Ökobilanz: Umweltbewusst einkaufen: Was in den Warenkorb darf – und was nicht

Etliche Dinge gibt es inzwischen auch in umweltfreundlichen Varianten. Doch ob Duschgel, Sneaker oder Schmuck: Wer ökologisch einkaufen möchte, sollte genau hinschauen – oft fällt die Entscheidung dann leichter als gedacht

Toilettenpapier

Weiß, weich und günstig soll es sein: Kaum ein Konsumprodukt ist so essenziell für unseren Alltag wie Klopapier. Rund 134 Rollen verbraucht jeder Deutsche im Jahr. Sobald es in der Kanalisation landet, ist der Lebenszyklus des darin enthaltenen Zellstoffs jedoch beendet, nach der Kläranlage werden die Überreste verbrannt.

Umso fataler ist es, dass mehr als 75 Prozent des in Deutschland im Privatverbrauch verwendeten Klopapiers nach wie vor aus Frischfasern hergestellt wird, für die Bäume gerodet werden müssen. Und diese stammen überwiegend aus Südamerika, von Eukalyptusplantagen auf ehemaligen Regenwaldgebieten in Brasilien, aus Chile und Uruguay.

Das Image der deutlich ökologischeren Alter-native ist nach wie vor schlecht: Viele verbinden Recyclingpapier mit dem dünnen, dunkelgrauen und harten Klopapier ihrer einstigen Schultoilette. Doch die Verfahren haben sich weiterentwickelt, vom Komfort her lassen sich beide Varianten häufig nicht mehr unterscheiden. Für die Umwelt aber macht die Kaufentscheidung einen bedeutenden Unterschied: Nicht nur ist Altpapier ein regionaler Rohstoff. Die Herstellung von Recyclingpapier benötigt nur die Hälfte der Energie und zwischen einem Siebtel und einem Drittel an Wasser. Recycelte Fasern lassen sich auch mit deutlich weniger Bleichmittel aufhellen als Primärfasern.

Verbraucher erkennen umweltfreundliches Toilettenpapier am Gütesiegel Blauer Engel. Er garantiert zudem eine besonders schadstoffarme Produktion.

Handy

Ein Smartphone besitzen mittlerweile drei von vier Deutschen, bei den 14- bis 49-Jährigen liegt der Anteil bei 95 Prozent. Und viele von uns kaufen ständig ein neues: weil der Bildschirm des alten zersprungen, der Speicher zu klein oder die Kamera des aktuellen Modells schlicht besser ist. Im Schnitt nutzen Europäer ihr Handy nur drei Jahre. Aus ökologischer Sicht ein Problem, denn die wesentlichen Umweltbelastungen entstehen durch die Produktion. Insbesondere die Herstellung der Halbleiter benötigt gewaltige Mengen an Energie. Würden alle Europäer ihr Smartphone nur ein Jahr länger verwenden, könnte dies mehr als zwei Millionen Tonnen CO2 einsparen.

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Auch die Edelmetalle und seltenen Erden, die für die Smartphone-Produktion benötigt werden, sind ein Problem. Ihr Abbau geschieht oft in politisch instabilen Ländern unter menschenunwürdigen Bedingungen, nicht selten arbeiten Kinder in den Minen.

Die Unternehmen Fairphone und Shiftphones versuchen bereits, den Einfluss ihrer Handys auf Mensch und Umwelt so gering wie möglich zu halten. Ihre Modelle sind modular aufgebaut, um defekte Teile leicht austauschen zu können. Unter den großen Produzenten hat sich unter anderem Apple sehr ehrgeizige Ziele auferlegt: Bis 2030 soll jedes seiner Geräte CO2-neutral sein und zu 100 Prozent aus recycelten oder erneuerbaren Materialien bestehen.

Am ökologisch sinnvollsten ist es jedoch, einen gesprungenen Bildschirm einfach reparieren zu lassen und sein Smartphone so lange wie möglich zu nutzen. Muss tatsächlich ein neues her, empfiehlt sich ein gebrauchtes Handy. Denn davon gibt es mehr als genug.

Schmuck

Die Förderung von Edelmetallen, Edelsteinen und Diamanten ist häufig mit Konflikten, Ausbeutung und Umweltzerstörung verbunden. So gelangen beim Silber- und Goldabbau Chemikalien und Schwermetalle wie Zyanid, Blei und Kadmium in Flüsse und Seen und verseuchen das Trinkwasser. Der WWF geht davon aus, dass allein am Amazonas die Gesundheit von 1,5 Millionen Menschen durch den massiven Einfluss von Quecksilber gefährdet ist.

Nachhaltiges und zertifiziertes Gold aus verantwortungsvollem Kleinbergbau wird in Deutschland bisher vor allem von kleineren Goldschmieden verarbeitet. Doch immer mehr Schmuckdesignerinnen und Künstler wollen ihren ökologischen Fußabdruck verringern und setzen auf recycelte Materialien, Diamanten aus dem Labor oder Händler, die dem Responsible Jewellery Council angehören.

Für das Klima macht vor allem die Wiederverwertung einen Unterschied. Ende 2019 präsentierte die Hochschule Pforzheim eine dreijährige Studie zur Ökobilanz von Gold. Sie kam zu dem Ergebnis, dass bei der Förderung von einem Kilogramm Feingold aus Minen 307-mal mehr CO2 ausgestoßen wird als bei der gleichen Menge an Recyclinggold, das durch Einschmelzen von Altgold gewonnen wird. Am ökologischsten ist es also, alte Schmuckstücke zum Juwelier zu bringen und sich daraus etwas Neues fertigen zu lassen.

Sneaker

Fast keine andere Industrie hat einen so starken Einfluss auf unser Klima wie die Textilbranche, allein die Herstellung von Schuhen erzeugte 2019 so viel CO2 wie ganz Deutschland. Rund 24,3 Milliarden von ihnen werden jährlich produziert, ein großer Teil davon sind Sneaker. Während ein T-Shirt meist aus einer einzigen Stoffbahn besteht, setzt sich ein Schuh aus bis zu 30 Einzelteilen zusammen.

Wichtig ist, auf die Materialien zu achten. Lederschuhe können aufgrund ihrer Langlebigkeit ökologischer als Varianten aus Kunstleder sein, solange beim Gerbungsprozess keine giftigen Chemikalien zum Einsatz kommen. Die Herstellung von Bio-Baumwolle verbraucht deutlich weniger Wasser und Pestizide als konventionell hergestellte, der CO2-Ausstoß ist mindestens 40 Prozent geringer. Kunststoffe sollten durch Recycling gewonnen werden, etwa aus alten Plastikflaschen.

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Zusätzlich kommen immer neue Materialien wie Kork, Hanf oder veganes Leder aus Ananasblättern für die Sneaker-Produktion infrage. Nachhaltige Labels, die zusätzlich auf faire Arbeitsbedingungen achten und in Umwelt- und Sozialprojekte investieren, gibt es inzwischen einige. Vor allem aber sollten wir uns fragen, wie viele Schuhe wir tatsächlich brauchen – und jedes Paar möglichst lange tragen.

Duschgel & Co

Ob Duschgel, Shampoo, Rasierschaum oder Spülung: Fast immer in Plastikflaschen oder -tuben abgefüllt, häufen sich diese Hygieneprodukte in unseren Badezimmern. Dabei gibt es längst Alternativen, die weniger Müll hinterlassen und zudem unbedenklicher sind. Festes Shampoo etwa findet sich inzwischen in jedem Drogeriemarkt. Es sieht aus wie ein Stück Seife und ist meist in Karton verpackt. Seine Reinigungs- und Pflegewirkung unterscheidet sich kaum von den flüssigen Varianten – nur das Wasser fehlt. 70 bis 90 Prozent macht dessen Anteil in klassischen Shampooflaschen aus. Entsprechend benötigt das feste Shampoo deutlich weniger Platz und Energie beim Transport.

Zudem kommt es ohne Konservierungsstoffe aus und wird häufig mit weniger Farb- und Duftstoffen versetzt. Es enthält in der Regel kein Mikroplastik und keine synthetischen Polymere.

Wer in jedem Fall flüssiges Shampoo bevorzugt, sollte möglichst zu Flaschen aus recyceltem Plastik greifen und die Inhaltsstoffe beachten. Auch die Dosierung macht einen Unterschied, die meisten Menschen nutzen zu viel, obwohl eine kleine Menge genügt. Fast noch wichtiger ist es, den Wasserverbrauch beim Duschen zu kontrollieren. Rechnet man diesen mit ein, gleichen sich die Ökobilanzen von flüssigem und festem Shampoo fast wieder an. Wer während des Einseifens den Wasserhahn zudreht, spart in etwa zehn Liter, wer die Temperatur von 40 Grad auf 36 Grad verringert, 20 Prozent Energie. ‹

Nachrichtenquelle: geo.de

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