Klimakrise: Trotz positiver Trends: Forscher erneuern Warnung vor dem Klima-Notfall

Bereits 2019 warnten Tausende Forscherinnen und Forscher vor „unsäglichem Leid“, das die Klimakrise über die Menschheit bringen werde. Jetzt erneuern insgesamt fast 14.000 Beteiligte diese Warnung. Sie haben aber auch positive Botschaften im Gepäck

Rund zwei Jahre, nachdem mehr als zehntausend Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus rund 150 Ländern gemeinsam einen weltweiten „Klima-Notfall“ erklärt hatten, haben sie diesen nun erneut betont und sofortige Veränderungen gefordert. Diese Veränderungen seien dringlicher denn je, um das Leben auf der Erde zu schützen, heißt es in einem am Mittwoch im Fachjournal „BioScience“ veröffentlichten Artikel. Zu den ursprünglich rund 11.000 Beteiligten, darunter 871 Forscherinnen und Forscher deutscher Universitäten und Institute, seien noch einmal mehr als 2800 weitere Unterzeichnende hinzugekommen.

Neu ist, dass in der aktuellen Warnung auch Hoffnung machende Trends von 1990 bis heute dargestellt werden. So nimmt die weltweite Geburtenrate weiter kontinuierlich ab, die Pro-Kopf-Fleischproduktion sinkt, immer mehr Emissionen werden mit Klima-Abgaben belegt, Subventionen für die fossilen Energien werden zurückgefahren – und immer mehr Regierungen erklären den Klima-Notstand.

Trotz positiver Trends kein Grund zur Entwarnung

Grund zur Entwarnung sehen die Forscher dennoch nicht. Seit der ursprünglichen Erklärung des „Klima-Notfalls“ 2019 hätten zahlreiche Ereignisse wie Flut-Katastrophen, Waldbrände und Hitzewellen deutlich gemacht, welche Konsequenzen es habe, wenn auf der Erde einfach weitergemacht werde wie bisher, hieß es.

2020 sei beispielsweise das zweitheißeste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen gewesen. Im April 2021 sei die Kohlendioxid-Konzentration in der Erdatmosphäre so hoch gewesen wie noch nie seit Beginn von Messungen. Die Forscherinnen und Forscher fordern unter anderem ein absehbares Ende der Verwendung von fossilen Brennstoffen sowie einen besseren Schutz der Artenvielfalt.Ein Paradies im Wandel

„Die extremen Klima-Ereignisse und Muster, die wir in den vergangenen Jahren – und sogar nur in den vergangenen Wochen – beobachtet haben, unterstreichen die gestiegene Dringlichkeit, mit der wir die Klimakrise angehen müssen“, erklärte Ko-Autor Philip Duffy vom Woodwell Climate Research Center im US-Bundesstaat Massachusetts. „Es gibt wachsende Anzeichen dafür, dass wir uns Wendepunkten von verschiedenen Systemen der Erde – wie den Warmwasser-Korallenriffen, dem Amazonas-Regenwald und der Eisdecke der West-Antarktis und Grönlands – nähern oder diese sogar schon überschritten haben“, betont Ko-Autor William Ripple von der Oregon State University.

Viele Parameter mit neuen Höchstwerten

Im April 2021 erreichte die CO2-Konzentration in der Atmosphäre den Wert von 416 ppm (parts per million) – das höchste je aufgezeichnete Monatsmittel. 2020 war das zweitwärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, und die fünf heißesten Jahre traten allesamt seit 2015 auf. Gletscher schmelzen viel schneller als gedacht: Sie verlieren pro Jahr fast ein Drittel (31 Prozent) mehr Eis und Schnee als noch im Jahr 2015.

„Wir müssen unser Handeln rasch ändern, und Klima-Vorgaben sollten Teil der Corona-Wiederaufbaupläne sein, wo immer das möglich ist,“ erklärt William Ripple.

Bereits 2019 hatten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gewarnt: Wenn sich das menschliche Verhalten, das zu Treibhausgasausstoß und anderen den Klimawandel begünstigenden Faktoren führt, nicht grundlegend und anhaltend verändere, sei „unsägliches menschliches Leid“ nicht mehr zu verhindern. Zwei Jahre davor hatten die Forschenden bereits einen ähnlichen Beitrag initiiert.

Nachrichtenquelle: geo.de

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