Endlich verstehen: Warum wir Menschen im Alter schrumpfen

Der ein oder die andere wird es womöglich nicht gern hören wollen, doch bereits im Alter von etwa 30 Jahren beginnen wir zu schrumpfen. Ob gesund oder krank, Mann oder Frau, das Kleinerwerden trifft alle. Was hinter dem Phänomen steckt

Das Schrumpfen gehört bei uns Menschen zum natürlichen Alterungsprozess dazu. Forschenden zufolge verlieren wir ab dem 30. Lebensjahr alle zehn Jahre etwa einen Zentimeter unserer Größe. Wer also beispielsweise mit 30 Jahren noch stolze 1,85 Meter misst, wird mit 80 Jahren nur noch rund 1,80 Meter groß sein.

Dass wir Menschen im Alter kleiner werden, hat ganz einfache Gründe: Der Körperfettanteil steigt, das Muskelvolumen nimmt hingegen, ebenso wie die Knochendichte, ab. Mit zunehmendem Alter nimmt außerdem der Wasseranteil in unserem Körper ab und auch die Bandscheiben, die wie elastische Druckpolster zwischen den Wirbeln unserer Wirbelsäule liegen, verlieren an Flüssigkeit.

Durch den Wasserverlust verlieren die Bandscheiben an Elastizität. Sie füllen sich nicht mehr so gut mit Flüssigkeit und werden infolgedessen dünner. Dadurch verkürzt sich die Gesamtlänge der Wirbelsäule – wir schrumpfen. So weit, so normal.

Ist der Höhenverlust sehr groß, besteht Grund zur Sorge

Verlieren Menschen jedoch sehr stark an Größe, so gilt dies bei Ärztinnen und Ärzten als Warnsignal. Im Jahr 2006 kam ein Forschungsteam um S. Goya Wannamethee von der Royal Free and University College Medical School zu dem Ergebnis, dass starkes Schrumpfen bei Männern eine erhöhte Gefahr für Herzerkrankungen und ein um zwei Drittel höheres Risiko, früh zu sterben, mit sich bringt. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie in der Fachzeitschrift Archives of Internal Medicine.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler beobachteten im Rahmen ihrer Studie 4200 Männer 20 Jahren lang und teilten sie nach abnehmender Körpergröße in vier Gruppen ein: Verluste von keinem Zentimeter, bis einem Zentimeter, zwei bis drei Zentimeter und mehr als drei Zentimeter Körpergröße.

Die Jungbrunnenformel

Im Durchschnitt verloren die Männer 1,67 Zentimeter an Körpergröße. Nur wenige büßten mehr als vier Zentimeter ein. Trotz der eher kleinen Unterschiede im Größenverlust, wiesen die vier Gruppen eine sehr unterschiedliche Zahl an Krankheits- und Todesfällen auf. Vor allem Herz-Kreislauf- und Atemwegserkrankungen wurden bei den Männern, die am stärksten schrumpften, mehr als 40 Prozent häufiger verzeichnet und führten zu einer um 64 Prozent höheren Sterblichkeit.

Wer schnell schrumpft, stirbt früher

Dänische und schwedische Studienautoren kamen Ende des Jahres 2021 zu einem ähnlichen Ergebnis, und zwar für nordeuropäische Frauen. Demnach hätten Frauen, die im Alter stark schrumpften, ein erhöhtes Risiko für einen frühzeitigen Tod. Für ihre Studie hatte das dänisch-schwedische Forschungsteam die Daten von mehr als 2400 schwedischen und dänischen Frauen ausgewertet und herausgefunden, dass – nach Abzug anderer Faktoren wie Alkoholkonsum und Bildungsstand, die einen Einfluss auf das Sterberisiko haben könnten – jeder verlorene Zentimeter an Körpergröße im Alter mit einem 14 bis 21 Prozent erhöhtem Risiko eines verfrühten Todes einhergeht. „Der Verlust der Körpergröße ist ein Marker für erhöhte Sterblichkeit bei nordeuropäischen Frauen“, so die Schlussfolgerung der Forscher in der auf dem Fachportal BMJ Open veröffentlichten Studie.

Ernährung im Alter Was der Körper nun braucht

Am gravierendsten sei den Forschenden zufolge ein Größenverlust von mehr als zwei Zentimetern: Studienteilnehmerinnen ab 50 Jahren, die mehr als zwei Zentimeter im Beobachtungszeitraum geschrumpft waren, hatten ein doppelt so hohes Risiko, an einem Schlaganfall oder einer anderen Herzkrankheit zu sterben.

Wer fit bleibt, schrumpft weniger

Die gute Nachricht lautet jedoch: Jede und jeder kann etwas gegen den eigenen Schrumpfungsprozess tun: Fit bleiben – und zwar geistig und nicht nur körperlich! Laut einem Forschungsteam um John Strauss, Ökonom an der Universität Kalifornien in Los Angeles, und die Wissenschaftlerin Yaohui Zhao von der Universität Peking ist einer der stärksten Indikatoren für weniger Größenverlust im Alter die geistige Fitness.

Die Forschenden analysierten die Daten aus der CHARLS-Studie, eine Langzeituntersuchung zu Gesundheit und Altern in China, bei der gesundheitsspezifische Angaben zu fast 20.000 Menschen ab einem Alter von 45 Jahren erfasst werden. Wie die Forschenden im Fachmagazin „American Economic Journal: Applied Economics“ berichten, verloren laut ihrer Auswertung diejenigen Menschen am wenigsten Körpergröße, die bei Wissenstests und Rätseln am besten abschnitten.

Natürlich könne man davon ausgehen, dass mit einer höheren geistigen Fitness auch eine bessere Ausbildung und damit bessere Lebensumstände einhergingen, so die Forschenden. Doch ihnen sei mit ihrer Analyse der Beweis gelungen, dass eben diese Umstände im Erwachsenenalter sich auf die Körpergröße auswirken und nicht alles bereits in der Kindheit vorbestimmt werde.

Nachrichtenquelle: geo.de

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