Waldbericht 2021: "Schwerste Krise der Waldwirtschaft seit Beginn der Bundesrepublik"

Der deutsche Wald ist so krank wie nie. Das ist nicht nur eine schlechte Nachricht für Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer. Sondern auch für den Klimaschutz

Der Wald sei „Deutschlands Klimaschützer Nr. 1“, sagte Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner kürzlich bei der Vorstellung des Waldberichts 2021. Zu Recht, denn er bindet in seiner Biomasse gigantische Mengen Kohlenstoff, den er als CO2 der Atmosphäre entzieht. Bis vor wenigen Jahren konnte die grüne Lunge jährlich 62 Millionen Tonnen aus der Atmosphäre binden – und so sieben Prozent der deutschen Emissionen kompensieren.

Doch Deutschlands wichtigster Klimaschützer ist krank. Was in dem Report nach blumigen Worten über die Bedeutung des Waldes in Deutschland folgt, ist eine besorgniserregende Anamnese eines Patienten.

277.000 Hektar Wald sind zerstört

Besorgniserregend vor allem darum, weil sich der Trend der letzten Jahre (der letzte Bericht erschien 2017) fortsetzt: Neben der extremen Dürre und den Hitzewellen in den Jahren 2018 bis 2020 haben auch die starken Stürme der Jahre 2017 und 2018 und die massenhafte Vermehrung von Borkenkäfern in den Wäldern zu „Störungen und massiven Waldschäden“ geführt. Inzwischen seien 277.000 Hektar Wald zerstört und müssten aufgeforstet werden. Eine Fläche, größer als das Saarland. Allein in Nordrhein-Westfalen fielen zwischen 2018 und 2020 mehr als 30 Millionen Kubikmeter Schadholz an.

Wenig überraschend, leiden die Fichten am meisten unter einer Witterung, die ihrem natürlichen Standort in den Bergen nicht entspricht. Seit 2012 sind 16 Prozent aller Fichten abgestorben. Und jeder vierte Baum im deutschen Wald ist eine Fichte.

Waldsterben 2.0

Doch auch fast alle anderen wichtigen Baumarten weisen laut dem Bericht „Vitalitätseinbußen und Schadsymptome“ auf. Nur noch einer von fünf Bäumen weist keine erkennbaren Schäden an seiner Krone auf – der schlechteste Wert seit Beginn der Erhebungen im Jahr 1984. „Die Kalamitäten der letzten Jahre führten zu den stärksten Waldschäden und zur schwersten Krise der Forstwirtschaft seit Beginn der Bundesrepublik Deutschland“, heißt es in dem Report.

Auch wenn das Wort in dem 84 Seiten starken Bericht nicht vorkommt: Es ist wohl nicht übertrieben, von einem Waldsterben 2.0 zu sprechen.

Die 1,5 Milliarden Euro, die seit 2017 an Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer ausgezahlt wurden, können nicht darüber hinwegtäuschen: Der klimagerechte „Umbau“ des Waldes zu einem widerstandsfähigen Mischwald aus standortgerechten, heimischen Arten ist nach Jahrzehnten der Plantagenwirtschaft eine Herkulesaufgabe. Und ein Ende der Krise ist nicht in Sicht: Extremwetter mit regionalen Hitzewellen und Dürren sind im voranschreitenden Klimawandel die neue Normalität. Gleichzeitig nimmt die Fähigkeit des Waldes ab, Kohlenstoff zu speichern.

Es liegt eine gewisse Tragik darin, dass wir „Deutschlands Klimaschützer Nr. 1“ vor dem Klima nicht schützen können.

Nachrichtenquelle: geo.de

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