Plastik im Meer: Pazifik: Fischereiabfälle sind der tragende Teil des Müllstrudels

Unsere Meere sind voll mit Plastik. Forscher haben sich nun einen Müllstrudel im Nordpazifik genauer angeschaut. Und Hinweise auf die Herkunft der Kunststoffe gefunden

Der Großteil des Treibguts im nordpazifischen Müllstrudel lässt sich auf fünf große Fischereinationen zurückführen. So stamme der meiste Kunststoff aus japanischen, chinesischen, südkoreanischen, US-amerikanischen und taiwanesischen Quellen, schreiben Forscherinnen und Forscher im Fachmagazin „Scientific Reports„. Zehntausende Tonnen von Plastikmüll treiben derzeit im nordpazifischen Müllstrudel. Ein großer Teil davon besteht aus Fischernetzen, Seilen und Hartplastikteilen. 

Fachleute gehen von fünf Müllstrudeln aus

Jedes Jahr gelangen Millionen Tonnen von Plastik in die Ozeane. Teils spülen Flüsse den Müll vom Land in die Meere, teils gelangt das Plastik direkt in die Ozeane. Während der Großteil des Plastikmülls sich vermutlich hauptsächlich an den Küsten oder am Meeresboden ansammelt, wird ein kleinerer Teil der Kunststoffabfälle über Meeresströmungen zusammengetrieben und in sogenannten Müllstrudeln angereichert. Fachleute gehen von fünf großen solchen Müllstrudeln aus. Einer davon ist der nordpazifische Müllstrudel: Er ist das Symbol für die Auswirkungen der weit verbreiteten Verwendung von Plastik und seiner Entsorgung in den Weltmeeren. Doch woher stammt das Plastik, das im nordpazifischen Müllstrudel umhertreibt?

Allgemein wird angenommen, dass die meisten Plastikabfälle vom Land stammen. Allerdings wird der Beitrag ozeanischer Müllquellen immer größer. Laut Schätzungen trägt beispielsweise die Fischerei – in Form von im Meer zurückgelassenen Fischernetzen und anderen Fanggeräten – jedes Jahr eine halbe Million Tonnen zur Vermüllung der Meere bei. Dieser Schätzwert ist jedoch veraltet und wurde seit den 1970er-Jahren nicht erneuert.

Fischernetze, Seile und Hartplastikteile

Bei küstenfernen Gebieten wie dem nordpazifischen Müllstrudel sind Herkunft und Ursprung der Abfälle häufig nicht bekannt, da bisher nur kleinere Fragmente von Plastik untersucht wurden. Durch frühere Expeditionen konnte die grobe Zusammensetzung des Treibguts bestimmt werden: Fischernetze, Seile und andere Hartplastikteile machen bis zu drei Viertel der angesammelten schwimmenden Plastikmasse in der Region aus. Während das genaue Herkunftsland von Fischernetzen schwer nachvollziehbar ist, geben Hartplastikobjekte mit einer Größe von über fünf Zentimetern oft Aufschluss über ihre geografische Herkunft.

Im Rahmen einer Kampagne der niederländischen Non-Profit-Organisation „The Ocean Cleanup“ sammelte das Forschungsteam um Laurent Lebreton über 6000 Hartplastikteile (insgesamt 547 Kilogramm) aus dem nordpazifischen Müllstrudel. Die Fragmente wurden sortiert und auf ihre Herkunft analysiert. Dabei machten Fischernetze und Fanggeräte für Aquakulturen 26 Prozent aller analysierten Fundstücke aus. Kunststoffschwimmer und Bojen, Flaschenverschlüsse sowie Haushaltsgegenstände wie Behälter, Dosen und Körbe ließen sich ebenso identifizieren. Ein Drittel des Mülls konnte jedoch nicht einer eindeutigen Kategorie zugeteilt werden.

Der Müll stammt vor allem aus Asien

Auf über 200 Plastikstücken konnte das Forschungsteam Schrift in einer bestimmten Sprache entdecken. Dabei gehörten vor allem Chinesisch und Japanisch zu den häufigsten Sprachen, gefolgt von Englisch und Koreanisch. Bei insgesamt 232 Plastikteilen konnte die Herkunft anhand von Sprache, Text, Firmenname oder Logo nachgewiesen werden. Bei anderen Fundstücken war die Herkunft nicht zu ermitteln, zum Beispiel da das darauf identifizierte Unternehmen international produziert. Schließlich ermittelten die Forscher die fünf Herkunftsländer mit dem größten Plastikaufkommen im nordpazifischen Müllstrudel: Japan, China, Korea, die USA und Taiwan. Dabei stammte rund je ein Drittel des untersuchten Mülls aus Japan und China. Die Ergebnisse des Forschungsteams bestätigen frühere Studien von 2015.

Um nachzuvollziehen, wie und wo die Plastikteile ins Meer gelangt sind, nutzten die Wissenschaftler ein Computermodell. Dabei stellten sie fest, dass der Großteil der Hartplastikteile mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht über Flüsse oder Küstenstädte, sondern über Fischereiaktivitäten direkt ins Meer gelangt sein musste. Sowohl China, Japan, Südkorea, die USA als auch Taiwan sind industrialisierte Fischereinationen im Nordpazifik. Auf sie entfielen in der Studie 87 Prozent der simulierten Fischereiaktivitäten, die zum nordpazifischen Müllstrudel beitragen.

Nachrichtenquelle: geo.de

Zum Artikel: Plastik im Meer: Pazifik: Fischereiabfälle sind der tragende Teil des Müllstrudels

You may also like