Verhalten: Erstmals dokumentiert: Schimpansen töten Gorillas

Schimpansen können auch anders: In Gabun beobachteten Forscherinnen und Forscher, wie eine Gruppe von ihnen zwei Gorillas tötete

Als Jane Goodall in den 1970er Jahren einen blutigen Konflikt zwischen zwei Schimpansen-Gruppen beobachtete, war sie schockiert. So viel Brutalität zwischen Artgenossen war bis zum „Schimpansenkrieg von Gombe“ noch nicht dokumentiert worden. Nun ist das Bild von der dunklen Seite unserer nahen Verwandten um eine Facette reicher: Im Loango-Nationalpark in Gabun wurden deutsche Forscher und Forscherinnen erstmals Zeuge, wie Schimpansen Gorillas angriffen – und zwei von ihnen töteten. Das berichten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Fachmagazin „Scientific Reports„.

In einer Mitteilung erzählt Lara M. Southern, die Erstautorin der Studie, von dem verstörenden Vorfall im Jahr 2019: „Zunächst hörten wir nur Schreie der Schimpansen und dachten, wir würden eine typische Begegnung zwischen benachbarten Schimpansen-Gemeinschaften beobachten.“ Ein Irrtum, wie sich herausstellte. Denn die Schimpansen waren auf eine Gruppe Gorillas gestoßen – und die antworteten mit Brusttrommeln, einem für Gorillas typischen Imponierverhalten.Der Blick in die Seele

In der Folge kam es zu zwei Überfällen, wie das Forschungsteam in ihrer Studie schreiben: Insgesamt 27 Schimpansen griffen demnach einmal eine fünfköpfige, einmal eine siebenköpfige Gorilla-Gruppe an. Während die erwachsenen Gorillas flohen, konnten die aufgebrachten Schimpansen, zwei Gorilla-Müttern ihre Kinder entreißen – und sie töten.

Ist der Klimawandel schuld an der Eskalation der Gewalt?

Über die Motive der Schimpansen können die Autorinnen und Autoren der Studie nur spekulieren. „Es könnte sein, dass das Zusammenleben von Schimpansen, Gorillas und Waldelefanten im Loango Nationalpark in Gabun zu stark erhöhter Konkurrenz um Nahrung geführt hat, die sich in Extremfällen in tödlichen Konflikten zwischen den beiden Menschenaffenarten entlädt“, erklärt Tobias Deschner vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig. Aber auch Jagdverhalten können die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nicht ausschließen. Immerhin ist bekannt, dass Schimpansen kleinere Affenspezies jagen – und fressen.

Möglicherweise gibt es aber auch einen Zusammenhang mit dem Klimawandel. Denn aus anderen Nationalparks in Gabun ist bekannt, dass der Regenwald durch die Veränderung des Klimas weniger Nahrung bietet.

Der tödliche Konflikt zwischen den Menschenaffen-Gruppen ist umso erstaunlicher, als Schimpansen und Gorillas im Loango-Nationalpark bislang friedlich zusammengelebt haben. „Interaktionen zwischen Schimpansen und Gorillas galten bislang als entspannt“, sagt Seniorautorin Simone Pika von der der Universität Osnabrück. „Wir haben beide Arten regelmäßig friedlich in Futterbäumen beobachtet, und unsere Kollegen aus dem Kongo wurden sogar Zeugen von gemeinsamen Spielen zwischen Schimpansen und Gorillas.“

Nachrichtenquelle: geo.de

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