Genuss aus dem Labor: Kaffee aus dem Bioreaktor könnte in wenigen Jahren auf den Markt kommen

Einem finnischen Forschungsteam ist es gelungen, Kaffee aus Zellkulturen herzustellen. Das Verfahren könnte in Zukunft Regenwälder und Ressourcen schonen

Kaffee wird heute auf der ganzen Welt getrunken, jedes Jahr schätzungsweise 2,6 Milliarden Tassen. Kein Wunder, dass die Herstellung von Kaffeebohnen mittlerweile mit zahlreichen Belastungen für die Umwelt und für die Arbeitenden auf den Plantagen verbunden ist. Abhilfe soll nun – ähnlich wie bei Fleisch aus dem Labor – ein fast vollwertiger Kaffeeersatz aus dem Bioreaktor schaffen.

Ganz neu ist die Idee nicht. Schon Mitte der 1970er Jahre experimentierte der kanadische Wissenschaftler P. M. Townsley mit Kaffeepulver, das er aus Pflanzenzellen hergestellt hatte. Auf diese Forschungen baut nun das finnische Forschungszentrum VTT auf. In seiner Pressemitteilung verrät das Labor recht wenig über den Herstellungsprozess. Man habe Pflanzenzellen in einer Nährflüssigkeit in einem Bioreaktor gezüchtet und das getrocknete Pulver geröstet.

Kaum vorstellbar, dass das Ergebnis auch ein geschmackliches Erlebnis war. Zumindest scheinen die ersten Proben des Laborkaffees aber an echten Kaffee erinnert zu haben. Die Experten und Expertinnen des Labors befanden der Mitteilung zufolge, dass der Geschmack und der Geruch des fertigen Suds dem eines gewöhnlichen Kaffees zumindest „ähnlich“ sei.

Langer Weg bis zur Markteinführung

Man ist sich in Finnland allerdings bewusst, dass das Kaffeerösten eine Kunst ist. Man stehe erst am Anfang. Heiko Rischer, der Leiter des Forschungsteams bei VTT, schätzt, dass in etwa vier Jahren der Laborkaffee die Marktreife erlangt haben könnte. Doch bevor das Pulver in die Regale kommt, müssten EU-Behörden noch ihr Go geben. Denn der Zell-Kaffee gilt als Novel Food, das einem besonderen Zulassungsverfahren unterliegt.

Bis das Pulver auf dem Markt ist, sollten Kaffee-Trinker*innen zu bio-fairen Produkten greifen, die eine vergleichsweise wald- und ressourcenschonende Produktion garantieren.

In Mitteleuropa ist besonders der Arabica-Kaffee beliebt. Doch ein Forscherteam der ETH Zürich prognostizierte in einer Studie, dass sich im Verlauf der Erderhitzung die geeigneten Anbauflächen für diese milde Kaffeesorte schwinden. Das macht es erforderlich, neue Flächen zu erschließen. Und das bedeutet in der Regel: Rodung von Regenwald.

In Regionen, in denen von solchen Erschließungen natürliche Wälder betroffen sind, könnten ohnehin bedrohte Populationen von Wildtierarten um ein Drittel einbrechen, rechnet das Forscherteam vor. Zudem setze die Abholzung große Mengen Kohlendioxid frei.

Nachrichtenquelle: geo.de

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