Phobien: Skorpione könnten die Ursache unserer Angst vor Spinnen sein

Warum fürchten wir uns vor Spinnen, obwohl die meisten von ihnen ungefährlich sind? Verantwortlich dafür, so ein Forscherteam aus Tschechien, könnten nahe Verwandte der Spinnen sein

Dem unangenehmen Gruselgefühl, das uns beim Anblick von Spinnen packt, können sich nur wenige entziehen. Unscheinbare Krabbler im Garten mögen viele noch tolerieren. Aber fast handtellergroße Hauswinkelspinnen, die uns im Keller hastig über den Weg laufen, schicken wohl den meisten Menschen eine Gänsehaut über den Rücken. Zwischen zwei und sechs Prozent aller Menschen leiden Studien zufolge sogar unter einen Spinnenphobie. Warum ist das so?

Diese Frage beschäftigt die Forschung schon lange. Denn einen plausiblen Grund dafür gibt es nicht. Schließlich gibt es in Deutschland bis auf die Zebraspinne kaum Spezies, die uns gesundheitlich gefährlich werden könnten. Und auch weltweit gibt es weit mehr harmlose Arten als gefährliche. Forscher*innen schätzen, dass lediglich 0,5 Prozent aller Spinnenspezies für den Menschen gefährlich sein können. Auch der Blick auf die Evolutionsgeschichte bringt keine Klarheit. Denn die gefährlichsten Spinnen lebten nicht in der Umgebung der ersten Menschen.

Ein Team der tschechischen Karls-Universität ist nun unserer etwas neurotisch anmutenden Wahrnehmung von Spinnen auf den Grund gegangen. Für ihre im Fachmagazin Scientific Reports veröffentlichte Studie zeigten sie 300 Versuchspersonen lebende Exemplare von 62 verschiedenen Gliederfüßern, darunter Spinnen, Skorpione, Kakerlaken, Ohrwürmer, Heuschrecken, Krabben und Käfer. Auf einer Skala von null bis sieben sollten die Proband*innen ihre Angst, Ekelgefühle und den Eindruck von Schönheit einstufen.

Wenig überraschend, konnten Käfer und Krabben besonders bei der Schönheit punkten. Spinnen, Skorpione und andere Arachniden dagegen rankten bei „Angst“ und „Ekel“ am höchsten. Und je größer, desto höher.

Kieferklauenträger werden einheitlich als eklig empfunden

Auffallend ist dem Forscherteam zufolge, dass die Kieferklauenträger (Chelicerata) – zu denen die Spinnen und die Skorpione gehören – insgesamt als eine zusammenhängende, „unangenehme“ Gruppe innerhalb der Gliederfüßer wahrgenommen wurden. Da die Spinnen, evolutionär gesehen, als Hauptverantwortliche für die angeborene Angst vor ihnen wenig plausibel sind, fiel der Verdacht der Forscher*innen auf die Skorpione.

Tatsächlich waren Skorpione den Menschen wohl schon immer gefährlicher als Spinnen. Auf deren Konto gehen heute rund 200 Todesfälle jährlich. An den Stichen von Skorpionen dagegen sterben mehr als zehn Mal so viele Menschen. Zudem waren Skorpione auch in den ersten Tagen der Menschheit schon in Afrika und Nahost heimisch.

Die These der Wissenschaftler*innen: Die ursprüngliche, berechtigte Angst vor Skorpionen könnte sich auf andere Kieferklauenträger übertragen haben. Unsere heutige Gänsehaut beim Anblick von harmlosen Spinnen reflektiert demnach Hunderttausende von Jahren einer realen Gefahr.

Nachrichtenquelle: geo.de

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