Klimawandel: Astronomie verursacht jährlich mehr als 20 Millionen Tonnen Klimagase

Die Emissionen der Astronomie sind zwar weit entfernt davon, „astronomisch“ zu sein. Doch der Weg zu echter Nachhaltigkeit ist noch weit. Das zeigt nun eine neue Studie

Satelliten liefern wertvolle Hinweise über das Klima, über Veränderungen auf der Erdoberfläche ebenso wie über die Ausdehnung und Dicke von Eisflächen. Doch um die Kundschafter in ihre Erdumlaufbahn zu bringen, sind nicht zuletzt Raketenstarts erforderlich, bei denen in Sekunden tonnenweise Treibstoff verbrannt wird. Und nicht nur das.

Forschende haben nun erstmals überschlagen, für wie viele Emissionen die Astronomie insgesamt verantwortlich ist. Wie ein Team um Jürgen Knödlseder vom Zentrum für Weltraum- und Strahlungsforschung in Toulouse im Fachblatt Nature Astronomy berichtet, entfallen insgesamt 20,3 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente – das sind alle Emissionen, umgerechnet auf die Klimaschädlickeit von CO2 – auf das Konto von astronomischen Forschungseinrichtungen in aller Welt. Das entspricht den Verkehrsemissionen eines Landes wie Österreich.

Wenig überraschend: Es sind es vor allem Missionen, für die Raketenstarts erforderlich sind, die mit mindestens einem Drittel an dieser Summe den größten Anteil haben. So verursacht allein die Mission rund um das James-Webb-Weltraumteleskop jährlich mindestens 300.000 Tonnen CO2-Äquivalente. Knapp 20 Prozent der Emissionen der ganzen Branche entfallen der Studie zufolge auf beruflich bedingte Flugreisen. Hinzu kommen weitere Posten, wie etwa der Betrieb von Teleskopen, die Emissionen von Servern, Büroheizungen oder Konferenzen.

Im Durchschnitt 36 Tonnen Klimagase pro Kopf

Umgerechnet ergeben sich laut der Studie für 30.000 weltweit tätige Forschende rund 36 Tonnen CO2-Äquivalente pro Kopf und Jahr. Für sein eigenes Labor kam Knödlseder sogar auf 50 Tonnen. Zum Vergleich: Die privaten Pro-Kopf-Emissionen belaufen sich in Deutschland auf durchschnittlich zwölf Tonnen pro Jahr. 

Von der Genauigkeit, mit der Weltraumteleskope messen und abbilden, ist die Studie gleichwohl weit entfernt. Die Autorinnen und Autoren gehen selbst nur von einer Genauigkeit ihrer Schätzwerte von 80 Prozent aus. Weitere, detailliertere Untersuchungen seien erforderlich.

Unkonventionell mutet der Vorschlag der Forschenden zum Gegensteuern bei den Emissionen an: Die Astronomie solle sich „entschleunigen“. Kurzfristig könne nur eine Verlangsamung beim Aufbau der für die Erforschung des Alls erforderlichen Infrastruktur helfen. Aber auch die wissenschaftliche Arbeit selbst könne langsamer – und dafür gründlicher – werden. So könnte vermehrt mit Archiv-Daten gearbeitet werden. Auch eine Verringerung des Drucks, in Fachmagazinen zu veröffentlichen, könne helfen, die Emissionen der Branche zu reduzieren.

Die gute Nachricht, so die Autorinnen und Autoren, sei, dass es beim Aufbau von Infrastruktur keinen Imperativ gebe. „Heute ist die Rate bestimmt durch unsere Vorstellungskraft, aber auch durch die zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel.“ Morgen müsse sie bestimmt sein durch Nachhaltigkeit.

Nachrichtenquelle: geo.de

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