassen, uns von jetzt auf gleich umzustellen und auf eine neue Situation einzulassen. Tatsächlich muss das gar nichts Schlechtes sein. Schließlich besitzen wir als Menschen grundsätzlich die Fähigkeit, spontan zu handeln und zu improvisieren, und es spricht gar nichts dagegen, diese Fähigkeit zu gebrauchen. Wo es aber möglich ist, könnten wir probieren, Gewohnheiten, Routinen und Beständigkeit in unserem Leben zu etablieren, denn die vermitteln uns Sicherheit, nehmen uns Entscheidungen ab, lassen uns zur Ruhe finden, durchatmen, erholen und auftanken – und das kann uns zum Ausgleich zu all der Abwechslung und Schnelllebigkeit unserer Zeit sehr, sehr gut tun.

Wahre Expert:innen für Alltagsrituale sind oder waren viele unserer Großeltern. Nach den Ritualen unserer Großeltern konnten wir zum Teil unsere Uhr stellen und uns mehr darauf verlassen als auf jede Wettervorhersage. Vielleicht mögen oder mochten uns einige ihrer Gewohnheiten auf den ersten Blick speziell und verschroben vorkommen, doch bei näherem Hinsehen können sie sich mitunter als echte Schätze und Rettungsanker erweisen. Und so lassen wir uns nur allzu gerne davon inspirieren.

10 Alltagsrituale unserer Großeltern, die wir gerne wieder aufleben lassen

Mittagsschläfchen

Bei Sonnenschein auf der Terrasse oder dem Balkon, sonst im Fernsehsessel oder im Bett: Für Oma und Opa war das Nickerchen zur Mittagszeit gesetzt. Für viele jüngere Menschen wäre es derzeit womöglich unvorstellbar, mitten am Tag die nötige Ruhe dafür zu finden und auf die Bremse zu treten – doch vielleicht wäre es gerade deshalb für einige nicht die verkehrteste Gewohnheit.

Taschen-Bonbon

Karamell, Eukalyptus oder Pfefferminze, die Geschmacksrichtung mag variieren, doch ohne ein, zwei Bonbons in der Tasche zu haben, gehen Großeltern typischerweise nicht aus dem Haus. Was soll das, mag sich die eine oder der andere fragen. Doch wenn wir nur mal ein kurzes Minütchen darüber nachdenken, wird auf einmal alles klar: Das Leben kann uns schließlich jederzeit unvorhergesehen in eine Situation bringen, in der wir ein Bonbon brauchen – und sei es, um es dem Menschen anzubieten, der uns gegenüber sitzt.

Nachrichtensendung am Abend

Um 20 Uhr schalteten jahrzehntelang zahlreiche Omas und Opas den Fernseher ein und schauten die Nachrichten – ein Ritual, das angesichts von Push-Nachrichten, Streaming-Diensten und Newsfeeds mehr und mehr aus der Mode kommt. Doch wäre es nicht vielleicht ganz angenehm, sich einmal am Tag zu einer festen Zeit einen Überblick zu verschaffen und sich zu informieren, anstatt sich 24/7 upzudaten und von News beschallen zu lassen? Einen Versuch ist es womöglich wert.

Einmachen

Wir bekommen alles jederzeit. Unsere Großeltern haben hingegen gelernt, dass es Beeren nur im Sommer, Äpfel nur im Herbst und Rüben im Winter gab. In manchen Jahren mehr, in anderen weniger. Also machten sie in guten Jahren und reichen Jahreszeiten ein und zehrten davon in knapperen Zeiten. Ob wir das je wieder nötig haben werden? Egal. Schließlich kann es sehr viel Spaß machen, selbst etwas haltbar zu machen und sich später daran zu erfreuen. Wir müssen ja nicht immer erst aus einer Not heraus handeln.

Spezial-Wasser

Manche Großeltern schworen auf einen Spritzer Essig, andere zogen Zitrone in ihrem Wasser vor – doch nicht wenige unserer Omas und Opas zogen es konsequent durch, jeden Tag ein Glas Wasser mit Spezialzutat zu trinken. Ob das etwas bringt? Wer weiß. Schaden wird es aber sicherlich nicht.

Sonntagsrätsel

In der Wochenendausgabe vieler Tageszeitungen ist oder war stets ein Kreuzworträtsel zu finden. Also setzten sich Oma und Opa sonntags hin und lösten es. Ein schönes Ritual, um geistig fit zu bleiben, Neues zu lernen und um einfach Spaß an etwas zu haben. So ein Rätseltag könnte durchaus wieder in Mode kommen.

Morgenkaffee mit Zeitung

Bevor sie auch nur in Erwägung zogen, in irgendeiner Weise aktiv zu werden, setzten sich viele Großeltern erst einmal an den Frühstückstisch, tranken ihren Kaffee und lasen die Zeitung. Diese Gewohnheit mag für zahlreiche Menschen heute nicht mehr denkbar oder praktikabel sein. Doch wahrscheinlich täte es ganz gut, uns morgens eine halbe Stunde abzuzwacken, um sich zu sammeln – oder zu zerstreuen –, ehe wir uns auf unsere To-Do-Liste stürzen.

Freitags gibt es Fisch

Freitags Fisch, sonntags Fleisch, montags Reste und sowieso stets saisonal. Viele unserer Großeltern hatten und haben sehr feste Gewohnheiten, was ihren Speiseplan angeht. Bei jüngeren Menschen heißt es dagegen oft: „Was könnte ich denn heute mal kochen?“ Und dann gibt es Tiefkühlpizza. Absolut verständlich. Es ist schließlich verdammt anstrengend, erst entscheiden zu müssen und dann auch noch Aufwand betreiben zu müssen. Vielleicht klappt es mit dem Aufwand ja besser, wenn wir uns an Oma und Opa ein Beispiel nehmen und uns die Entscheidung künftig zumindest an ein paar Tagen die Woche sparen.

Nachmittagsgedeck

Um 15 oder 16 Uhr gab es bei vielen Großeltern Kaffee und Kuchen. Und zwar nicht To Go und als Snack unterwegs, sondern gemütlich am Küchentisch. Bei wem passt so ein Ritual heute schon noch in den Tagesplan? Andererseits: Warum können wir unseren Tagesplan eigentlich nicht mehr an schöne Rituale anpassen?

Recyceln

Zeitungen, Geschenkpapier, Plastikverpackungen und Kartons – Omas und Opas werfen kaum etwas sofort weg. Nahezu alles, was wir ohne zu überlegen entsorgen, heben sie auf und verwerten es erneut oder eben zweckentfremdet für andere Dinge. Mag auf den ersten Blick umständlich erscheinen, schließlich können wir alles mit nur einem Klick kaufen und liefern lassen. Doch für die Umwelt ist die Herangehensweise unserer Großeltern sicherlich gut – und für unseren Geldbeutel ebenso.

Zuerst erschienen bei Brigitte.de

Nachrichtenquelle: geo.de

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