Archäologie: Maya-Stätten zum Teil bis heute stark mit Quecksilber verseucht

Quecksilber kann für Menschen gefährlich werden – auch wenn es seit Jahrtausenden unter der Erde liegt. Nun berichten Forscher von gesundheitsschädlichen Werten in alten Maya-Zentren. Dafür gibt es eine Erklärung

Die Böden unter antiken Maya-Stätten sind zum Teil extrem mit Quecksilber belastet. Die höchste Konzentration fand ein internationales Forschungsteam in der Maya-Metropole Tikal in Guatemala: Dort maßen Forschende einen Wert von mehr als 17 ppm (Teilchen pro Million Teilchen).

Das ist dem Team zufolge 17 Mal höher als der als giftig geltende Schwellenwert von 1 ppm. Quecksilber fanden die Forscher in 10 von 11 untersuchten Maya-Stätten aus der Klassischen Phase – also im Zeitraum von 250 bis 900 nach Christus. In sieben dieser Stätten lagen die Konzentrationen an mindestens einer Stelle im kritischen Bereich.

Quecksilber für dekorative Zwecke verwendet

Zunächst konnten sich die Wissenschaftler um Duncan Cook von der Australian Catholic University in Brisbane die hohen Quecksilberwerte nicht erklären, wie sie im Fachmagazin „Frontiers in Environmental Science“ schreiben. Doch Analysen ergaben, dass die Maya das Metall über Jahrhunderte für dekorative Zwecke verwendeten. So nutzten sie unter anderem zum Bemalen von Gegenständen quecksilberhaltige Farben und Pulver – vor allem aus dem Mineral Zinnober mit seiner bei den Maya beliebten leuchtend roten Farbe.

Dem Team zufolge gelangte die zunächst auf Wände oder Keramik aufgetragene Farbe später durch Wasser in die Böden. Quecksilber könne auch in die Wasserreservoire gelangt sein und so der Gesundheit der Menschen geschadet haben, schreibt das Team. Das gelte vermutlich insbesondere für die ausgeprägten Trockenphasen gegen Ende der Maya-Zeit, als die Wasserreservoire meist nur wenig gefüllt waren. 

Forscher entdecken mit neuer Technik eine riesige Maya-Stätte (18332)

Noch heute sei die teilweise starke Belastung der entsprechenden Bodenschichten für unvorsichtige Archäologen eine Gefahr, obwohl die Zivilisation der Maya lange zurückliegt. Sie entstand vor etwa 3000 Jahren in Mittelamerika und erreichte ihren Höhepunkt im Lauf des ersten Jahrtausends nach Christus. Die Maya-Region erstreckte sich vom heutigen südlichen Mexiko über Guatemala und Belize bis nach Honduras und El Salvador.

„Quecksilberbelastungen der Umwelt findet man gewöhnlich in modernen Stadtgebieten und Industrielandschaften“, wird der Geograf Cook in einer Mitteilung der Zeitschrift zitiert. „Die Entdeckung von Quecksilber tief in Böden und Sedimenten antiker Maya-Städte war schwierig zu erklären, bis wir anfingen, die regionale Archäologie zu betrachten. Daraus geht hervor, dass die Maya Quecksilber seit Jahrhunderten nutzten.“

Quecksilber wird vielseitig eingesetzt

Quecksilber kann über verschiedene Wege in die Umwelt gelangen. Neben dem natürlichen Vorkommen etwa bei Vulkanausbrüchen setzt auch der Mensch Quecksilber frei: Es ist unter anderem in Fieberthermometern, Knopfbatterien und Amalgam-Zahnfüllungen zu finden und entsteht auch bei der Verbrennung von Kohle oder Müll. Im Bergbau dient es darüber hinaus zur Gewinnung von Edelmetallen wie etwa Gold.

Kontakt zu dem Schwermetall kann unter anderem das Nervensystem, die Nieren und die Leber schädigen. Als mögliches historisches Beispiel verweisen die Forscher auf den Tikal-Herrscher Chitam II (Dunkle Sonne), der auf Fresken als fettleibig dargestellt wird. Möglicherweise, so spekuliert das Team, habe er am Metabolischen Syndrom gelitten, ausgelöst durch chronische Quecksilbervergiftung.

Nachrichtenquelle: geo.de

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