Montrealer Protokoll : Steigende Dichlormethan-Emissionen bedrohen Erholung der Ozonschicht

Durch das Montrealer Protokoll schließt sich das Ozonloch über der Antarktis allmählich. Doch die bis 2050 prognostizierte Erholung könnte sich um Jahrzehnte verzögern: Grund sind steigende Emissionen von Dichlormethan – vor allem aus China.

Steigende Emissionen einer Chlorverbindung bedrohen die Erholung der Ozonschicht. Ein britisch-chinesisches Forschungsteam berichtet im Fachblatt „Nature Communications“, dass sich der Ausstoß von Dichlormethan (CH2Cl2) in China binnen acht Jahren fast verdreifacht hat. Das könne die Erholung der Ozonschicht je nach weiterer Entwicklung der Emissionen um bis zu 30 Jahre verschieben, schreibt die Gruppe um Minde An von der Universität Peking.

Nachdem Forscher in den 1980er Jahren eine Ausdünnung der Ozonschicht bemerkt hatten, verabschiedete die Staatengemeinschaft binnen weniger Jahre das Montrealer Protokoll. Darin geht es vor allem um die Regulierung chlor- und bromhaltiger Chemikalien wie Fluorchlorkohlenwasserstoffen (FCKW), die für den Ozonabbau in der Stratosphäre hauptverantwortlich sind. Seitdem schließt sich das Ozonloch allmählich wieder, und eigentlich rechneten Forscher mit einer vollständigen Erholung bis 2050.

Besonders rasant war der Anstieg von 2012 bis 2015

Nicht betroffen vom Montrealer Protokoll sind jedoch kurzlebige Substanzen, die in der Atmosphäre binnen sechs Monaten abgebaut werden. Dazu zählt vor allem das in der Industrie unter anderem als Lösungsmittel eingesetzte Dichlormethan. Studien hatten schon gezeigt, dass der jährliche globale Ausstoß dieser Substanz seit den 2000er Jahren deutlich gestiegen war: von 637 Gigatonnen (Milliarden Tonnen) im Jahr 2006 auf 1171 Gigatonnen im Jahr 2017.

Das Team um An verfolgte anhand von neun Messstationen in China die dortige Entwicklung: Demnach stiegen die jährlichen Emissionen von 2011 bis 2019 von 231 auf 628 Gigatonnen. Besonders rasant war der Anstieg von 2012 bis 2015, danach flachte er etwas ab. Inzwischen sei China für den größten Teil der globalen Dichlormethan-Emissionen verantwortlich, heißt es. Die stammen hauptsächlich aus dem stark industrialisierten Nordosten des Landes, etwa 90 Prozent des Ausstoßes entfallen demnach auf den Lösungsmittelsektor.

Sollten die Emissionen auf dem Stand von 2019 verharren, werde die Erholung der Ozonschicht etwa fünf Jahre länger dauern als in einer Dichlormethan-freien Atmosphäre, berechnet das Team. Bei einem Anstieg der Emissionen könnte sich die Erholung der Ozonschicht dagegen um bis zu 30 Jahre verzögern.

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Zwar berichten die Forscher, dass sich die Zunahme in China zuletzt anscheinend etwas abgeschwächt habe, allerdings könne die Verwendung von Dichlormethan für die Produktion von Fluorkohlenwasserstoffen (FKW) wie Difluormethan zunehmen. Zudem stiegen ihren Angaben zufolge die Dichlormethan-Emissionen im Nachbarland Indien anscheinend deutlich: von 2008 bis 2016 von 20,3 auf 96,5 Gigatonnen. Diese Zahlen stammten jedoch aus verschiedenen Studien und seien daher nur unter Vorbehalt vergleichbar, räumt das Team ein.

Frühere Studien hatten außerdem gezeigt, dass ebenfalls im Osten von China von 2013 bis 2018 der eigentlich verbotene ozonschädigende FCKW Trichlorfluormethan (CFC-11) in großer Menge produziert und verwendet wurde. Vorigen Februar berichteten Forscher dann, der Ausstoß des Treibhausgases sei bis 2020 wieder deutlich zurückgegangen – etwa auf den Durchschnitt der Zeit um 2010.

Nachrichtenquelle: geo.de

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