Mini-Garten: Vom Kern zur Pflanze: Wie Sie eine neue Avocadopflanze ziehen

Mit den richtigen Tricks kann praktisch jeder eine Avocado züchten. Was es vor allem braucht: Geduld

Die Avocado erlebt einen Boom und das zu Recht. Die tropische Beerenfrucht sieht nicht nur gut aus, sondern strotzt nur so vor ungesättigten Fettsäuren und Kalium. Die Zucht im eigenen Zuhause liegt nah – birgt aber so einige Schwierigkeiten.

Dass die Avocado äußerst beliebt ist, zeigt allein schon ihre lange Geschichte. Beheimatet im südamerikanischen Regenwald, wird das schmackhafte Obst mit dem leicht fettigen Fruchtfleisch bereits seit rund 10.000 Jahren von Menschen genutzt. Spanische Eroberer erwähnen die Pflanze schon im 16. Jahrhundert in ihren Aufzeichnungen.

Avocadopflanze braucht Wärme

Seitdem hat die Avocado praktisch eine Weltreise angetreten. Heute gibt es die Avocadopflanze in über 400 verschiedenen Zuchtsorten. Sie wächst rund um den Erdball überall dort, wo es warm und feucht ist. Auf Deutschland trifft das klimatisch nicht unbedingt zu.

Das stellt potenzielle Avocado-Züchter vor verschiedene Schwierigkeiten, wenn sie eigene Früchte auf dem Teller haben wollen – auch wenn allein Mexiko als Ursprungsland jährlich mehr als eine Million Tonnen Avocados exportiert.

Kern mit Spitze nach oben

Der Kern der Sache liegt im wahrsten Sinne des Wortes in der Mitte der Avocadopflanze: der Avocadokern. Der dunkle große Einzelsamen bringt die Zuchtanleitung schon in seiner Optik mit und macht den ersten Schritt des Züchtens einfach: Die Spitze der leicht eiförmigen Naturkonstruktion kommt nach oben.

Stecken Sie den Samen anders herum in die Erde, muss der Keimling sich erst den Weg nach oben zum Tageslicht über eine Umleitung durch die Erde erkämpfen – und kommt manchmal gar nicht erst dort an. Wichtig ist, dass nur das untere Drittel des Kerns in der Erde steckt – damit sich hier ungestört die Wurzeln bilden.

Zahnstocher als Halterung im Wasserglas

Wenn Sie keine Erde haben, nehmen Sie einfach ein Wasserglas und füllen es zum Teil mit Wasser. Den Kern der Avocado reiben Sie kurz ab und ritzen die Schale der Länge nach leicht mit einem scharfen Messer an. Der Keimling hat es dann etwas leichter auf dem Weg in die Welt. Sie können die bräunliche Außenhaut auch vorsichtig mit dem Messer ganz entfernen.

Avocadokern im Wasserglas
Nur das untere Drittel des Avocadokerns sollte sich im Wasser befinden
© Olya Detry – Shutterstock

Dann stechen Sie rund um das obere Drittel drei oder vier Zahnstocher in gleichen Abständen in den Kern hinein. Nun legen sie den Avocadokern – gesichert durch die Zahnstocher auf dem Glasrand  – in das wassergefüllte Glas. Auch hier sollte nur das untere Drittel im Wasser sein – so wie auch bei der Pflanzvariante in der Erde.

Die Variante fürs Keimen im Wasser, damit Sie den Kern nicht durch die Zahnstocher beschädigen und er eventuell nicht keimt: Nehmen Sie einfach ein Glas mit einem Durchmesser, in dem der Kern praktisch feststeckt und so mit dem unteren Drittel zum Keimen ins Wasser ragt.

Wasser regelmäßig wechseln

Das Wasserglas stellen Sie am besten an einen warmen und dunklen Standort. Den Topf mit dem Kern auch. Der Unterschied: Hier müssen Sie regelmäßig nach der Feuchte der Erde gucken. Ohne ausreichende Flüssigkeitszufuhr wird der Avocadokern nicht keimen. Bestenfalls bringen Sie jeden Tag nur kleine Mengen an Wasser in die Erde ein, damit es keine Staunässe gibt und sich Schimmel im Topf entwickelt. Ein Tipp für das Wasserglas: Wechseln Sie das Wasser alles zwei, drei Tage, damit es frisch bleibt.

Wurzeln brauchen Zeit

Nun müssen Sie etwas Geduld haben. Die Avocado zählt nicht zu den Raketen im Pflanzenreich. Erste Wurzeln bilden sich frühestens nach vier Wochen. Parallel dazu bildet sich meist der Keimling. Hier nicht erschrecken: Der Avocadokern platzt dann in der Mitte auf, damit der Sprössling sich nach oben mit seinen Blättern entwickeln kann, während nach unten fleißig die Wurzeln sprießen.

Avocadokern im Topf nicht in die Erde stecken

Ist der Sprössling gut 15 Zentimeter hoch, können Sie den gesamten Kern gut aus dem Wasserglas nehmen und in einen Topf einpflanzen. Achten Sie darauf, dass nur die Wurzeln in der Erde sind und der eigentliche Kern mit dem Keimling freilegt. Bei der Erdlösung ergibt sich die Kernposition von selbst. Haben Sie den Kern aus dem Wasserglas eingepflanzt, gießen Sie die junge Avocadopflanze mit etwas zimmerwarmem Wasser an.

Avocadokern mit Sämling steckt in einem Topf mit Erde
Wird der Avocadokern mit den Wurzeln in die Erde gepflanzt, sollte der eigentliche Kern samt Keimling freiliegen
© Kirlikedi – Shutterstock

Jetzt sind Sie schon auf gutes Stück weit auf dem Weg zum stolzen Avodacobesitzer vorangekommen. Im Wesentlichen müssen Sie jetzt auf drei Dinge achten, wenn Sie Ihre Avocado züchten wollen:

  • ein heller Standort ohne direkte Sonneneinstrahlung – sonst verbrennen die Blätter
  • ein warmer Platz ohne Zugluft
  • regelmäßiges Gießen, aber Staunässe und Überfeuchte vermeiden

Wo Sie ihre Avocado aufstellen, ergibt sich aus der Herkunft der ursprünglich südamerikanischen Pflanze. Zu kalte Luft oder gar Frost verträgt die Pflanze nicht – liebt aber frische Luft. Gönnen Sie Ihrer Avcocado also gern einen Ausflug nach draußen, sobald es die Temperaturen im Frühjahr oder Sommer zulassen. Eine Dauerpflanze für den Garten ist sie jedoch nicht, sondern bleibt bestenfalls im Topf.

Warmer Standort für Pflanze wichtig

Damit die Wurzeln ausreichend im Topf Platz haben, sollen Sie die Pflanze einmal im Jahr umtopfen. Im Herbst gehört die Avocado wieder ins Haus. Achten Sie auch beim Wintergarten darauf, ob er ausreichend beheizt ist. Kühler als 15 Grad mögen es Avocados nicht.

Pflanze braucht feuchte Luft

Hier kommen wir auch schon zu einem wesentlich Punkt, wenn Sie Avocado züchten wollen. Die Avocadopflanze stammt aus dem Regenwald, braucht also feuchte Luft. Zuhause bekommen Sie das gut mit einem Hand-Zerstäuber hin, der bestenfalls einmal am Tag für einen feinen Wasserschleier auf den Blättern der Avocado sorgt.

Avocado züchten für den Hausgebrauch

Aber selbst dann werden Sie bei der Zucht von Avocados keine Rekordergebnisse in der Höhe erzielen. Immerhin wird der Baum „in der freien Wildbahn“ bis zu 40 Meter hoch. Das macht im Haus oder in der Wohnung Ihre Zimmerdecken nicht mit. Trotzdem macht es Sinn, die Avocadopflanze für ein besseres Wachstum gezielt zu beschneiden. Dafür können Sie:

  • den vierten Blatttrieb mit einer Schere abknipsen, sobald er erscheint
  • die Avocadopflanze entwickelt dadurch mehr Seitentriebe und wird buschiger
  • Seitentriebe ab einer Länge von 15 Zentimetern kappen
  • die Pflanze verzweigt sich dadurch stärker

Trotz aller Pflege neigt die Avocado dazu, schnell mal braune Blattspitzen zu entwickeln oder die unteren Blätter abzuwerfen. Der Grund hierfür kann zu wenig Wasser, trockene Luft oder Nährstoffmangel sein. Auch Staunässe durch zu viel Gießwasser quittiert die Avocado schnell mit Blattverlust. Werden die Blätter im Winter braun, kann die Heizungsluft oder ein zu dunkler Standort der Grund sein.

Früchte erst nach Jahren

Es ist deutlich zu sehen: Wollen Sie Avocado züchten, brauchen Sie vor allem Zeit und ein aufmerksames Auge für die sensible Pflanze. Fühlt sich die Avocado wohl, haben Sie nicht nur einen tropischen Hingucker in der Wohnung, sondern bekommen bestenfalls auch noch eigene Früchte.

Einen Raketenstart können Sie aber auch hier nicht von der Avocadopflanze erwarten. Die botanische Reisezeit bis zur möglichen ersten eigenen Ernte beträgt zwischen fünf und zehn Jahren.

Acht Tipps, wie Sie aus Küchenresten neue Pflanzen ziehen (15323)

Doch ganz egal, ob selbst geerntet oder gekauft: Um durch die Schale ans Fruchtfleisch zu kommen, sollten Sie beim Schneiden der Avocado aufpassen. Allein aus den USA werden jährlich rund 8000 Schnittverletzungen im Zusammenhang mit der Avocado gemeldet und behandelnde Ärzte haben nicht von ungefähr vor kurzem einen neuen Begriff geprägt: Die Avocado-Hand.

Nachrichtenquelle: geo.de

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