Gefängnis-Insel: Italiens Alcatraz soll Touristenattraktion werden

Seit Mitte der 1960er Jahre verfällt das Gefängnis auf Santo Stefano. Nur bei geführten Touren besuchen die Insel bisher Touristinnen und Touristen. Das soll sich nun ändern. Bis 2025 soll die ehemalige Haftanstalt eine Attraktion werden – samt Übernachtungsmöglichkeiten

Abgeschieden im Meer mit schroffen Felsen und ohne einen Pier, an dem Schiffe anlegen könnten, liegt die Gefängnisinsel Santo Stefano. Ihre Lage hat Fluchtversuche nahezu unmöglich gemacht – das hat dem Eiland zwischen Rom und Neapel auch den Namen „Alcatraz von Italien“ eingebracht.

Gruselig, verlassen und marode ist das einstige Gefängnis – kaum ein Mensch verirrt sich heute noch nach Santo Stefano. Das soll sich nun ändern: Die Gebäude der Haftanstalt sollten saniert und die Insel bis 2025 zu einer Touristenattraktion werden. Bis 1965 wurden Kriminelle, politische Gefangene und Banditen auf die Insel geschickt, um an dem düsteren Ort ihr Dasein zu fristen.

70 Millionen Euro will die Regierung in Santo Stefano investieren

Laut „CNN“ will die italienische Regierung 70 Millionen Euro investieren, um dem Eiland neues Leben einzuhauchen. Ein Freilichtmuseum soll die Geschichte des Gefängnisses erzählen, das Haus des Gefängnisdirektors und die Häftlings-Umkleiden des ehemaligen Fußballplatzes sollen zu Hostel-Zimmern werden. In der Bäckerei der Haftanstalt soll ein Restaurant mit einer Terasse entstehen, der Garten wird neu bepflanzt.

Gefängnis auf Santo Stefano von Innen
Die Gefangenen konnten durch den Aufbau des Gefängnisses permanent beobachtet werden
© IMAGO / Hans Lucas

Wie genau die Insel am Ende aussehen wird, steht noch nicht fest. In einem Wettbewerb sollen Ideen eingereicht werden. Teilnehmerinnen und Teilnehmer müssen sich überlegen, wie die Gebäude künftig aussehen sollen und wie eine Infrastruktur auf der Insel aufgebaut werden kann.

Dabei gibt es viel zu tun: Noch hat die Insel beispielsweise keinen Ankerplatz für Boote – nur einen alten römischen Hafen mit zerklüfteten Stufen, die in die Felsen gehauen wurden. Bei rauer See kann kein Schiff hier anlegen. Wer bisher die Insel besuchen wollte, konnte dies bei geführten Touren tun, die allerdings eine 40-minütige Wanderung zur ehemaligen Haftanstalt voraussetzten.

Die Pläne für die Gefängnis-Insel sind groß: „Der Tourismus auf der Insel muss nachhaltig sein, aber Santo Stefano wird mehr als das sein. Es wird ein Zentrum für internationale Akademiker sein, die über Schlüsselthemen wie grüne Richtlinien, Menschenrechte, Meinungsfreiheit und europäische Staatsbürgerschaft einen Dialog führen werden“, sagt Silvia Costa, die Regierungsbeauftragte für die Umgestaltung gegenüber „CNN“.

Gefangene wurden seit der Antike auf die Insel gebracht

Wo künftig Touristinnen und Touristen übernachten oder einen Tag verbringen können, verbrachten Häftlinge ein aus heutiger Sicht menschenunwürdiges Dasein. Durch den Aufbau des Gefängnisses, das im 18. Jahrhundert errichtet wurde, konnten die Gefangenen ununterbrochen bewacht und beobachtet werden.

Blick in eine Zelle der Haftanstalt auf Santo Stefano
In solchen Zellen waren die Häftlinge untergebracht
© IMAGO / Bluegreen Pictures

Die Associazione per Santo Stefano in Ventotene beschreibt, dass jede Zelle nur 4,50 x 4,20 Meter groß war. Die Häftlinge wurden mit Peitschenhieben oder stundenlangem Stehen in der Sonne bestraft – alles unter den Augen der Mithäftlinge. Wegen der wilden Vegetation und den hohen Klippen, war es unmöglich von der Insel zu entkommen. Wer es trotzdem versuchte, ertrank im Meer. Schon in der Antike brachten deshalb die Römer ihre Gefangenen auf das Eiland.

Nachrichtenquelle: geo.de

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