Hundertjähriger Krieg: Ein brutales Leben: Wie Bertrand du Guesclin vom Außenseiter zum Würdenträger aufstieg

Der Ritter Bertrand du Guesclin steigt auf zu einem der angesehensten französischen Heerführer. Doch 1367 fällt er in die Hände seiner Feinde

Einem König ist er 100.000 Goldfrancs wert – eine gewaltige Summe. So viel Lösegeld wird für Kriegsgefangene in jenen Jahren üblicherweise nur gezahlt, wenn es sich um Monarchen oder bedeutende Vertreter des Hochadels handelt. Bertrand du Guesclin ist nichts dergleichen, stammt aus niederem Adel. Trotzdem löst ihn Frankreichs Herrscher Karl V. 1367 aus englischer Gefangenschaft aus. Denn er braucht den genialen Feldherrn, um sein großes Ziel zu erreichen: die Engländer endlich vom europäischen Festland zu vertreiben.

Dabei scheint die Zukunft des um 1320 in einem bretonischen Dorf geborenen du Guesclin zunächst wenig glänzend. Bereits als Kleinkind soll sein Aussehen – die flache Nase, die weit auseinander stehenden Augen – so abstoßend gewirkt haben, dass sich die Eltern heimlich den Tod ihres Sohnes wünschten.

Bertrand du Guesclin träumt von einer Laufbahn in der Armee

Anerkennung will der Heranwachsende als Soldat finden. Schon früh, so berichtet es ein Zeitgenosse, träumt er von einer Karriere auf dem Schlachtfeld. Mit 17 Jahren verlässt du Guesclin das Elternhaus, beweist sein kämpferisches Geschick bei Turnieren – und begibt sich schließlich 1353 in den Dienst des französischen Königs.

Seine Furchtlosigkeit und sein Verständnis für militärische Taktiken lassen ihn rasch aufsteigen. 1354 wird er zum Ritter erhoben, dank vieler siegreicher Gefechte unter seinem Kommando ist er bald einer der angesehensten Heerführer des Landes.

GEO Epoche Nr. 111 – Der hundertjährige Krieg

1360 schließen die Kriegsparteien nach zermürbenden Kämpfen einen vorläufigen Friedensvertrag. Zwar haben die Engländer in den Jahren zuvor große Schlachtensiege erringen und sogar den französischen König gefangen nehmen können, doch auch ihre Kräfte sind nun erschöpft, und so kann König Eduard III. nur einen Teil seiner Forderungen durchsetzen.

Beide Seiten sind unglücklich mit dem Abkommen, das dem englischen König für den Verzicht auf die französische Krone Calais und Aquitanien zuspricht, und die Kontrahenten sind darauf erpicht, ihren Gegner weiterhin zu schwächen. Zum wichtigsten Schauplatz dieser indirekten Kriegsführung wird bald die Iberische Halbinsel.

Dort streiten der König von Kastilien und sein Halbbruder seit vielen Jahren um den Thron. Da der amtierende Monarch mit England verbündet ist, sieht Karl V. die Chance, dessen Halbbruder als Bündnispartner zu gewinnen, und eilt diesem zu Hilfe. Mehr noch: Mit dem Feldzug in Spanien hofft Karl endlich jene Söldnerhorden beschäftigen und so außer Landes schaffen zu können, die seit dem vorläufigen Ende des Krieges die Provinzen seines Reiches plündern. Der Monarch vertraut dabei seinem fähigsten Kommandanten: Im Winter 1365 führt Bertrand du Guesclin eine 12.000 Mann starke Armee über die Pyrenäen.

Götz von Berlichingen

Gemeinsam mit seinen spanischen Verbündeten kann er zunächst große Teile Kastiliens erobern. Doch die entscheidende Schlacht endet für ihn mit einer schmachvollen Niederlage: Am 3. April 1367 werden seine Soldaten nahe dem nordspanischen Städtchen Nájera durch den Überraschungsangriff einer englisch-kastilischen Übermacht vernichtend geschlagen.

Du Guesclin gerät in Gefangenschaft, sein König erhält die gigantische Lösegeldforderung von 100.000 Goldfrancs – und zahlt. Der Feldherr bedankt sich auf seine Weise: Zwei Jahre später besiegt er den kastilischen Monarchen doch noch. Frankreich kann nun auch über die gewaltige Flotte des neuen kastilischen Regenten verfügen, so die Küsten besser vor künftigen Angriffen schützen.

Als der Krieg gegen die Engländer 1369 wieder offiziell aufflammt, ist es der längst zu einer Berühmtheit gewordene du Guesclin, der Sieg um Sieg erringt: 1372 gelingt ihm die Eroberung nahezu der gesamten Bretagne, nach weiteren Triumphen ist die englische Position um 1377 so schwach wie nie zuvor seit Kriegsbeginn. Neben Calais bleibt der Krone nur noch das Kerngebiet ihrer Besitzungen in Aquitanien.

du Guesclin wird zu Füßen des französischen Herrschers bestattet

So steht du Guesclin auf dem Höhepunkt seiner Karriere – als ihn der Tod ereilt: Am 13. Juli 1380 stirbt der mittlerweile etwa 60-Jährige, wohl an Typhus.

Wie mitunter bei höchsten Würdenträgern, wird sein Leichnam sorgsam zerteilt, werden Herz und Fleisch wie Heiligenreliquien in verschiedenen Kirchen des Landes bestattet. Du Guesclins Gebeine indes lässt Karl V. in der Königsnekropole von Saint-Denis beisetzen. Zu Füßen eines Sarkophags, in dem der französische Herrscher zwei Monate nach dem Tod seines größten Feldherrn selbst die letzte Ruhe findet.

Nachrichtenquelle: geo.de

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