Wetter-Apps und Widgets: Was die Angabe der Regenwahrscheinlichkeit bedeutet und wie sie zu verstehen ist

Der Blick auf das Smartphone und die dort angezeigte Wetterprognose gehört für viele zur morgendliche Routine, bevor sie das Haus verlassen. Neben Angaben wie der Temperatur und den Sonnenstunden, sorgt der Hinweis zur Regenwahrscheinlichkeit jedoch schnell für Verwirrung

Blicken wir auf unser Smartphone und nutzen Wetter-Apps, so möchten wir möglichst viele und leicht verständliche Infos in kurzer Zeit erhalten. Wir sind es gewohnt, mit einem Blick die Lage zu erfassen – so auch beim Wetter. Viele Wetter-Apps sind deshalb ähnlich aufgebaut: ein Wettersymbol zeigt etwaige Wolken oder strahlenden Sonnenschein an, daneben liefern zwei, drei Zahlen zusätzliche Infos für den Vorhersagezeitraum.

Näher werden die Werte allerdings nicht erläutert. Wie verlässlich die in der App angezeigte Wetterprognose also wirklich ist, bleibt offen. Besonders der Wert „Regenwahrscheinlichkeit“, der meist mit einem Regensymbol und einer Prozentzahl gekennzeichnet ist, ist vielen ein Rätsel. Es ist nicht leicht, sich unter Wahrscheinlichkeiten etwas vorzustellen. Wer weiß schon, was „Regenwahrscheinlichkeit: 40 Prozent“ bedeutet?

Regenwahrscheinlichkeit errechnet sich aus der Vergangenheit

Anders, als es viele vielleicht vermuten würden, handelt es sich dabei nicht um einen Blick in die Wetter-Zukunft, sondern um einen Blick zurück in die Vergangenheit. Die Meteorologinnen und Meteorologen meinen nämlich damit: Bei der vorhergesagten Wetterlage hat es an dem jeweiligen Ort in der Vergangenheit in vier von zehn Fällen geregnet.

Was können Wetter-Apps? (19093)

Markus Valk vom Deutschen Wetterdienst fügt hinzu: „Es ist damit also nicht ausgesagt, dass 40 Prozent des Zeitraumes des morgigen Tages verregnet sein werden und auch nicht, wie viel es regnen soll.“ Hinter dem Wert könnten sich also kräftige Schauer verbergen – oder auch bloß ein paar Regentropfen. Gilt der angezeigte Prozentwert der Regenwahrscheinlichkeit für den ganzen Tag und nicht etwa für eine Stunde, so wird die Vorhersage noch ungenauer.

Neben der Wahrscheinlichkeit ist die Niederschlagsmenge entscheidend

Wer es genauer wissen will, sollte daher auf die prognostizierte Niederschlagsmenge schauen. Diese zeigt allerdings nicht jeder Smartphone-Wetterdienst an. Die drohende Niederschlagsmenge ist der entscheidende Faktor, wenn es um die Tagesplanung geht.

Liegt die Regenwahrscheinlichkeit beispielsweise bei 80 Prozent, aber sind nur äußerst geringe Niederschlagsmengen zu erwarten, wird man wahrscheinlich trotzdem zur geplanten Fahrradtour aufbrechen können. Anders sieht es vielleicht bei einer Regenwahrscheinlichkeit von 60 Prozent und großen Mengen Niederschlag aus.

Schneeballerde

Meteorologe Björn Alexander, der auch als Moderator in der n-tv Wetterredaktion tätig ist, erklärt, wie Informationen zur Regenmenge zu verstehen sind: „Grundsätzlich spielt bei Niederschlagsereignissen die Zeit, in der der Regen fällt, eine entscheidende Rolle. Lesen Sie beispielsweise Werte von 15 Litern Regen pro Quadratmeter innerhalb eines Tages, dann könnte das ein Landregen sein, den die Natur mit Wohlgefallen aufnimmt. Geht es dagegen um 15 Liter in einer Stunde, dann ist das schon mal ein Wert, der einem Gewitterschauer entsprechen kann. Sind es 20 bis 40 Liter oder mehr, dann sind auch Überflutungen relativ sicher. In Deutschland messen wir übrigens übers Jahr gesehen häufig Regenmengen zwischen 400 und 700 Litern auf jeden Quadratmeter.“

Regenradare im Blick behalten

Wer sich bei einer relativ geringen Regenwahrscheinlichkeit noch zusätzlich absichern möchte, sollte abseits des Wetter-Widgets auf dem Smartphone auch einen Blick auf das Regenradar werfen. Markus Valk vom Deutschen Wetterdienst: „Für die nächsten zwei Stunden ist die Betrachtung der Regenradars zu empfehlen. Es tastet alle fünf Minuten die Atmosphäre nach Niederschlägen ab. Daraus berechnen wir eine Niederschlagsvorhersage für die nächsten zwei Stunden. Das ist aber vielmehr eine Weiterberechnung der Bewegung des Niederschlags der letzten Stunde.“

Und wer weiter in die Zukunft blicken und dabei eine möglichst genaue Wetterprognose bekommen möchte? „Bei Vorhersagen über mehrere Tage geht der Weg nur über Vorhersagemodelle mit den entsprechenden Stärken und Schwächen. Natürlich gibt es Ansätze, die Prognosen mit künstlicher Intelligenz zu verbessern. Ein recht vielversprechender Prozess. Dabei ist der limitierende Faktor aber immer auch die Kapazität der Großrechner. Denn je komplexer und damit genauer Vorhersageprozesse werden, umso rechenintensiver sind so auch“, meint Meteorologe Björn Alexander aus der n-tv Wetterredaktion.

Nachrichtenquelle: geo.de

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