Ernährungstrend: Hafermilch: Wie gesund ist der Pflanzendrink?

Bei deutschen Verbraucherinnen und Verbrauchern ist Hafermilch der beliebteste Pflanzendrink. Doch ist Hafermilch tatsächlich eine echte und gesunde Milchalternative? Und welche Zusätze sind im Haferdrink enthalten?

Milch trinken ja, aber nicht von der Kuh. Der Wunsch nach Alternativen zur klassischen Milch kann viele Gründe haben: Von der Lactose-Unverträglichkeit über das Tierwohl bis zum Umweltschutz durch weniger Kühe und damit weniger Methan in der Atmosphäre. Hafermilch bietet hier eine Möglichkeit, ist aber abhängig vom Produkt und persönlicher Konstitution durchaus mit der nötigen Aufmerksamkeit zu genießen.

Hafermilch als Milchersatz

Erfunden hat die Hafermilch im heutigen Sinne der Schwede Rickard Öste. In den 1990er-Jahren hat der Lebensmitteltechnologe mit Haferkörnern experimentiert. Sein Ziel: ein milchähnliches Produkt herzustellen.

Seine Hafermilch sollte beispielsweise Menschen mit einer Laktose-Intoleranz den Milchgenuss wieder ermöglichen – nicht nur zum Trinken, sondern auch beim Backen, Kochen und anderem. Das Ergebnis der Forschungen: ein Hafergetränk und die Firmengründung zusammen mit seinem Bruder Björn.

Haferdrink aus Handarbeit

Dabei ist die Entdeckung der Hafermilch als Ersatz für tierische Produkte durchaus nicht neu. Schon im alten Judentum wurde Hafermilch gern getrunken und galt zu Recht als „parve“: frei von irgendwelchen Tiersubstanzen oder Fleisch. Nur die Herstellung von Hafermilch war in früheren Zeiten weniger maschinell, sondern eher Handarbeit.

Wer seine eigene Hafermilch Zuhause herstellen will, kann das also tun. Vor allem Vegetarier und Veganer schätzen die Eigenschaften von Hafermilch. Je industrieller und ausgefeilter die Produktion wird, desto stärker sollte auf die Inhaltstoffe geachtet werden.

Milchalternative bekommt Zusätze als Inhaltsstoffe

So kann es durchaus passieren, dass industriell weiterverarbeitete Hafermilch verschiedene Dinge enthält, die nicht von jedem Körper freudig begrüßt werden. Der Ursprung sind zwar in der Industrie immer Haferkörner ohne Hülle, die mit Wasser vermengt, gemahlen und bei Bedarf fermentiert werden. Doch dann startet bereits nach dem Homogenisieren und Herausfiltern von festen Bestandteilen eine Reihe von Zusätzen, die in ihrer Bedeutung und Auswirkung sehr unterschiedlich sind.

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Das beginnt mit dem Zusatz von Pflanzenöl, um das wässerige Extrakt zu emulgieren. Dadurch entsteht die weißliche Farbe, die Hafermilch optisch der Kuhmilch so ähnlich macht. Da die Zielgruppen für Produzenten von Hafermilch unterschiedlich sind, gibt es auch verschiedene andere Zusätze, wie zum Beispiel

  • Süßungsmittel
  • Speisesalz
  • Würzmittel
  • Aromen
  • Konservierungsmittel
  • Verdickungsmittel
  • Säuerungsmittel
  • Vitamine wie B12
  • Mineralstoffe wie Calcium (Zusatz der Alge Lithothamnium calcareum)

Während man beim Kauf von Kuhmilch also genau weiß, was darin enthalten ist, sollte man beim Griff zu Pflanzendrinks schon ganz genau hinten auf die Packung schauen und sich die beigemischten Zusätze durchlesen.

Zucker und Gluten in Hafermilch

Nicht jede und jeder mag zum Beispiel Vanille als Geschmacksgeber, extrahierten Zucker als Süßungsmittel oder reagiert erfreut auf Gluten in der Hafermilch, die er oder sie speziell wegen der Lactose-Freiheit gekauft hat. Besonders durch den Anbau des Hafers und glutenhaltige Getreidesorten in der Lieferkette, kann es zu Glutenspuren in der Hafermilch kommen.

Wer also eine Gluten-Unverträglichkeit hat, sollte darauf achten, dass der verwendete Hafer aus einem separaten Anbaugebiet kommt und mit speziellen Maschinen geerntet und verarbeitet wurde. Hinweise dazu finden sich auf den Verpackungen.

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Mit Haferflocken den Pflanzendrink selbst herstellen

Wer sichergehen will, dass in der eigenen Hafermilch kein Gluten enthalten ist, kann Hafermilch auch selbst herstellen. Dazu sind lediglich 100 Gramm glutenfreie Haferflocken, ein Liter Wasser und etwas Salz notwendig:

Die Haferflocken werden püriert und mit dem Wasser in einer Schüssel vermengt. Anschileßend ein paar Stunden im Kühlschrank ziehen lassen. Dann die Flüssigkeit durch feines Sieb oder ein Leinentuch in einen Topf abseihen, um die festen Bestandteile auszufiltern. Die Flüssigkeit im Topf kurz aufkochen lassen und nach Geschmack etwas Salz dazugeben. Danach kann die Hafermilch abkühlen und wird dann in eine verschließbare Flasche gefüllt. Gekühlt ist die Pflanzenmilch gut drei Tage haltbar.

Ballaststoffe, sinkender Cholesterinspiegel und gute Umweltbilanz

Hafermilch lässt sich gut selber herstellen oder wahlweise fertig produziert und homogenisiert haltbar gemacht im Handel kaufen. Weitere Vorteile von Hafermilch: Wer regelmäßig Hafermilch trinkt

  • stärkt durch die enthaltenen Stoffe seine Darm
  • senkt den Cholesterinspiegel
  • schützt und pflegt seine Haut durch das enthaltene Zink
  • unterstützt seine Körper beim Abnehmen – falls gewünscht
  • stärkt Nägel und Haare durch Biotin und Zink
  • stärkt das Immunsystem
  • schläft besser durch eine angeregte Melatonin-Produktion im Körper

Außerdem schont der Konsum die Umwelt: Haferanbau braucht weniger Wasser als zum Beispiel Reis, wenig Pestizide durch ausgeprägte Unkrautresistenz und Hafer kommt oft ohne weite Transportwege aus Deutschland.

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Hafermilch enthält weniger Kalzium als Kuhmilch

Hafermilch ist gesund und enthält viele Vitamine, Ballaststoffe, Mineralien und Antioxidantien. Womit die Pflanzenmilch nicht im Überfluss dienen kann, ist Kalzium und Eiweiß. In Kuhmilch hingegen sind die hohe Eiweißqualität sowie der Kalzium- und Jodgehalt sehr gut, während einige pflanzenbasierte Getränke die Aufnahme von Kalzium sogar beeinträchtigen können.

So gesehen ist die Bezeichnung „Milchersatz“ irreführend. Hafermilch hat als Lebensmittel eine ganz andere Zusammensetzung als klassische Kuhmilch und wird das tierische Produkt mit seinen Nährstoffen nicht eins zu eins ersetzen. Wenn man den Pflanzendrink aber im Kontext der gesamten Ernährung sieht und auch sonst auf eine ausgewogene Ernährung achtet, ist der Verzicht auf Kuhmilch unproblematisch und es entstehen keine Mangelerscheinungen.

„Hafermilch“ als offizielle Bezeichnung verboten

Die persönliche Obergrenze für die tägliche Menge an Hafermilch liegt im individuellen Geschmack und auch der eigenen Konstitution. Wer den Milchersatz gut verträgt, kann davon genau so viel trinken wie aus einer tierischen Quelle. Geachtet werden sollte dabei auf die jeweiligen Zusatzstoffe, die von Produkt zu Produkt variieren. Alternativen zur Hafermilch sind beispielswiese Mandelmilch oder Sojamilch.

Der größte Unterschied von der Hafermilch zur Kuhmilch: Offiziell darf Hafermilch gar nicht mehr Hafermilch heißen. Laut EU-Gesetz ist die Bezeichnung „Milch“ solchen Produkten vorbehalten, die von Tieren stammen. Bei Hafermilch ist das definitiv nicht der Fall. Viele Hersteller sind deshalb auf die Bezeichnung „Haferdrink“ ausgewichen – was der Gesundheit des Pflanzengetränks keinen Abbruch tut.

Nachrichtenquelle: geo.de

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