Beziehungen: Warum es Erwachsenen so schwerfällt, Freundschaften zu schließen

Während Kinder und Jugendliche schnell neue Freundschaften schließen, tun sich Erwachsene häufig schwer damit. Warum das so ist und weshalb Freunde so wichtig für uns sind

„Lass uns Freunde sein!“ – Ein Satz, so einfach, so schön und so bedeutsam. Was uns früher im Kindesalter noch so leicht über die Lippen kam, verkommt mit zunehmendem Alter zu einer immer komplizierteren Angelegenheit. Denn während neue Freundschaften bei Kindern und Jugendlichen ganz oben auf der Prioritätenliste stehen, verschiebt sich der Fokus häufig im Erwachsenenalter.

Karriereziele bei der Arbeit, die Organisation der Familie, Betreuung der Eltern, Sport und beständige Aufgaben wie der Haushalt oder die kommende Steuererklärung bestimmen den Alltag vieler Erwachsener. Die Zeit für Freundschaften ist rar gesät, neue Freundschaften zu schließen noch schwieriger.

Freundschaften brauchen Zeit

Dabei ist Zeit der wohl wichtigste Faktor, um eine Beziehung zu einem anderen Menschen aufzubauen. Zeit für gemeinsame Erlebnisse, die Nähe schaffen und für Treffen, die Raum für lange Gespräche geben. Zeit für sich.

Im Kindes- und Jugendalter wächst der Freundeskreis fast wie von selbst. Im Kindergarten, in der Schule und im Sportverein trifft man ständig auf neue Menschen, die einem ans Herz wachsen – oder mit denen man zumindest gemeinsame Interessen teilt, die verbinden. Es bilden sich immer wechselnde Gruppen, mit denen man einen Großteil seiner Zeit verbringt.

Lass uns doch Freunde sein

Im Erwachsenenalter sind diese Bedingungen für das Entstehen von Freundschaften erschwert. Die Menschen, die wir ganz automatisch regelmäßig treffen, sind Kolleginnen und Kollegen. Doch von der beruflichen Ebene auf eine freundschaftliche Basis zu gelangen, ist kein Selbstläufer. Viel zu vielschichtig sind die Rollen, Hierarchien und Erwartungen an die eigene Person im Job.

Kinder hingegen lernen einander unbeschwert kennen, ohne sich groß Gedanken zu machen, aber mit einer leisen Ahnung davon, was zählt. Das macht es ihnen viel einfacher, Nähe zuzulassen und schnell Freundschaft zu schließen.

Tiefe Freundschaften tun der Gesundheit gut

Dass Erwachsene sich hin und wieder von dieser Einfachheit etwas abschauen sollten, bestätigen auch Ärzte und Wissenschaftlerinnen. So kam eine Studie der australischen Flinders-Universität zu dem Ergebnis, dass Freunde gut fürs Herz und fürs Immunsystem sind, denn beides stärken sie. Wer hingegen ganz ohne Freundschaften lebt, schade sich in etwa so, als würde er rauchen. Freundschaften haben damit einen erheblichen Einfluss auf die eigene Lebenserwartung.

Freunde in der Pandemie

Auch für unser emotionales Wohlbefinden sind Freundschaften, die meist wesentlich zweckfreier angelegt sind als Partnerschaften, enorm wichtig. Freunde sind die Menschen, die uns anlasslos zum Essen einladen. Die auch dann mit uns reden, wenn wir uns gerade nicht unterhaltsam fühlen. Die alles über uns wissen und nichts davon jemals gegen uns verwenden würden. Diese Menschen wissen nicht nur, wer wir sind, sondern auch, wer wir einmal waren. Sie kennen die Baustellen und Macken, die glücklichen wie die unglücklichen Zeiten.

Natürlich brauchen nicht alle Menschen die gleiche Dosis an Freundschaft. Im Gegenteil, manche sind sogar auch ganz glücklich mit sich allein. Den meisten Menschen aber hilft es, mit anderen verbunden zu sein und sich aufgehoben zu fühlen.

Nachrichtenquelle: geo.de

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