Begehrter Rohstoff: So könnte Lithium aus Deutschland die Abhängigkeit von Chile verringern

Deutschland verfügt über gewaltige Lithium-Reserven – tief unter der Erdoberfläche. Mit schon vorhandenen Geothermie-Anlagen ließen sie sich anzapfen

Lithium ist weltweit ein begehrter Rohstoff für die Batterieproduktion. Und der Bedarf wird in den kommenden Jahren mit der Umstellung auf erneuerbare Energien und E-Mobilität rasch ansteigen. Doch die Förderung aus dem Grundwasser ist mit gravierenden Folgen für die Umwelt verbunden. In Chile, nach Australien dem zweitwichtigsten Ursprungsland, versiegen entlang der Atacama-Salzwüste Trinkwasserquellen, Flüsse und Feuchtgebiete trocknen aus.

Nun schlagen Forscher des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) einen Weg vor, sowohl die Importabhängigkeit als auch die Umweltbelastung zu verringern: Lithium könnte in Deutschland gefördert werden – mithilfe von bestehenden Geothermie-Kraftwerken. Ihre Überblicksstudie veröffentlichten die Forscher in der Zeitschrift „Grundwasser – Zeitschrift der Fachsektion Hydrogeologie„.

GeothermieSchon länger bekannt ist, dass in der Tiefe unter Norddeutschland und dem Oberrheingraben große Mengen Lithium lagern – gelöst in heißem Tiefenwasser. Genau dieses Wasser wird heute schon von Geothermie-Anlagen an die Oberfläche gefördert. Hier ließe sich der begehrte Rohstoff nach der Wärmegewinnung abtrennen, bevor das erkaltete Wasser wie gewohnt in die Tiefe zurückgeleitet wird.

Förderung könnte bis zu dreizehn Prozent des Bedarfs abdecken

Die theoretisch mögliche Fördermenge ist allerdings von verschiedenen Faktoren abhängig. Zum einen ist die Forschung zur Lithium-Gewinnung aus Grundwasser noch relativ jung, Langzeitstudien stehen aus. Zudem können sowohl der Lithium-Gehalt des Thermalwassers als auch die sogenannte Fließrate des jeweiligen Standorts stark variieren.

Bei einer „optimistischen Abschätzung“ könnten jährlich etwa 2600 bis 4700 Tonnen Lithiumcarbonat gefördert werden – unter der Voraussetzung, dass alle deutschen Geothermie-Standorte mit entsprechenden Anlagen zur Lithiumgewinnung ausgerüstet werden. Nach der neuen Kalkulation der KIT-Forscher könnten so zwischen zwei und dreizehn Prozent des zukünftigen Jahresbedarfs der Batteriefertigung in Deutschland gedeckt werden.

Eine Steigerung der Fördermengen sei denkbar durch den Zubau von weiteren Geothermiekraftwerken. Allerdings dauere es mindestens fünf Jahre von der Planung eines Kraftwerks bis zur Inbetriebnahme.

Allerdings warnen die Forscher vor vorschneller Euphorie. Denn von einer Lithium-Autarkie werde Deutschland trotz der großen Vorkommen und neuartiger Fördermethoden auch absehbar weit entfernt bleiben. „Angesichts des globalen prognostizierten Lithiumdefizits und der geplanten Batteriefertigung wird sich die Lage speziell für Deutschland rasch zuspitzen“, sagt Fabian Nitschke vom Institut für Angewandte Geowissenschaften (AGW) des KIT in einer Pressemitteilung. Das Lithium aus der Geothermie könne mittelfristig also nur eine Ergänzung darstellen.

Grundsätzlich jedoch sehe man die Technologie „sehr positiv“. „Flächenverbrauch und Umweltkosten wären gering, genauso die Transportkosten“, ergänzt Valentin Goldberg, AGW-Forscher und Erstautor der Studie.

Nachrichtenquelle: geo.de

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