Edelsteine: Wie sich synthetische Diamanten erkennen lassen

Der Diamant gilt als „König aller Edelsteine“. Er funkelt, glitzert und kostet eine Menge Geld – sofern er natürlich ist. Doch immer mehr Diamanten werden im Labor gezüchtet. Mit dem bloßen Auge sind die Unterschiede nicht zu erkennen. Wohl aber mit der richtigen Technik

Rund 150 000 Euro hält Jeanette Fiedler mit einer Pinzette fest. Im Licht funkeln sie. Denn der Diamant, 3,53 Karat, ist perfekt geschliffen und kann so die Lichtstrahlen der Deckenleuchte vielfältig brechen. Es ist ein echter.

Das verrät aber nicht das Funkeln. Auch künstlich hergestellte, sogenannte synthetische Diamanten, die deutlich billiger sind, tun das. „Die gleichen echten Diamanten im Aussehen und man kann sie sogar in jeder Qualität herstellen“, sagt die Geschäftsführerin der Stiftung Deutsches Diamant Institut (DDI) in Pforzheim.

Weil das so ist und die Hersteller immer bessere Produkte liefern, hat Fiedler technisch aufrüsten müssen: Moderne Geräte stehen im Labor. Sie helfen Fiedler und ihrer Kollegin Lore Kiefert, synthetische von echten, natürlichen Diamanten zu unterscheiden.

Aufwendiges Prüfungsverfahren der Diamanten

Letztere können unter UV-Bestrahlung bläulich strahlen. Eine kleine Box zeigt synthetische mit knalligem Rot an. Jene, bei denen es unklar ist, werden grün umkreist. Hier ist weitere Prüfung angesagt.

Mit Hilfe von Infrarotlicht prüft Kiefert beispielsweise, welche anderen Elemente als Kohlenstoff – zum Beispiel Stickstoff – in welchem Verhältnis in den Diamanten eingeschlossen sind. Anhand solcher Informationen werden die Steine bestimmten Kategorien zugeordnet. Fachlich wird dies mit Kristallstruktur bezeichnet.

Seit 1976 gibt es das DDI. Vor allem für Fachhändler werden hier – wie auch in anderen Laboren – Diamanten geprüft. Fiedler nimmt als Sachverständige zudem Erbstücke unter die Lupe – oder besser: unters Mikroskop. Schon im UV-Licht zeigt sich zum Beispiel an einem Armreif: Nicht jeder Diamant leuchtet bläulich. „Da ist vielleicht mal ein Stein verloren gegangen und wurde vielleicht auch aus Kostengründen durch einen synthetischen ersetzt“, vermutet Fiedler. Von „falschen“ Diamanten spricht sie nicht.

Drei natürliche und ein synthetischer Diamant auf dem Monitor eines Diamantprüfgeräts
Bei der DDI Stiftung Deutsches Diamant Institut sind auf dem Monitor eines Diamantprüfgeräts drei natürliche Diamanten (in blau dargestellt) und ein synthetischer Diamant (in grün dargestellt) zu sehen
© Uli Deck/dpa

„Mit dem Thema synthetische Diamanten wird das zunehmend wichtig“, sagt Joachim Dünkelmann, Geschäftsführer des Bundesverbands der Juweliere, Schmuck- und Uhrenfachgeschäfte. Wo es große Preisspannen gebe, entstünden auch kriminelle Energien. Wer aber gut qualifizierte Mitarbeiter habe, brauche die externe Expertise nicht. Auch nicht, wenn man einen guten Lieferanten habe – der bringe Nachweise mit.

Dennoch seien solche Experten wichtig, sagt Dünkelmann. „Wir verkaufen Emotionen und sehr wertvolle Produkte.“ Solche Geschäfte schließe man auch nicht mal eben auf einer Online-Plattform ab.

Erst kürzlich wurde ein seltener und besonders großer schwarzer Diamant bei einer Auktion in London für umgerechnet rund 3,7 Millionen Euro versteigert. Der 555,55 Karat schwere Stein „Enigma“ sei der größte geschliffene Diamant, der je versteigert worden sei, teilte das Auktionshaus Sotheby’s mit.

Synthetische Diamanten in Deutschland eher unbeliebt

Um synthetische Diamanten herzustellen, braucht man vor allem extrem hohen Druck und Temperaturen, um Kohlenstoff zu pressen. Das wiederum erfordert neben der Technik hohen Energieaufwand. Heißt: hohe Kosten.

Doch das kann sich lohnen: Synthetische Diamanten in der Größe eines Einkaräters mit einem Durchmesser von etwa sechs Millimetern in Schmuckqualität seien schon für 800 Euro zu haben, sagt Fiedler. Natürliche Diamanten in mittlerer Schmuckqualität gibt es für 5000 bis 6000 Euro. Synthetische Diamanten seien keine Wertanlage und hätten keinen Wiederverkaufswert. „Aber auch für relativ kleines Geld kann man sich so ein Schmuckstück leisten, das aussieht wie ein echter Diamant.“ Ihr Aussehen soll so perfekt sein wie bei echten: „Das ist wie mit der Banane“, so Fiedler. „Krumm will keiner haben.“

Kapitalozän-Interview

Während es im Ausland wenige Probleme gebe, echte und synthetische Diamanten zu mischen, sei Deutschland anders aufgestellt, sagt sie. „Hier gibt es immer noch ein klares Schwarz-Weiß-Denken.“ Das hänge wohl damit zusammen, dass Diamanten einen hohen immateriellen Wert haben – zum Beispiel bei Hochzeiten als Symbol für die Ewigkeit.

Das Thema beschäftigt seit geraumer Zeit nicht zuletzt auch die Schmuck- und Uhrenindustrie in Deutschland. Verlässliche Zahlen zu echten und Labor-Diamanten gibt es laut Bundesverband der Edelstein- und Diamantindustrie allerdings keine. Die Branche sei sehr verschwiegen, argumentiert Geschäftsführer Jörg Lindemann.

Technik versus Expertise

Die Arbeit des Labors sei für die Händler und Endkunden wichtig, um Sicherheit zu haben, sagt Fiedler. In Fernsehsendungen entsteht manchmal der Eindruck, solche Untersuchungen mit bloßem Blick abgeben zu können. Tatsächlich hätten viele Juweliere sich für solche ersten Einschätzungen weitergebildet. Auch das DDI bietet Schulungen an. Doch wenn es ans Eingemachte geht, braucht es Fachwissen etwa über Wärmeleitfähigkeit und Fluoreszenzverhalten sowie die nötige Technik.

Der National Diamond Council listet die unterschiedlichsten Geräte auf seiner Homepage auf. Manche kosten etwas über 1000 Euro, für andere werden fünfstellige Preise angegeben oder man muss den Händler selbst anfragen – was nicht für Schnäppchen spricht. Es sei nicht für jeden Juwelier oder Goldschmied und auch nicht für jedes Labor sinnvoll, sich die teuersten Maschinen anzuschaffen, sagt Fiedler.

Im Regelfall dauere eine Untersuchung für ein ausführliches Zertifikat zwei Stunden. Die Expertise koste 150 bis 200 Euro. Geht es nur um die Frage der Echtheit, gehe es deutlich schneller.

Nachrichtenquelle: geo.de

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