Nachhaltig basteln: Einfach selbst gemacht: Wie Sie Kerzen zuhause herstellen

Umweltfreundliche Kerzen lassen sich im Handel nur schwer finden. Warum also nicht einfach Kerzen selber machen? Wir verraten Ihnen, wie sich aus Wachsresten oder natürlichem Bienenwachs neue Kerzen zaubern lassen. So holen Sie sich den Kerzenschein nach Hause

Alle Jahre wieder steigt mit Beginn der kürzeren Tage der Kerzenverbrauch in Deutschland. Stabkerzen, Teelichter, Schwimmkerzen, Stumpenkerzen – die Formen des leuchtenden Stimmungsmachers sind vielfältig. Wer sich von der industriellen Kerzenproduktion unabhängig machen will und noch dazu zur Nachhaltigkeit beitragen, der kann seine Kerzen selber machen.

Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten und auch Wachsarten. Der selbstgemachte Kerzenklassiker benötigt lediglich:

  • Kerzenreste
  • Garn oder Faden für den Docht aus 100 Prozent Baumwolle
  • einen Behälter, als Gießform für das geschmolzene Wachs (Konservendose, Kosmetik-/Cremedose etc.)
  • oder alte Tee- und Kaffeestassen, Einmachgläser, leere Toilettenpapierrollen
  • Wäschklammer, Zahnstocher oder Spieß, um den Kerzendocht zu stabilisieren

Kerzen selber machen aus Kokosöl

Die erste gute Botschaft: Ein handwerklicher Überflieger müssen Sie als privater Kerzenproduzent nicht sein. Die zweite gute Nachricht: Sind die vorhandenen Kerzenreste aufgebraucht, lässt sich über den gezielten Kauf von nachhaltigem Wachs oder Öl der negative Umwelteinschlag aktiv senken

Pflanzliches Stearin ist deutlich besser als industrielles Paraffin. Wer dabei auf nachhaltig hergestelltes Kokosöl statt Palmöl setzt, sammelt Pluspunkte in der eigenen Öko-Bilanz durch Kerzenglanz.

Palmöl-Produkte: Von manchen Kerzen sollten Sie besser die Finger lassen (23566)

Was aber sind jetzt die besten Tipps und Tricks für die eigene Herstellung von Kerzen? Um die persönlichen Stimmungsleuchten ganz einfach zu produzieren, gehen Sie am besten Schritt für Schritt vor. Zur Auswahl stehen drei Varianten:

  1. Kerzen gießen
  2. Kerzen in einem alten Gefäß gießen
  3. Kerzen ziehen

Egal, für welche Variante Sie sich entscheiden – eines müssen Sie immer vorher tun: Das Wachs in einem Behälter im Wasserbad auf dem Herd schmelzen und den Docht vorbereiten. Dafür nehmen Sie entweder einen vorhandenen, dicken Baumwollfaden oder verzwirbeln die Fäden von Garn zu einer Kordel. Den Faden oder die Kordel mehrfach in das heiße Wachs auf dem Herd eintauchen und für die spätere Verarbeitung abkühlen lassen.

Variante 1: Kerzen mithilfe von Papprollen gießen

1: Stellen Sie eine leere Papprolle (zum Beispiel vom Toilettenpapier) stabil in eine mit Sand gefüllte Schale. Legen Sie einen Zahnstocher oder einen langen Spieß über die obere Öffnung und fixieren Sie den Docht mittig daran – mit einem Tropfen Wachs oder Klebeband. So fällt der Docht nicht in das Wachs, wenn Sie es einfüllen.

2: Gießen Sie das heiße Wachs behutsam in die Papprolle. Falls Sie verschiedene Farbschichten haben wollen, sortieren Sie Ihre Kerzenreste vorher und erhitzen jede Farbe einzeln nacheinander.  Sobald das eingefüllte Wachs in der Papprolle abgekühlt ist, gießen Sie die nächste Farbe ein.

3: Nach gut zwei Stunden sollte das komplette Wachs abgekühlt sein. Lösen und entfernen Sie die Papprolle vorsichtig.

Ein Holzstab stabilisiert den Docht der Kerzen
Wer den Docht an einem Holzspieß befestigt, stabilisiert ihn und sorgt dafür, dass der Docht nicht in das noch flüssige Wachs fällt
© WoGi – Adobe Stock

Tipp: Klappt am besten, wenn das Wachs noch leicht weich ist.

Fertig ist die eigene Kerze!

Variante 2: Kerzen in einem alten Gefäß gießen

1: Nehmen Sie alte Tassen, Einmachgläser, Cremetiegel oder ähnliches und fixieren Sie den Docht mittig mit einem Holzstäbchen oder Spieß über der Öffnung.

2: Gießen Sie das heiße Wachs vorsichtig ein und lassen es abkühlen. Das Gefäß ist Teil der Kerze und der Deko. Schon wieder ist eine Kerze fertig!

Variante 3: Kerzen ziehen

Wenn Sie die Kerzen auf diese Weise selber machen möchte, muss der Docht gut 15 Zentimeter länger sein als die Kerze werden soll. Das Gefäß mit dem heißen Wachs sollte außerdem die passende Tiefe zur gewünschten Kerzenlänge haben.

1: Das obere Dochtende bekommt eine Schlaufe, am unteren Ende wird ein Nagel befestigt. Das verhindert, dass beim Kerzenziehen die Kerze vom Docht rutscht.

2: Dann wird der Docht in das Gefäß mit dem heißen Wachs getaucht und nach einigen Sekunden wieder herausgezogen. Praktisch ist, den eingewachsten Docht mit der Schlaufe kurz an einen Haken zu hängen, während Sie den nächsten Docht ins flüssige Wachs tunken. Zeitungspapier unter den tropfenden Frischlingskerzen verhindert Wachsflecken auf dem Untergrund.

3: Je öfter Sie den Docht mit dem Wachs in das flüssige Wachs eintauchen, desto dicker wird das Kerzen-Kunstwerk. Und nochmal eine Kerze fertig!

Lavendel-Kerze wird hergestellt
Wer mag, fügt der Kerze noch Kräuter oder ätherische Öle hinzu, die einen angenehmen Duft verströmen
© 279photo – Adobe Stock

Für eine Kerze mit einem Volumen von 100 Milliliter sind generell gut 100 Gramm Wachs nötig. Um das passende Wachs in der persönlichen Lieblingskerze zu verarbeiten, gibt es mehrere Möglichkeiten und verschiedene Wachsarten.

Nachhaltige Kerzen besser aus pflanzlichem Öl gießen

Paraffin ist streng gesehen ein Abfallprodukt der Erdölindustrie. Das Wachs steht im Verdacht, beim Abbrennen giftige Gase wie Benzol, Alkane oder Toluol freizusetzen. Die Herkunft aus dem Erdöl ist zudem wenig nachhaltig. Stearin hingegen wird zu hundert Prozent auf pflanzlicher oder tierischer Basis und damit nachwachsend hergestellt. Wer auf tierisches Fett verzichten will, kann sich an der pflanzlichen Öl-Variante orientieren.

Nachhaltig hergestelltes Kokosöl ist dabei nachweislich umweltfreundlicher als Palmöl, das oftmals aus Palmen nach der Brandrodung auf ehemaligen Regenwaldflächen gewonnen wird. Die Herkunft des Öls im Wachs lässt sich teilweise durch den Nachweis auf der Granulat-Packung nachvollziehen. Die Kennzeichnung ist speziell bei Palmöl aber nicht immer eindeutig. Der Unterschied: Palmöl wird aus den Früchten der Ölpalme gewonnen. Kokosöl aus der Kokosnuss, also der Frucht der Kokospalme.

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Während Paraffin bereits bei rund 40 Grad Celsius schmilzt und die Form verliert, ist Stearin zwar durch seine Struktur brüchiger, aber länger formstabil und hat einen höheren Schmelzpunkt. Paraffin-Kerzen machen aufgrund des günstigeren Rohstoffpreises den Großteil der industriell hergestellten Kerzen in Deutschland aus. Auch Stearinkerzen wird Paraffin beigemischt, um das Material geschmeidiger zu machen. Sobald eine Kerze nicht mehr als 10 Prozent Paraffin enthält, darf sie gesetzlich als Stearinkerze verkauft werden.

Tipps und Tricks für Schwimmkerzen

Wer keine Kerzenreste für das Basteln seiner eigenen Kerzen verwendet, wird das handelsübliche Wachs oft als Granulat kaufen. Damit lassen sich problemlos klassische Kerzen herstellen, aber auch Schwimmkerzen für die Badewanne, den Fischteich oder Deko-Gefäße in entsprechender Form und Größe – wie zum Beispiel Eiswürfel- oder Plätzchenformen. In der Produktion der Kerzen gibt es keinen Unterschied. Aufgrund ihrer Dichte schwimmt generell jede Kerze.

Der einzige Punkt: Brennt bei einer Kerze im Wasser der Docht durch, hat sie ein Leck und sinkt. Deshalb: Selbstgegossene Kerzen in der umweltfreundlichen Walnuss- oder Kokosschale verwenden oder im Handel entsprechende Gefäße kaufen, die die Kerze sicher im Wasser tragen. Dann endet der romantische Abend bei Erdbeeren und Champagner nicht im „Kerzen versenken“ in der Badewanne.

Ätherisches Öl im Wachs vertreibt Mücken

Ein weiterer Vorteil beim Kerzen selber machen: Sie können beliebige Düfte oder Öle hinzugeben. Das geht sehr gut mit ätherischen Ölen. Der Anteil des hinzugefügten Öls sollte nicht mehr als zehn Prozent des Kerzenvolumens betragen. Sonst wird der Geruch zu intensiv. Das gilt selbst für Kerzen, die Mücken vertreiben. Geben Sie einfach ätherisches Zitronenöl dazu. Das sorgt auf natürliche Weise für ein mückenfreies Umfeld.

Zu dicker Kerzendocht rußt

Damit Sie kein menschenfreies Umfeld bekommen, sollten ihre selbstgemachten Kerzen nicht zu sehr rußen. Das gelingt durch einen nicht zu dicken und gut gewachsten Docht. Die Dicke des Dochtes sollte im Verhältnis zur Dicke der Kerze stehen. Das bekommen Sie gut nach Gefühl hin.

Bienenwachs für CO2-neutrale Kerzen

Kerzen aus Bienenwachs herstellen
Kerzen aus Bienenwachs sind nicht nur nachhaltig, sondern verströmen auch einen unverwechselbaren Duft
© Catherine Murray – Adobe Stock

Wer bei der Natürlichkeit und Nachhaltigkeit seiner selbstgemachten Kerze ganz auf der sicheren Seite sein will, der kauft sich biozertifiziertes Kokosöl und schmilzt es im Wasserbad. Getoppt wird das nur noch von der Königsvariante der Bio-Kerze: Bienenwachs.

Das Gute: Die wabenartigen, rechteckigen Platten aus Bienenwachs sind schon vorgeformt und brauchen nur kurz über der Heizung erwärmt werden, damit sie nicht brechen. Jetzt nur noch den Docht an die äußere Kante legen und die Wachsplatte so oft und lange über die eigene Achse rollen, bis die gewünschte Kerzendicke erreicht ist. Kostet zwar mehr als alle anderen Wachsarten, hat aber eine wesentlichen Vorteil: Ist direkt nebenan beim Imker hergestellt und dank der fleißigen Bienen garantiert CO2-neutral.

Nachrichtenquelle: geo.de

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