Klimakonferenz COP26: Tausende Protestierende: Thunberg bezeichnet Klimakonferenz als Greenwashing-Festival

Die News zur Klimakonferenz COP26 im GEO.de-Ticker

5.11. Tausende Protestierende: Thunberg bezeichnet Klimakonferenz als Greenwashing-Festival

Sie fordern „Kein Blabla mehr“ und sofortiges Handeln gegen die Klimakrise: Tausende Menschen haben knapp eine Woche nach dem Start der Weltklimakonferenz COP26 in Glasgow für mehr Tempo im Kampf gegen die Erderhitzung demonstriert. Die Teilnehmer forderten in Sprechchören einen „Systemwechsel“ und mehr Klimagerechtigkeit – vor allem für ärmere Staaten. Mit dabei waren führenden Klimaaktivistinnen und -aktivisten wie die Schwedin Greta Thunberg. Auf Plakaten waren Slogans zu lesen wie „Kapitalismus killt den Planeten“, „Handelt jetzt!“ und „Die Dinosaurier dachten auch, sie hätten Zeit“.

Thunberg wurde bei ihrer Rede auf dem George Square im Zentrum der Großstadt von der Menge umjubelt. Den Staatschefs der großen Wirtschaftsmächte warf die 18-Jährige Tatenlosigkeit im Kampf gegen die Klimakrise vor. „Es ist kein Geheimnis, dass die COP26 ein Fehlschlag ist“, sagte sie. „Dies ist nicht länger eine Klimakonferenz. Dies ist jetzt ein Greenwashing-Festival des globalen Nordens, eine zweiwöchige Feier des Business as usual und des Blablabla!“ Sie prangerte an, dass es bereits 26 solcher Klimakonferenzen gegeben habe. „Doch wohin haben sie uns geführt? Mehr als 50 Prozent aller CO2-Emissionen sind seit 1990 ausgestoßen worden, ein Drittel seit 2005.“

Zuvor war die Menge durch die Innenstadt marschiert – mit Thunberg, ihrer deutschen Fridays-for-Future-Mitstreiterin Luisa Neubauer und weiteren Klimaaktivistinnen. Bei der Demonstration gingen viele Schüler und Familien mit, aber auch ältere Menschen. Kinder im Grundschulalter trugen Schilder, auf denen stand: „Rettet unsere Welt“ und „Was ist mit uns?“. Die Stimmung war friedlich – und teilweise fröhlich. In Sprechchören schwangen jedoch auch Wut und Enttäuschung vieler Jugendlicher über den jahrzehntelang weltweit verschleppten Klimaschutz mit.

Solidarisch mit den Demonstranten äußerte sich der frühere US-Vizepräsident Al Gore. „An alle in den Hallen der COP26: Jetzt ist die Zeit, auf sie zu hören und zu handeln“, schrieb er auf Twitter. In einer Rede sagte er, die Welt könne die Erwartungen der jungen Leute erfüllen – dafür müsse aber Schluss sein mit der Zeit des Aufschiebens, der Ablenkung und dem Festhalten an der Vergangenheit. Die Staatengemeinschaft müsse anerkennen, dass sie nun in eine „Phase der Konsequenzen“ eingetreten sei und sie zu einer „Phase der Lösungen“ machen.

5.11. Greenpeace: Zweite Konferenzwoche ist „Test für die Menschheit“

Nach der ersten Woche der UN-Klimakonferenz fordert Greenpeace-Chefin Jennifer Morgan mehr Bewegung in den Verhandlungen der rund 200 vertretenen Staaten. Es sei zwar eine schlechte Woche für die Kohle-, Gas- und Ölkonzerne gewesen – „aber nicht schlecht genug“. Mit Blick auf öffentlichkeitswirksam verkündete Zusagen dutzender Staaten zum Kohleausstieg, Waldschutz und der Reduzierung von Methan-Emissionen kritisierte sie, zu vieles davon sei rein freiwillig und im Kleingedruckten gebe es viele Schlupflöcher. In der nun beginnenden zweiten Woche der Verhandlungen müsse Vertrauen aufgebaut werden, sagte Morgan. Nötig seien dazu „Durchbrüche“ bei den Klimahilfen für arme Länder. „Wir sind hier in Glasgow, weil Leben auf dem Spiel stehen. Die nächste Woche ist ein Test für die Menschheit und die Zeit zu handeln.“

Die Rolle Chinas und der USA auf der Konferenz mit etwa 28 000 Teilnehmern stuft Greenpeace als enttäuschend ein. Peking habe anders als erhofft gar keine ehrgeizigeren Zusagen in Glasgow vorgelegt, und Washington im wesentlichen nur Reduktionen beim Klimagas Methan zugesagt. Beide Großmächte stoßen bei weitem am meisten klimaschädliche Treibhausgase aus.

Morgan forderte, in der Abschlusserklärung müsse festgeschrieben werden, dass weltweit keine neuen Kohle-, Gas- und Ölprojekte mehr geplant, finanziert oder gefördert werden dürfen. Zudem müssten auch nach 2025 Klimahilfen für arme Länder fließen, und zwar deutlich mehr als 100 Milliarden US-Dollar jährlich. 

5.11. Präsident der Klimakonferenz hat Verständnis für Wut der Jugend

Der Präsident der Weltklimakonferenz, Alok Sharma, hat Verständnis geäußert für die Wut vieler Jugendlicher über den zu lange verschleppten Klimaschutz weltweit. „Ich verstehe das, ich habe selber Kinder“, sagte er auf einer Veranstaltung, auf der junge Menschen mehr Ehrgeiz und Tempo im Kampf gegen die Klimakrise verlangten. „Ich kämpfe im wahrsten Sinne des Wortes Tag und Nacht dafür, damit das 1,5-Grad-Ziel in Reichweite bleibt“, sagte er. Gemeint ist der Beschluss im Pariser Klimaabkommen von 2015, wonach die Erderwärmung möglichst bei 1,5 Grad gestoppt werden soll im Vergleich zur vorindustriellen Zeit.

Zugleich verwies Sharma auf jüngste Zusagen, die Hoffnung gäben: Etwa die Zusage großer Wirtschaftsnationen der G20, im Ausland den Bau von Kohlekraftwerken nicht mehr mit öffentlichen Mitteln zu fördern. Auch der neue Pakt von gut 100 Staaten zum Stopp der Entwaldung bis 2030 sei wegweisend. Er räumte aber ein: „Wir müssen zusammen darauf achten, dass sich auch alle an ihre Zusagen halten.“

Die UN-Klimachefin Patricia Espinosa nannte die Forderungen der Jugend berechtigt. Sie versprach, sie in die Delegationen der rund 200 in Glasgow vertretenen Staaten zu tragen.

5.11. Studie: Superreiche leben wie ökologische Vandalen

Die Superreichen in aller Welt leben einer Oxfam-Studie zufolge wie ökologische Vandalen. Sie verursachen demnach zigfach mehr klimaschädliche Treibhausgase als der Rest der Menschheit. Dagegen bleiben die Pro-Kopf-Emissionen der ärmeren Hälfte der Weltbevölkerung auch 2030 weit unter der angestrebten 1,5-Grad-Grenze bei der Erderhitzung. Die reichsten zehn Prozent überschreiten 2030 den Wert aber voraussichtlich um das Neunfache, das reichste Prozent sogar um das 30-fache.

Die Studie wurde von Oxfam auf der Weltklimakonferenz in Glasgow vorgestellt. Sie beruht nach Angaben der Entwicklungsorganisation auf Untersuchungen des Instituts für Europäische Umweltpolitik (IEEP) und des Stockholmer Umweltinstituts (SEI).

Das reichste ein Prozent – das sind weniger Menschen als die Bevölkerung Deutschlands – wird laut Oxfam bis 2030 für 16 Prozent der globalen Gesamtemissionen verantwortlich sein. Nafkote Dabi, Klimaexpertin bei Oxfam, sagte dazu: „Eine kleine Elite gönnt sich einen Freifahrtschein für die Zerstörung unseres Klimas.“ Dies habe katastrophale Folgen für Millionen Menschen, die bereits jetzt mit tödlichen Stürmen, Hunger und Not konfrontiert seien. Mit einem einzigen Weltraumflug verursache ein Milliardär mehr Emissionen, als jemand aus der ärmsten Milliarde Menschen in einem ganzen Leben zusammenbringe.

Die Studie zeigt den Angaben zufolge zudem, dass sich die geografische Verteilung bei den Treibhausgasemissionen zunehmend nicht mehr hauptsächlich aus den traditionellen Industrieländern zusammensetzt. Fast ein Viertel (23 Prozent) des reichsten Prozent werden Chinesen sein und ein Zehntel (elf Prozent) Inder.

Tim Gore, Autor der Studie bei IEEP, erklärte dazu, Regierungen müssten ihre Maßnahmen auf die extrem Reichen ausrichten. „Dazu gehören sowohl Maßnahmen zur Einschränkung des CO2-Verbrauchs für Luxusgüter wie Megajachten, Privatjets und private Raumfahrt, als auch zur Begrenzung klimaintensiver Investitionen wie Aktienbesitz in der fossilen Brennstoffindustrie.“

Erst am Donnerstag war EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen wegen eines rund 20-minütigen Charterflugs aus Wien nach Bratislava in die Kritik geraten. Sowohl vom Europäischen Steuerzahlerbund als auch aus dem Bundestag kamen deutliche Worte. Der Flug sei eine „ökologische Sünde“, sagte der Generalsekretär des Steuerzahlerbundes, Michael Jäger, der „Bild“-Zeitung.

4.11. Allianz zu Kohleausstieg bei UN-Klimagipfel ohne wichtige Länder

Beim Weltklimagipfel im schottischen Glasgow hat eine Zusage zum Ausstieg aus der Kohleenergie die Unterstützung wichtiger Länder wie China und den USA verfehlt. Trotzdem sprach der britische Wirtschaftsminister Kwasi Kwarteng am Donnerstag von einem „Meilenstein“. Er verkündete, „das Ende der Kohle“ sei in Sicht. Wie die Regierung des Gastgeberlandes weiter mitteilte, sagten mindestens 23 Staaten erstmals zu, den Betrieb ihrer Kohlekraftwerke auslaufen zu lassen und nicht in neue zu investieren. Darunter sind Staaten wie Polen, Vietnam und Chile.

Mehr als 40 Länder bekannten sich zu einem kompletten Ausstieg aus der Kohle in den 2030er-Jahren für große Volkswirtschaften und in den 2040er-Jahren im Rest der Welt. Bedeutende Kohle-Nutzer wie China, die USA, Indien und Australien schlossen sich der Vereinbarung jedoch nicht an. Die Energiegewinnung durch Kohle ist der größte Einzelfaktor bei der Klimaerwärmung.

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace kritisierte die Vereinbarung als unzureichend. „Das Kleingedruckte scheint den Ländern erheblichen Spielraum zu geben, um ihr eigenes Ausstiegsdatum zu wählen, trotz der schillernden Überschrift“, sagte Delegationsleiter Juan Pablo Osornion der BBC. Begrüßt wurde hingegen das Vorhaben von mehr als 20 Ländern und Institutionen, die Finanzierung fossiler Brennstoffe zu beenden und stattdessen in grüne Energien zu investieren.

4.11. Im Privatjet vom Klimagipfel – Premier Johnson in der Kritik

Weil er den UN-Weltklimagipfel per Privatjet verlassen hat, ist der britische Premierminister Boris Johnson am Donnerstag in die Kritik geraten. Am Dienstag hatte der konservative Politiker noch den versammelten Staats- und Regierungschefs beim COP26 in Glasgow gehörig ins Gewissen geredet, beim Kampf gegen den Klimawandel den Worten Taten folgen zu lassen.

Einem Bericht des „Daily Mirror“ zufolge setzte sich Johnson daraufhin in einen Privatjet und flog zu einem Dinner in einem exklusiven Club in London, dessen Mitgliedschaft nur Männern vorbehalten ist. Er soll dort den früheren Chefredakteur des „Daily Telegraph“ und bekennenden Klimaskeptiker Charles Moore getroffen haben. „Das ist atemberaubende Heuchelei vom Premierminister“, sagte Anneliese Dodds von der oppositionellen Labour-Partei dem „Mirror“.

Ein Regierungssprecher hatte die Reisepläne Johnsons mit dem Flugzeug noch am Montag damit gerechtfertigt, der Premier müsse in der Lage sein, mit erheblichem Zeitdruck zurechtzukommen. In einer Mitteilung am Donnerstag hieß es, Johnson habe eines der CO2-effizientesten Flugzeuge seiner Größe in der Welt genutzt – mit dem nachhaltigsten Kraftstoff. Großbritannien werde alle CO2-Emmissionen, die mit dem Klimagipfel in Verbindung stünden, neutralisieren, so die Mitteilung weiter.

4.11. Report: Kein Abwärtstrend beim globalen Treibhausgasausstoß

Elf Jahre könnte die Welt noch leben wie bisher, dann wäre das gesamte Budget an Kohlendioxidemissionen aufgebraucht, wenn die Erwärmung auf 1,5 Grad begrenzt werden soll. Ist die Welt aufgewacht? Der neueste Trend beim Treibhausgasausstoß ist alarmierend.

Der globale Ausstoß von Kohlendioxid aus der Verbrennung von Kohle, Öl und Gas dürfte nach dem Rückgang 2020 durch die Corona-Pandemie im Jahr 2021 wieder annähernd das Vor-Krisen-Niveau erreichen. Wenn derzeitige Trends sich fortsetzen und auch Straßen- und Flugverkehr zum alten Niveau zurückkehren, könnte es ungeachtet aller Klimaschutzversprechen im Jahr 2022 sogar einen neuen Höchstwert geben, wie aus der neuen Analyse des Forschungsverbundes „Global Carbon Project“ unter Leitung der Universitäten von Exeter in Großbritannien und Stanford in den USA hervorgeht.

Tatsächlich müsste der gesamte CO2-Ausstoß aber jedes Jahr um 1,4 Milliarden Tonnen sinken, um das Ziel von netto null Kohlendioxidemissionen bis 2050 zu erreichen. Im Corona-Jahr waren es minus 1,9 Milliarden Tonnen. Von der Erreichung des Ziels sei die Welt nun aber weit entfernt.

Um eine 50-prozentige Chance zu haben, den Anstieg der globalen Mitteltemperatur wie angestrebt auf 1,5 Grad über vorindustriellem Niveau zu begrenzen, dürften insgesamt künftig nur noch 420 Milliarden Tonnen CO2 ausgestoßen werden. Dieses Budget wäre bei einem Ausstoß wie 2021 in etwa elf Jahren aufgebraucht.

Die fossilen CO2-Emissionen dürften in diesem Jahr nach den Berechnungen bei 36,4 Milliarden Tonnen liegen. Das sind etwa 4,9 Prozent mehr als 2020 und es ist fast so viel wie im Vor-Pandemie-Jahr 2019 (36,7 Milliarden Tonnen nach aktuellsten Zahlen). 2020 sei der Umfang durch den vorübergehenden Rückgang von Industrie, Flug- und anderem Verkehr um rund 5,4 Prozent gesunken. Dazu gibt es verschiedene Schätzungen. Die Weltwetterorganisation WMO spricht von 5,6 Prozent Rückgang.

CO2-Emissionen kommen außer aus fossilen Brennstoffen wie Kohle, Öl und Gas etwa auch aus der Waldvernichtung. Gleichzeitig nehmen Wälder aber viel CO2 auf. Netto betragen diese CO2-Emissionen nur rund ein Zehntel der fossilen Emissionen.

Getrieben wurde der Anstieg fossiler Emissionen in diesem Jahr nach dem Bericht vor allem durch die wachsende Nutzung von Kohle in China. Auch in anderen Ländern, darunter Indien, werde der wachsende Energiebedarf weiter durch fossile Energie gedeckt. Dagegen setze sich der mehrjährige Trend mit sinkendem CO2-Ausstoß in den USA und der EU fort. Der Ausbau erneuerbarer Energien sei 2020 ungebrochen gewesen.

Die Entwicklung bei den vier größten Treibhausgasverursachern im Vergleich zu 2019: Berechnet nach den vorläufigen Daten bis Ende Oktober, steigen die fossilen Emissionen in China und Indien in diesem Jahr, in den USA und der EU sinken sie. In China, dem größten Treibhausgasverursacher, dürften es plus 5,5 Prozent gegenüber 2019 sein. In Indien, dem viertgrößten Verursacher, plus 4,4 Prozent. In den USA wird minus 3,7 Prozent gegenüber 2019 erwartet, in der EU minus 4,2 Prozent. In Deutschland lagen die Emissionen 2020 nach diesem Bericht 9,7 Prozent unter denen von 2019. Eine einzelne Prognose für den deutschen Anstieg 2021 gibt es nicht.

3.11. Munich Re fordert bessere staatliche Katastrophenvorsorge

Der Rückversicherer Munich Re mahnt wegen steigender Gefahr von Naturkatastrophen eine bessere staatliche Vorsorge an. Vorstandschef Joachim Wenning plädierte am Mittwoch für „Risikovorstände“ in den Regierungen, bei denen die Zuständigkeit für Vorbeugung und Katastrophenhilfe zentral zusammenläuft – in Analogie zu den Risikovorständen, die in großen Unternehmen für die Gefahrenprävention zuständig sind. „Wir müssen das Risikomanagement der Staaten und die Einstellung zum Risikomanagement stärken“, sagte Wenning am Mittwoch auf einer Pressekonferenz in Glasgow.

Anlass der Forderung ist unter anderem die Hochwasserkatastrophe im Sommer, die europaweit volkswirtschaftliche Schäden von geschätzt 46 Milliarden Euro verursacht hatte. Die Munich Re kritisiert, dass in den Regierungen die Zuständigkeit für Gefahren und Risiken bisher häufig auf mehrere Ministerien verteilt sei. „Katastrophenvorsorge scheitert daher oft schon an den unklaren Zuständigkeiten in den betroffenen Ländern“, hieß es in einer Mitteilung des Münchner Dax-Konzerns.

Die Gefahr schwerer Unwetter und die voraussichtlichen Schäden würden voraussichtlich weiter steigen, sagte Ernst Rauch, der Leiter der Geowissenschaften des Unternehmens, auf der Pressekonferenz am Rande der Glasgower Klimakonferenz. „Unsere Beobachtung ist, dass vor allem in Europa und in Teilen Nordamerikas sogenannte konvektive Stürme zunehmen. Das sind schwere Gewitter, häufig verbunden mit Tornados, Hagel und extremem Niederschlag.“ Die Munich Re führt seit Jahrzehnten eine Datenbank zu den weltweiten Naturkatastrophen.

Das Unternehmen legte eine Reihe weiterer Vorschläge und Forderungen vor. Dazu gehören der Ruf nach international koordinierten Fahrplänen für den Ausbau der erneuerbaren Energien und die Verbesserung des Versicherungsschutzes bei Naturkatastrophen in Entwicklungs- und Schwellenländern.

3.11. Klimaforscher: Erderhitzung von 2,7 Grad wäre „ein anderer Planet“

Das Ziel des Klimagipfels lautet: das 1,5-Grad-Ziel im Rahmen des Möglichen zu halten. Aktuell steuert die Welt allerdings noch auf 2,7 Grad Erhitzung zu. Einer der weltweit wichtigsten Klimaforscher erklärt, was in Glasgow auf dem Spiel steht.

Der renommierte schwedische Klimaforscher Johan Rockström hat eindringlich vor der drohenden drastischen Erderhitzung gewarnt, auf die die Welt mit ihren aktuellen Plänen zusteuert. „Mit 2,7 Grad würden wir unbekanntes Terrain betreten. Wir würden auf einem anderen Planeten leben als heute“, sagte der Direktor des Potsdamer Instituts für Klimafolgenforschung der Deutschen Presse-Agentur auf der Weltklimakonferenz in Glasgow.

Die bislang bei den Vereinten Nationen eingereichten Pläne reichen bei weitem nicht aus, um das Ziel zu erreichen, die Erderwärmung auf ein noch erträgliches Maß von 1,5 Grad bis zum Ende des Jahrhunderts zu begrenzen. Der UN-Klimaagentur zufolge befindet sich die Welt stattdessen auf einem 2,7-Grad-Pfad. Dies würde eine so stark zunehmende Häufigkeit von Extremereignissen wie Dürren, Überschwemmungen, Brände, Krankheiten oder Hitzewellen bedeuten, dass diese der Menschheit ein angemessenes Leben auf der Erde beinahe unmöglich machen würden, so Rockström.

Bereits im Jahr 2070 – also noch lange vor 2,7 Grad – würden in diesem Szenario 3,5 Milliarden Menschen in Regionen leben, deren jährliche Durchschnittstemperatur ein Risiko für ihre Gesundheit wäre. Darüber hinaus werde man in dieser Zukunft Probleme haben, die Menschheit überhaupt noch zu ernähren. „Man würde praktisch auf einem zerstörten Planeten leben“, sagte der Klimaforscher. „Um es klar zu sagen: Man will dort nicht hin.“

Bei der Weltklimakonferenz COP26 ringen derzeit in Schottland rund 200 Staaten darum, wie die drohende Klimakatastrophe abgewendet werden kann. „Wir haben nun mehr wissenschaftliche Beweise als jemals, das wir alles tun müssen, um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen“, sagte Rockström. In Glasgow hofft er auf konkrete Enddaten für den Abschied vom Kohlestrom und vom Verbrennungsmotor. Da bereits so viel Zeit vergangen sei, reichten Allianzen ambitionierter Länder nicht mehr aus, sondern alle Staaten müssten sich bewegen. Beim Klimagipfel zeigte sich jedoch bereits in den ersten Tagen, welche Staaten auf der Bremse stehen. So tauchten die Präsidenten von China und Russland gar nicht persönlich auf. Indien kündigte zwar Klimaneutralität an, zögerte diesen Plan aber bis ins Jahr 2070 hinaus.

„Um wirklich erfolgreich zu sein, müssten alle hier versammelten Nationen ihre Pläne aktualisieren, um bis 2050 netto null Emissionen zu haben und die Emissionen bis 2030 um die Hälfte zu reduzieren“, so der Schwede. „Wenn wir das von allen Nationen bekämen, wäre das ein Grund zum Feiern.“

3.11. Seeschifffahrt will Klimaziele verschärfen: CO2-neutral bis 2050

Die Schifffahrt ist das Rückgrat des Welthandels und belastet gleichzeitig Umwelt und Klima. In diesem Spannungsfeld lotet die maritime Wirtschaft Lösungen aus – und will jetzt das Tempo erhöhen.

Die internationale Seeschifffahrt will ihre Klimaziele deutlich verschärfen. Statt den Ausstoß des klimaschädlichen Gases Kohlendioxid bis 2050 zu halbieren, wie bisher von der Weltschifffahrtsorganisation IMO angepeilt, strebt die Branche nun an, bis dahin netto gar kein zusätzliches CO2 mehr in die Atmosphäre zu lassen. „Unsere Branche will bereits im Jahr 2050 klimaneutral sein“, sagte der Präsident des Verbandes Deutscher Reeder (VDR), Alfred Hartmann. Einen entsprechenden Vorschlag habe der Weltreederverband ICS bei der IMO in London, einer Organisation der UN, auf Initiative der deutschen Reeder eingereicht.

„Klimaschutz erlaubt keinen Aufschub mehr, das belegt auch der jüngste Bericht des internationalen Klimarates IPCC“, sagte Hartmann. „Wir hoffen, alle Teilnehmer der maritimen Transportkette, aber insbesondere auch die Staaten werden uns bei dieser großen Aufgabe umfassend unterstützen.“

Der Reederverband verspricht sich von seinem Vorstoß ein Signal an Energieversorger, Schiffbauer und Motorenhersteller, mehr in „grüne“ Antriebstechnologien und Treibstoffe zu investieren. Optimierungen beim Bau und dem Betrieb von Schiffen reichten nicht aus. Vielmehr sei bei Entwicklung und Verfügbarkeit eine „Revolution bei den Treibstoffen“ nötig. „Grundsätzlich gilt: Nicht der Motor ist das Problem, sondern der Brennstoff“, betonte VDR-Präsident Hartmann.

Das Problem: Containerschiffe können anders als Autos lange Strecken nicht mit Batteriekraft bewältigen. Zwar wird in den maritimen Branchen über ein großes Spektrum an alternativen Antriebskonzepten und Treibstoffen diskutiert. Neben Wasserstoff und Ammoniak stehen unter anderem sogenannte „E-fuels“ im Blickfeld – beispielsweise Methanol, dessen Verbrennung zwar CO2 freisetzt, bei dessen Herstellung zuvor aber massenhaft CO2 gebunden wird, so dass ein neutraler Kreislauf entsteht. Allen Alternativen ist aber gemein: Noch nichts ist marktreif und in großem Stil für den breiten Praxiseinsatz verfügbar. Daher kann ein Reeder, der ein Schiff bestellt, derzeit nur zwischen einem Dieselantrieb oder dem ebenfalls fossilen Flüssiggas (LNG) wählen.

Die Schifffahrt, die weltweit um die 90 Prozent aller Waren transportiert, ist nach IMO-Angaben für mehr als 2 Prozent aller CO2-Emissionen verantwortlich. Die Branche ist auch deswegen unter Druck, weil die EU die Zielmarken für die Verringerung von Treibhausgasemissionen verschärfen will. Dem Kommissionspaket „Fit for 55“ zufolge sollen diese gegenüber 1990 bis 2030 um mindestens 55 Prozent sinken. Bis 2050 sollen in der Union netto gar keine klimaschädlichen Treibhausgase mehr ausgestoßen werden.

3.11. „Beendet den Klima-Betrug“: Proteste bei Klimagipfel in Glasgow

In Glasgow haben parallel zum Weltklimagipfel COP26 Hunderte Aktivistinnen und Aktivisten für eine ehrgeizigere Klimapolitik demonstriert. Mitglieder der Organisation Extinction Rebellion und anderer Gruppen versammelten sich am Dienstagabend vor dem Gelände der Klimakonferenz und forderten mit Sitzblockaden, Bannern und Sprechchören die Verantwortlichen auf, geeignete Maßnahmen zur Abwendung der drohenden Klimakatastrophe zu ergreifen.

„Beendet den Klima-Betrug“, appellierten mehrere Demonstrierende, zu denen auch die deutsche Klimaaktivistin Luisa Neubauer gehörte, in Form einer Botschaft aus in den Händen gehaltenen Leuchtbuchstaben.

Bereits im Laufe des Tages gab es parallel zu den Sitzungen der Klimakonferenz in Glasgow verschiedenste Proteste. So verkleideten sich einige Aktivisten als Boris Johnson oder Wladimir Putin, die mit der Erde ein tödliches Spiel im Stil der Netflix-Serie „Squid Game“ veranstalteten. Im Laufe der Woche sind weitere Großproteste angekündigt, darunter ein Klimamarsch und ein Fridays-for-Future-Streik mit der Schwedin Greta Thunberg.

Bei der UN-Weltklimakonferenz ringen rund 200 Staaten über zwei Wochen hinweg darum, wie das Ziel, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, noch erreicht werden kann. Die derzeitigen Pläne der Staaten reichen bei weitem nicht aus, um die verheerende Folgen einer deutlich stärkeren Erderhitzung abzuwenden.

2.11. Mehr als 80 Staaten besiegeln Pakt gegen Methan-Ausstoß

Auf der Weltklimakonferenz in Glasgow haben sich mehr als 80 Staaten einer Initiative der EU und der USA angeschlossen, um den Ausstoß von klimaschädlichem Methan zu reduzieren. „Den Ausstoß von Methan zu reduzieren, ist eines der effizientesten Dinge, die wir tun können“, sagte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am Dienstag in Glasgow. Sie stellte den Pakt gemeinsam mit US-Präsident Joe Biden vor. Der Ausstoß von Methan in die Atmosphäre habe einen erheblichen Beitrag zur Erderwärmung. „Das ist die am tiefsten hängende Frucht“, die man schnell und effektiv reduzieren müsse.

Methan ist das zweitschädlichste Treibhausgas und verantwortlich für Klimaerwärmung und Luftverschmutzung. Die schon im September ins Leben gerufene Initiative hat zum Ziel, Methanemissionen bis 2030 um mindestens 30 Prozent gegenüber 2020 zu senken. Wenn sie erfolgreich umgesetzt wird, könnte die Klimaerwärmung bis 2050 der EU-Kommission zufolge um rund 0,2 Grad reduziert werden. Mit dabei sind neben Deutschland unter anderem auch Frankreich, Kanada, Israel und Japan.

US-Präsident Joe Biden sprach von einem „wegweisenden Engagement“. Er sagte in Glasgow, das 30-Prozent-Ziel könne wahrscheinlich sogar übertroffen werden. Biden präsentierte zugleich einen nationalen Aktionsplan zur Reduzierung des Methan-Ausstoßes in den USA. Damit soll unter anderem der Methan-Ausstoß von Öl- und Gasbohrlöchern, von Pipelines und von Mülldeponien deutlich reduziert werden.

Methan entsteht zum Beispiel in der Landwirtschaft, auf Abfalldeponien oder in der Öl- und Gasindustrie. Einer von der EU-Kommission zitierten Statistik des Weltklimarats (IPCC) zufolge ist Methan für die Hälfte der bisherigen Klimaerwärmung von rund einem Grad Celsius im Vergleich zur vorindustriellen Zeit verantwortlich.

2.11. COP26-Vorsitz von Aktivisten zum „Fossil des Tages“ gekürt

Die britische Regierung als Ausrichter des Weltklimagipfels ist von den Umweltschützern des Climate Action Networks (CAN) zum „Fossil des Tages“ gekürt worden – unter anderem wegen Organisationsmängeln bei dem Mammuttreffen in Glasgow mit 28 000 Teilnehmern. Die versprochene inklusive Einbindung aller Interessen und Aktivisten zeige sich derzeit vor allem darin, was die Briten am besten könnten: nämlich „in der Kunst des Schlangestehens“, erklärten sie ironisch.

An den ersten beiden Tagen hatten sich sehr lange Schlangen vor dem Kongresszentrum gebildet. Die Wartezeit betrug etwa am Dienstag weit mehr als eine Stunde bis zum Sicherheitscheck.

CAN rügte zudem, Vertretern der Zivilgesellschaft, die von weit her angereist seien, werde gesagt, es gebe keinen Platz in den Veranstaltungen und sie sollten diese online anschauen. „Da hätten wir gleich zuhause bleiben können – obwohl: Dann hätten wir das Wetter verpasst“, bilanzierten sie mit Blick auf den trüben schottischen Herbst.

Man hoffe, dass dieser Negativpreis der COP26-Präsidentschaft in dieser Hinsicht ein „Weckruf“ sei. Vertreter der Zivilgesellschaft und Klimaaktivisten müssten als gleichwertige Partner behandelt werden, erklärte das Netzwerk.

Ebenfalls zum „Fossil des Tages“ gekürt wurde Australien, das stark vom Kohleexport profitiert. Das Land überbiete alle darin, die COP an einen „Tiefpunkt“ zu führen, hieß es kritisch vom Climate Action Network. So habe die Regierung nicht nur sehr schwache Pläne zum Klimaschutz präsentiert, sondern in den vergangenen Monaten auch noch drei neue Kohleprojekte genehmigt.

2.11. Verheerende Hungersnot durch Klimawandel nur in Madagaskar 

Die verheerende Hungersnot in Madagaskar ist nach Angaben des Welternährungsprogramms (WFP) die einzige derartige durch den Klimawandel verursachte Notlage. Im Süden des tropischen Inselstaats nahe der Ostküste Afrikas hätten 1,3 Millionen Menschen nicht genug zu essen, sagte Aduino Mangoni vom WFP am Dienstag via Video aus der Hauptstadt Antananarivo zu Journalisten in Genf. Die Lage werde sich noch verschlimmern, weil die nächste Ernte erst im April erwartet wird. Bis dahin dürften eine halbe Million Kinder unter fünf Jahren unterernährt sein, sagte Mangoni. „Die Situation ist alarmierend.“

Es sei die schwerste Dürre in der Region seit 1981. Die Menschen hätten dieses Mal aber seit fünf Jahren Dürren hintereinander erlebt, sowie ungewöhnlich starke Sandstürme durch Bodenerosion. Auf den Feldern wachse kaum noch etwas, die Menschen müssten sich von Kaktusblättern und Heuschrecken ernähren. Ursache sei der Klimawandel, sagte Mangoni. Andere Krisen, in denen das WFP Lebensmittelhilfe leistet, etwa im Südsudan, Jemen und der Tigray-Region von Äthiopien, seien durch Konflikte ausgelöst worden.

Das WFP habe hunderttausenden Menschen mangels Geld zeitweise nur mit halben Rationen helfen können. Dies sei eine Mahlzeit pro Tag, damit sie nicht sterben. Inzwischen sei die Lage etwas besser. Das WFP brauche aber 69 Millionen Dollar (rund 60 Mio Euro), um den Bedarf bis April zu decken. Wie viele Kinder schon durch Unterernährung gestorben sind, ist unklar. Kinder würden dort oft erst Monate nach der Geburt registriert, wenn sie überlebt haben, sagte Mangoni.

2.11. 100 Staaten wollen Entwaldung stoppen

Nach drastischen Klimaschutz-Appellen am Vortag kommen bei der Weltklimakonferenz im schottischen Glasgow am Dienstag erneut zahlreiche Staats- und Regierungschefs zu Wort. Zudem wird eine Initiative von 100 Staaten vorgestellt, die bis 2030 die Zerstörung von Wäldern und anderen Landschaften stoppen wollen. Wie die britische Regierung, die der UN-Konferenz vorsitzt, bekannt gab, repräsentieren die beteiligten Länder 85 Prozent der weltweiten Waldfläche, also etwa 34 Millionen Quadratkilometer.

Mit dabei sind Deutschland und die gesamte EU, aber auch die Staaten mit den größten Wäldern überhaupt – also Kanada, Russland, Brasilien, Kolumbien, Indonesien sowie China, Norwegen und die Demokratische Republik Kongo. Für das Vorhaben werden demnach bis 2025 etwa 12 Milliarden US-Dollar (rund 10,3 Milliarden Euro) an öffentlichen Geldern mobilisiert. Hinzu kommen 7,2 Milliarden US-Dollar private Investitionen.

1.11. Klimawandel mit Holocaust verglichen: Erzbischof entschuldigt sich

Der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, hat sich nach einem Vergleich zwischen dem Holocaust und den Folgen des Klimawandels entschuldigt. „Es ist niemals richtig, Vergleiche zu den Gräueltaten der Nazis zu ziehen“, schrieb das Oberhaupt der anglikanischen Kirche am Montag bei Twitter. Es tue ihm leid, bei jüdischen Menschen Anstoß erregt zu haben.

Zuvor hatte Welby im Gespräch mit einer BBC-Reporterin beim UN-Klimagipfel COP26 in Glasgow davor gewarnt, die teilnehmenden Staats- und Regierungschefs zögen einen Fluch auf sich, wenn sie nicht die richtigen Maßnahmen ergriffen. Er fügte hinzu, man werde eines Tages härter über solche Politiker urteilen als über diejenigen, die während der 1930er-Jahre ignoriert hätten, was sich in Nazi-Deutschland abgespielt habe. „Es wird einen Genozid von unendlich größerem Ausmaß ermöglichen“, so Welby weiter.

Nachrichtenquelle: geo.de

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