Star-Trek-Fans: Sprache der Außerirdischen: Immer mehr "Trekkies" lernen Klingonisch

Im Saarland können Star-Trek-Fans die erfundene Sprache Klingonisch lernen. Nützlich ist das nicht, macht aber Spaß. Immer mehr Menschen lernen die derbe Sprache

Außerirdische und Bewohner fremder Galaxien sprechen in Science-Fiction-Filmen meist sinnloses Kauderwelsch. Doch die Produzenten von Star Trek haben für ihre Kult-Serie extra eine eigene Sprache erfunden: Klingonisch.

Die Menge klingonischer Begriffe liegt bei fast 5000 Wörtern. Immer mehr „Trekkies“, wie Star-Trek-Fans genannt werden, lernen diese Filmsprache auch für ihren Alltag auf der Erde. Und zwar bei uns in Deutschland.

Besuch einer Klingonisch-Sprachstunde in Saarbrücken: Die Wörter klingen wie aus einer anderen Welt. „tlhIngan Hol vI-ghoj. Und jetzt alle zusammen!“, sagt Lehrer Lieven L. Litaer zu seinen Schülern, die sich bemühen, die Wörter mit den knarzigen Kehlkopflauten auszusprechen. Das Raue, Derbe, Fremde ist gewollt, ist es doch die Sprache der außerirdischen Klingonen, die auf dem Lehrplan steht. „Klingonisch ist komplett anders, als das was man gewohnt ist“, sagt Litaer. „Es zu lernen, macht richtig Spaß.“

70 „Trekkies“ lernen Klingonisch in Saarbrücken

Rund 70 „Trekkies“ wiederholen den Satz des Lehrers, der auf Deutsch „Ich lerne Klingonisch“ heißt. Aus dem In- und Ausland sind die Fans der Kultserie „Star Trek“ zu dem Sprachtraining nach Saarbrücken gereist – und lassen sich zwischen zinnernen Trinkbechern, aufgehängten Hausbannern und einem simulierten Raumschiff-Inneren in das ABC des Klingonischen einführen. Litaer macht den mehrtägigen Kurs seit 20 Jahren. Es sei inzwischen der weltweit größte, sagt er.

So würde die Menscheit auf außerirdisches Leben reagieren (18450)

„Das ist so eine coole Sprache“, sagt Joanna Kozlowska aus dem schwedischen Karlstad. Dass die Kunstsprache in keinem Land gesprochen werde, stört sie nicht. „Ich lerne sie gerade, weil sie nicht so viele sprechen. Ist eine Art Geheimsprache unserer Gemeinschaft.“ Klingonisch sei extra so gemacht worden, dass es keine leicht zu lernende Sprache sei. „Aber so schwer ist es auch nicht“, sagt Kozlowska und zeigt stolz ihren klingonischen Namen Qeb’o“.

Der Erfinder der klingonischen Star-Trek-Sprache kommt extra aus den USA

Auch der Erfinder der Sprache, der US-amerikanische Sprachwissenschaftler Marc Okrand, ist aus Washington angereist. Der 74-Jährige hat die Sprache der Klingonen vor knapp 40 Jahren im Auftrag des Konzerns Paramount Pictures für „Star Trek“ entworfen. Und zwar mit klarem System. Satzaufbau ist Objekt, Verb, Subjekt. Keine Zeitformen, Verben werden nicht gebeugt. Dafür gibt es aber reichlich Pronomen und Nachsilben.

Artemis Der neue Run auf den Mond

„Ich hätte nie gedacht, dass mal so viele Menschen Klingonisch lernen“, sagt Okrand, der seit dem 10. Kurs immer an der Saar dabei ist. Er ist der Einzige, der Wörter für das Klingon Language Institute schöpft – und er hat den Fans auch wieder neue Vokabeln mitgebracht: unter anderem für Bikini, Sandalen, BH, Biene und Rollkragenpullover. Aber auch die klingonische Schreibweise für Ukraine hat er auf Wunsch erfunden. Sie geht so: ‚uqrayI’na.

„Es gibt Hunderte, die Klingonisch sprechen“

„Der Wortschatz der klingonischen Sprache hat sich in den letzten 20 Jahren verdoppelt“, sagt Klingonisch-Experte Litaer. Nach aktueller Zählung umfasse die Kunstsprache mittlerweile fast 5000 Wörter. Und das Interesse an ihr werde immer größer. „Ich denke, es gibt inzwischen Hunderte, die Klingonisch sprechen. Und es gibt Tausende, die das lernen.“ Das liege auch daran, dass es in den letzten Jahren immer wieder neue Serien gegeben habe.

Thiago Matos, der aus Böblingen zum Kurs gekommen ist, hat eine Erklärung dafür, dass so viele aktuell Klingonisch lernen. „In der Corona-Pandemie hatten viele Zeit und sind darauf gestoßen.“ Wie auch er selbst. Der Ingenieur hat Anfang 2020 angefangen, und ist jetzt schon sprachlich auf dem höchsten Level. „Ich liebe die Sprache. Sie macht meine Gedanken einfacher.“

Germanist Franz Januschek sagt in Flensburg, Klingonisch zu lernen mache nur dann Sinn, wenn man Spaß daran habe und diesen Spaß mit anderen Klingonisch-Lernenden in vielen Ländern teilen wolle. „Einen praktischen Nutzen hat man abgesehen davon voraussichtlich nicht.“ Anders als Esperanto, das für viele Menschen in der Welt leicht erlernbar sein sollte, sei Klingonisch absichtlich als schwer lernbare Sprache entwickelt worden.

„Ich liebe dich“ heißt „Ich nicht hasse dich“

Schüler Andreas Schrankel, der dieses Jahr zum ersten Mal den Sprachkurs besucht, findet die Grammatik gar nicht so schwer. Für den Informatiker und Softwareentwickler aus Krefeld sei eher das Vokabel-Lernen die Herausforderung. Und Volker aus Berlin findet es spannend, über die Sprache auch was über die Kultur zu lernen.

Wie zum Beispiel, dass das Volk der Klingonen eben Klarheit mag. „Klingonisch sei eine sehr direkte und konzentrierte Sprache“, sagt Litaer, der Architekt ist. Aber auch wenn es kein Wort für „bitte“ oder für Floskeln gebe, sei es keine unhöfliche Sprache. Und die Klingonen hätte auch Gefühle. „Sie „küssen“ zwar nicht, sondern sie „beißen“.“ Und für „Ich liebe dich“ gibt es immerhin die Formulierung „Ich nicht hasse dich.“

Nachrichtenquelle: geo.de

Zum Artikel: Star-Trek-Fans: Sprache der Außerirdischen: Immer mehr "Trekkies" lernen Klingonisch

You may also like