Gewicht reduzieren: Was Sport zum Abnehmen wirklich beiträgt

Die schlechte Nachricht: Wer läuft, schwimmt oder Fahrrad fährt, nimmt davon allein in der Regel nicht ab. Die gute: Um nach einer Diät ein niedrigeres Gewicht halten zu können, ist kaum etwas so hilfreich wie regelmäßige Bewegung

Die Rechnung ist einfach: Wer abnehmen will, darf nicht mehr Energie aufnehmen, als er verbraucht. Sportliche Betätigung verbrennt nachweislich mehr Kalorien als Sitzen, Stehen oder Liegen. Wer also oft ins Schwitzen kommt, nimmt mit der Zeit ab.

In der Praxis aber ist es den meisten von uns kaum möglich, so viel Sport zu treiben, dass sie dauerhaft mehr Gewicht verlieren, als sie durch das Essen hinzugewinnen.

Auch überschätzen viele Menschen, wie viele Kalorien sie durch den Sport zusätzlich verbrauchen: Ein 75 Kilogramm schwerer Läufer, der eine Stunde langsam joggt, verliert gerade einmal so viel Energie, wie in einer Tafel Schokolade steckt. Und wer eine Stunde lang im Fitness-Stu- dio trainiert, verbrennt nur rund 500 Kilokalo­rien. Isst derjenige am Abend einen Teller Pasta mit Ricotta, ist die Energiebilanz wieder ausgeglichen

8 – GEO Wissen Ernährung Nr. 8 – Welche Diät passt zu mir?

Weshalb Bewegung allein zumeist nicht ausreicht, um Gewicht zu verlieren, erklärt sich aus der Evolution des Menschen. Unser Stoffwechsel ist angepasst an häufige Nahrungsknappheit – und spart Energie, wo er nur kann. ­Verbraucht der Organismus regelmäßig mehr Kalorien für Bewegung, drosselt er daher vorsorglich den allgemeinen Energieverbrauch. Das Ergebnis: Je mehr Sport eine Person treibt, desto weniger Kalorien verbrennt der Körper in der restlichen Zeit.

Anthropologen haben den Energieverbrauch von Menschen in Indus­triestaaten mit dem von Angehörigen eines ostafrikanischen Volkes verglichen, die als Jäger und Sammler leben. Obwohl die sich viel mehr bewegten, verbrannten sie insgesamt nicht mehr Kalorien am Tag als Probanden mit westlichem Lebensstil.

Viele überkommt nach dem Sport Heißhunger

Hinzu kommt: Mancher, der eine Stunde auf dem Ergometer oder auf der Hantelbank verbringt, ist danach erschöpft, legt die Füße hoch, schaltet das TV-Gerät ein, entspannt. Wer sich dagegen nicht verausgabt hat, hält oftmals eine höhere Grundaktivität aufrecht, räumt vielleicht noch die Spülmaschine aus oder holt etwas aus dem Keller; auch bei diesen Alltagstätigkeiten werden Kalorien verbraucht.

Viele überkommt zudem nach dem Sport Heißhunger. Ihr Körper fordert die verbrauchte Energie wieder ein – oder sie wollen sich schlicht für das anstrengende Training belohnen. Für eine Studie baten US-Forscher meh­rere Hundert übergewichtige Frauen, regelmäßig Sport zu treiben. Nach sechs Monaten zeigte sich: Gerade die Aktivsten unter ihnen glichen das erhöhte Maß an Bewegung offenbar dadurch aus, dass sie mehr aßen.

Experten sind sich folglich einig: Der Schlüssel für eine nachhaltige Gewichtsreduktion liegt nicht im Sport, sondern in veränderter Ernährung.

Das bedeutet aber nicht, dass körperliche Aktivität im Zuge einer Diät verzichtbar wäre.

Vielmehr hilft Sport einem anschließend, das reduzierte Gewicht zu halten. Denn der Körper drosselt seinen allgemeinen Energiebedarf, wenn er – wie bei einer Diät – weniger Nährstoffe erhält als gewohnt. Und wer Gewicht verloren hat, benötigt für die Versorgung des nun leichteren Körpers weniger Kalorien.

Wer sich während und nach einer Diät viel bewegt, sorgt also dafür, dass der Organismus aus überschüssiger Energie nicht gleich wieder neue Fettpolster bildet. Wie zentral die Bedeutung von körperlicher Aktivität ist, zeigen US-Daten über Männer und Frauen, die langfristig erfolgreich abgenommen haben: 94 Prozent der Befragten gaben an, sich regelmäßig zu bewegen oder Sport zu treiben.

Ernährungsmediziner raten bislang eher inaktiven Übergewichtigen allerdings, ihr Bewegungspensum zunächst nur behutsam zu steigern. Wer unsicher ist, wie belastbar er ist, sollte sich vom Hausarzt untersuchen, ge­gebenenfalls auch ein Elektrokardiogramm erstellen lassen, um die Herzfunktion zu prüfen.

Um durch Joggen Kalorien zu verbrennen, reicht es, mit einer gemäch­lichen Fünfminutenrunde oder auch nur einem Spaziergang zu beginnen.

Muskelzuwachs zehrt einen Teil des Fettabbaus auf

Gerade Anfänger laufen oft zu lange und zu schnell: Schmerzen die Gelenke, war das Training zu ehrgeizig. Wer sich aber nur einen Muskelkater erläuft, braucht keine bleibenden Schäden zu befürchten. Hat sich der Körper an das ungewohnte Maß an Bewegung gewöhnt, wird das Pensum pro Woche um fünf Minuten gesteigert.

Auch Kraftsport beginnen Ungeübte am besten vorsichtig, also ohne Gewichte. Sind die Gelenke gesund, zum Beispiel mit Liegestützen. Mag die Kraft anfangs auch nur für zwei Wiederholungen ausreichen – nach einer Woche gelingen oft bereits drei.

Kniebeugen eignen sich ebenfalls; drei Sätze zu sechs Übungen reichen für den Anfang völlig aus.

Um das neue Gewicht zu halten, ist langfristig eine Kombination aus regelmäßigem Kraft- und Ausdauersport sinnvoll.

Für Kraftsport eignen sich Kurse im Fitness-Studio: Die Muskeln zu Hause zu stärken erfordert neben der Kenntnis geeigneter Übungen auch mehr Disziplin. Die Geräte im Studio sollten aber unter Anleitung genutzt werden: Wer falsch trainiert, riskiert Schäden an Gelenken und Knochen.

Tipps vom Sportmediziner: So gelingt ein erfolgreiches Lauftraining (18712)

Für Anfänger geeignete Ausdauersportarten sind neben Walken oder Joggen auch Radfahren und Schwimmen. Allerdings sollte sich niemand mit einer Sportart quälen, die ihm oder ihr keine Freude bereitet. Denn dann sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass die regelmäßige Bewegung dauerhaft in den Alltag integriert wird.

Letztlich hilft jede Art körperlicher Aktivität: Auch beim Fußballspielen, Tanzen und Treppensteigen verbrennt der Körper Kalorien.

Insbesondere Menschen mit einem Body-Mass-Index von mehr als 30 sollten aber darauf achten, ihre Gelenke zu schonen. Für sie sind Schwimmen oder Wassergymnastik die am besten geeigneten Sportarten.

Für den Körper hat regelmäßige Bewegung auch äußerlich positive Auswirkungen: Er baut nicht nur Fett ab, sondern nach einiger Zeit auch sichtbar Muskeln auf. Und niemand sollte sich entmutigen lassen, falls die Gewichtsabnahme zunächst nicht so deutlich ausfällt wie gewünscht: Denn der Muskelzuwachs zehrt einen Teil des Fettabbaus auf. Außerdem sind Muskeln grundsätzlich schwerer als Fett – aber alles andere als schädlich.

Dieser Artikel stammt aus GEO WISSEN ERNÄHRUNG NR. 8 – Welche Diät passt zu mir?. Darin finden Sie außerdem 46 Diäten im Test.

Nachrichtenquelle: geo.de

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