Keime: Warum besonders Küchenschwämme Bakterien anziehen – und Spülbürsten nicht

Ein Forscherteam hat herausgefunden, warum Schwämme bei Einzellern so beliebt sind. Und verrät, was die hygienischere Alternative ist

An welcher Stelle im Haus befinden sich die meisten Keime? In der Kloschüssel, werden viele antworten. Vielleicht fällt der Verdacht auch noch auf das schon etwas mitgenommene hölzerne Schneidbrett. Dabei ist für Forscher*innen der Küchenschwamm der Hauptverdächtige.

Ein Forscherteam der Hochschule Furtwangen fand in einem Kubikzentimeter mehr als 360 verschiedene Arten von Bakterien – bis zu 50 Milliarden insgesamt. Konzentrationen, wie sie sonst nur in Stuhlproben zu finden sind.

Nun hat ein weiteres Forscherteam untersucht, wie es zu einer solchen außergewöhnlichen Artenvielfalt kommen kann. Das Ergebnis der Studie, die im Magazin Nature Chemical Biology veröffentlicht wurde: Küchenschwämme sind mit ihren unterschiedlich großen Löchern und Hohlräumen ein regelrechter Keim-Brutkasten. Und es sind nicht nur die flüssigen Nahrungsmittelreste, das feuchte und gleichzeitig luftdurchlässige Milleu, die den Schwamm für Einzeller so attraktiv machen.Küche ausmisten

Bakterien leben, je nach Art, eher gesellig oder einzelgängerisch. Das Team um den Biologen Lingchong You von der Duke University in North Carolina (USA) setzte in Versuchen verschiedene Escherichia coli-Stämme ein. Auf verschiedenen Platten mit sechs bis zu 1536 Vertiefungen verteilten die Forschenden dieselbe Menge Bakterien. Nach 30 Stunden untersuchten sie die Anzahl der Keime und die Zahl der Stämme.

Bakterien besuchen gerne die Party, die zu ihnen passt

Das Ergebnis: In den Schalen mit nur wenigen Näpfchen hatten nur die sozialen Bakterien überlebt. Die einzelgängerisch lebenden Arten waren verdrängt worden. Auf den Schalen mit den meisten separaten Näpfchen dagegen konnten die sozialen Bakterien nicht überleben. Denn sie waren von Anfang an einfach zu wenige. Als optimal erwies sich eine mittlere Zahl von separaten Kammern. Bedingungen also, wie sie annähernd auch im Küchenschwamm anzutreffen sind.

„Rückblickend ist das sehr intuitiv“, sagt You dem Magazin Science News. „Das Prinzip, das wir identifiziert haben, gilt für alle Mikroben-Gemeinschaften.“ In weiteren Experimenten mit Küchenschwämmen konnte das Forschungsteam zeigen, dass die praktischen Küchenutensilien sogar eine größere Artenvielfalt hervorbrachten als Kulturen in einer Nährlösung.

Zum Glück, so die Autor*innen, sind die Bakterien im Küchenschwamm in der Regel nicht gesundheitsschädlich für den Menschen. Vorschicht ist allerdings beim Umgang mit Fleisch und Fisch geboten: Auch die gefürchteten Salmonellen finden in der Schwamm-Struktur ein ideales Zuhause.

Die Lösung ist allerdings einfach: Im Vergleich zu einem Schwamm bietet eine Abwaschbürste weitaus weniger Räumlichkeiten für die Bakterien-Party.

Nachrichtenquelle: geo.de

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