Brief an Umweltministerium: Tierschützer fordern Verbot für Jagdtrophäen

Die Trophäenjagd auf gefährdete Tiere ist vielfach noch immer legal. Das schockiert nicht nur Tierschützer. Eine Organisation wendet sich direkt an die Bundesumweltministerin und fordert Konsequenzen

Angesichts bestimmter bedrohter Tierarten fordert die Weltnaturschutzunion (IUCN) die Bundesregierung auf, den Import sogenannter Jagdtrophäen nach Deutschland zu verbieten. Das geht aus einem Brief an Bundesumweltministerin Steffi Lemke(Grüne) hervor, den eine Fachgruppe der Nichtregierungsorganisation am Donnerstag an das Ministerium übermittelt hat. Jagdverbände kritisierten die Forderung.

Die Tierschützer sehen dem Brief zufolge eine Verantwortung der Bundesregierung darin, das Töten von geschützten Tieren, die von Jägern als Trophäen mit nach Deutschland gebracht werden, zu verhindern. Die Gruppe wende sich an Lemke, um sie „dafür zu gewinnen, dass Deutschland seine Rolle in der globalen Trophäenjagdindustrie ändert“, heißt es unter anderem in dem Brief.

Unterstützung erhält IUCN von 14 weiteren Organisationen, darunter Peta Deutschland und Pro Wildlife, sowie der bekannten britischen Forscherin und UN-Friedensbotschafterin Jane Goodall.

Nach Angaben des Bundesamts für Naturschutz gab es im vergangenen Jahr 471 Einfuhren von Jagdtrophäen geschützter Tierarten nach Deutschland. Wie das Amt auf dpa-Anfrage weiter mitteilt, handelt es sich dabei aber um vorläufige Zahlen, da die endgültigen Daten erst im August feststünden.

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Dem Bundesamt zufolge waren im Jahr 2020 insgesamt 518 Jagdtrophäen nach Deutschland gebracht worden, für das Vorpandemiejahr 2019 zählt die Behörde 784 Vorgänge. Den bislang bekannten Daten für das Jahr 2021 zufolge gehörten Namibia, Südafrika und Tansania zu den häufigsten Herkunftsländern solcher Tier-Trophäen.

„Die Tatsache, dass die Trophäenjagd auf seltene und gefährdete Tierarten immer noch legal ist, ist absolut schockierend! Ich appelliere an die deutsche Bundesregierung, die Einfuhr von Jagdtrophäen zu verbieten“, erklärte die Forscherin Goodall. Ihr Herkunftsland Großbritannien hatte Ende des vergangenen Jahres erklärt, die Einfuhr von Jagdtrophäen per Gesetz verbieten zu wollen.

Umweltministerin Lemke hatte selbst im März 2021 als damalige naturschutzpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion die Jagdtrophäen-Praxis als „absurd“ kritisiert. Als Bundesumweltministerin hat sie sich nach Angaben einer Sprecherin von Pro Wildlife bislang noch nicht zu der Forderung nach einem Einfuhrverbot positioniert.

Allerdings ist das Thema innerhalb der IUCN umstritten. Es gebe in einer Reihe von Ländern Beispiele für Korruption, mangelnde Transparenz, übermäßige Quoten, illegale Jagd und schlechte Überwachung, heißt es in einem IUCN-Papier. Legale gut regulierte Trophäenjagdprogramme könnten aber eine wichtige Rolle spielen für den Schutz der Wildtiere und für den Lebensunterhalt der lokalen Bevölkerung.

Umweltministerium will Jagdtrophäen-Import einschränken

Wenige Tage später hat das Umweltministerium auf den Brief der Tierschützer zwar reagiert – aber kein generelles Verbot in Aussicht gestellt. Das Bundesumweltministerium will nach eigenen Angaben die Importe von sogenannten Jagdtrophäen geschützter Tierarten nach Deutschland weiter einschränken.

„Auf Basis artenschutzfachlicher Maßgaben wollen wir die Importe von Jagdtrophäen geschützter Arten möglichst insgesamt reduzieren“, teilte das Ministerium auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. „Im Einzelfall“ will es den Import von Jagdtrophäen auch ganz verbieten, insbesondere dann, „wenn Zweifel an Nachhaltigkeit und Legalität der Jagd bestehen“.

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Der jagdpolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Karlheinz Busen, bremste. „Zur Trophäenjagd haben wir im Koalitionsvertrag bewusst keine Regelung getroffen. Es wird in dem Bereich nur das umgesetzt, was im Koalitionsvertrag vereinbart steht“, sagte er in Berlin. „Jagd ist gelebter Natur- und Artenschutz. Jagdreisen stärken das Bewusstsein für gesunde Wildbestände in anderen Ländern – und bringen zudem mehr Wohlstand. Daher ist der Vorschlag eines Verbots oder einer Einschränkung der Trophäenjagd kontraproduktiv und wird nicht umgesetzt.“

Der Internationale Jagdrat (CIC) in Deutschland und der Deutsche Jagdverband (DJV) warnten in dieser Woche vor negativen Konsequenzen, die ein generelles Einfuhrverbot von Jagdtrophäen etwa für den Lebensunterhalt der Menschen in den Herkunftsländern hätte. „Es wird an keiner Stelle gesagt, woher der Ersatz für den Einkommensverlust kommen soll“, sagte Stephan Wunderlich, Koordinator für Internationale Jagdangelegenheiten und Artenschutz vom CIC und DJV. Ohne langfristige Alternative sei es „absurd“, über ein Importverbot zu diskutieren.

Nachrichtenquelle: geo.de

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