Touristenmagnet: Brücke von Stararchitekt muss aufwendig saniert werden – weil ständig Menschen ausrutschen

Weil Tausende Touristen und Einheimische auf ihr ausrutschten, bekommt der prestigeträchtige Entwurf von Architektur-Ikone Santiago Calatrava nun einen neuen Belag

Wenn Städte Stararchitekt*innen engagieren, ist das nicht immer der Beginn einer Erfolgsgeschichte. Jüngstes Beispiel: Venedig. Die Lagunenstadt hatte die spanisch-schweizerische Architektur-Ikone Santiago Calatrava für den Entwurf einer neuen Brücke über den berühmten Canal Grande gewonnen. Seit 2008 verbindet die 94 Meter lange Ponte della Costituzione („Brücke der Verfassung“) nun den Bahnhof Santa Lucia mit der Piazzale Roma. Doch der futuristisch anmutende Bau stand von Anfang an unter keinem guten Stern.

Nicht nur, dass das Bauwerk schon bei der Einweihung 4,6 Millionen Euro mehr gekostet hatte als ursprünglich veranschlagt. Es erwies sich – wohl nicht ganz überraschend – als nicht barrierefrei. Eine eigens nachgerüstete Gondel sollte die Überquerung auch für Rollstuhlfahrer*innen ermöglichen. Die 1,8 Millionen Euro teure Lösung entpuppte sich aber als so unpraktisch, dass sie schon nach nur sechs Jahren in Betrieb wieder demontiert wurde. Schlimmer noch: Der durchsichtige, großflächig verlegte Glasbelag der Brücke sah zwar cool aus, erwies sich aber als äußerst tückisch.

Allein bis zum Jahr 2018 waren mehr als 5000 Tourist*innen und Bürger*innen der Stadt auf den nassen oder vereisten Platten ausgeglitten und hatten sich verletzt. Die Stadt sah sich mit Schadenersatzforderungen in Höhe von 60.000 Euro konfrontiert. Bei Eis und Schnee wurde die Querung kurzerhand gesperrt. „Dies ist keine Brücke“, zitiert die New York Times einen ehemaligen Hafenarbeiter, „sondern eine Falle“.

500.000 Euro für die Lösung eines eingebauten Problems

Versuche, das Problem mit geringem Aufwand zu lösen, waren immer wieder gescheitert. Das Streusalz griff die Glasplatten an, und die aufgeklebte Anti-Rutsch-Beschichtung löste sich schon nach kurzer Zeit. Nach jahrelangem Streit in der Stadtverwaltung wird es nun einen drastischen Eingriff in den Entwurf des international renommierten und vielfach ausgezeichneten Architekten geben: Die Glasflächen werden durch Trachyt ersetzt. Das vulkanische Gestein ist von Natur aus absolut undurchsichtig – aber dafür extrem rutschfest. Für den Austausch und andere Wartungsarbeiten hat die Stadt nun 500.000 Euro bereitgestellt.Venedig Anstieg

Die Stürze und Schadenersatzforderungen sind nicht das einzige Haken an dem architektonischen Schmankerl. Wegen Problemen mit der Statik und der Benutzung der Brücke wurde der hochdekorierte Schöpfer der Brücke schon 2019 zu einer Strafzahlung von 78.000 Euro verurteilt.

Der Fall ist in der Stadtgeschichte bislang einzigartig. Die Lagunenstadt zählt weit mehr als 400 Brücken, darunter so berühmte wie die Rialto- oder die Seufzer-Brücke. Die meisten von ihnen sind Hunderte Jahre alt – und zeitlos schön.

Nachrichtenquelle: geo.de

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