Verbraucher: Bio-Mineralwasser: Wirklich besser oder nur Marketing?

Seit einigen Jahren gibt es Bio-Wasser im Handel. Ist es besser für Gesundheit und Umwelt? Verbraucherschützer sind nicht restlos überzeugt

Zum Frühstück Bio-Brot, Bio-Marmelade, Bio-Obst – vielleicht noch ein Bio-Mineralwasser dazu? Der Öko-Trend ist längst auch auf Produkte übergeschwappt, die wir gar nicht mit der Landwirtschaft in Verbindung bringen. Mineralwasser, zum Beispiel. Ein Marketingtrick – oder steckt mehr dahinter? Ist nicht jedes Mineralwasser „biologisch“, weil weitgehend naturbelassen?

Die „Qualitätsgemeinschaft Bio-Mineralwasser“ widerspricht diesem ziemlich naheliegenden Einwand: Inzwischen seien verschiedene Substanzen im Mineralwasser angekommen, darunter Nitrat und Pestizide aus der Landwirtschaft oder Spuren von Medikamenten, die höhere Grenzwerte und häufigere Kontrollen rechtfertigten. Nur rund ein Drittel der deutschen Brunnen und Abfüller, so schätzt die Qualitätsgemeinschaft, würden den eigenen, strengen Bio-Anforderungen genügen.

Positiv: Schonender Umgang mit Wasservorkommen

Zudem muss, wer das Bio-Siegel der Qualitätsgemeinschaft tragen möchte, sein Produkt besonders schonend und nachhaltig fördern und die ökologische Landwirtschaft zum Schutz der Wasservorkommen voranbringen.

Das klingt so weit vernünftig. Dennoch gab es um die Verwendung des Zusatzes „bio“ schon vor Jahren Streit – der sogar vor dem Bundesgerichtshof (BGH) landete. Der Vorwurf der Kläger: irreführende Werbung mit Selbstverständlichkeiten. Zudem sei die Bezeichnung Biomineralwasser nach der deutschen Lebensmittel-Kennzeichnungsverordnung gar nicht zulässig.

Tatsächlich ist nicht einfach zu verstehen, auf was sich das „Bio“ eigentlich bezieht. Denn Mineralwässer gehören nicht ohne Grund zu den Produkten, die in der EU-Bio-Verordnung gar nicht erfasst sind. Einem Mineralwasser muss man ja nicht attestieren, dass es ohne Gentechnik und Chemiekeule gefördert und abgefüllt wurde. Oder dass es mehr Platz zur Verfügung hat als konventionelles.

Dennoch erklärte der BGH im Jahr 2012 das Bio-Siegel der Qualitätsgemeinschaft für zulässig. Die Begründung damals: Durch das Siegel und die Richtlinien sei ein „ausreichender Abstand“ zu konventionell erzeugten Mineralwässern gewährleistet. Neben der „Qualitätsgemeinschaft Bio-Mineralwässer“ gibt es auf dem deutschen Markt noch einen weiteren Zertifizierer, das Institut Fresenius.

Umfassende Betrachtung: Verbraucherschützer skeptisch

Mittlerweile haben sich auch Verbraucherschützer und Verbraucherschützerinnen mit den Bio-Wässerchen beschäftigt. Und so richtig glücklich sind sie damit nicht.Durst – Was wir trinken sollten

Da ist zum einen die Qualität: Die Stiftung Warentest hatte im Juni 2019 insgesamt 32 stille Mineralwasser analysieren lassen. Von den insgesamt sechs Wässern mit Bio-Auszeichnung schnitt allerdings nur eines mit „gut“ ab, zwei sogar mit „mangelhaft“. Grund waren in einem Fall Keime, im anderen ein überschrittener Grenzwert bei Radium, einem radioaktiven Stoff.

Auch bei der Verpackung und bei den Transportwegen zeigen Bio-Mineralwasser oft Schwächen, meinen die Verbraucherschützer. Um sich von konventionellen Wässern abzuheben, komme das als „ökologisch“ vermarktete Nass oft in besonders gestalteten „wertig“ aussehenden Glasflaschen daher. Dabei handelt es sich allerdings um Einwegflaschen, die nach einmaliger Benutzung energieintensiv wieder eingeschmolzen werden. Auch Einweg-PET-Flaschen sind – aus demselben Grund – nur zweite Wahl. Und zwar selbst dann, wenn sie zu 100 Prozent aus Recycling-Plastik bestehen.

Verbraucherzentrale fordert einheitliche Siegel-Kennzeichnung

Auch an den teilweise weiten Transportwegen stören sich die Verbraucherschützer: Ein Wasser aus Frankreich hat schnell die Transportemissionen von 1000 Kilometern und mehr im ökologischen Rucksack. Das ist dann vielleicht noch „bio“ – aber sicher nicht besonders nachhaltig.

Das Fazit der Verbraucherzentrale: Es braucht eine europaweit einheitliche Kennzeichnung für Bio-Mineralwasser. Denn die Vielfalt der Siegel und Kriterien ist schon verwirrend genug. Und, an die Verbraucherinnen und Verbraucher gerichtet: Wenn es schon „bio“ sein soll, dann doch bitte in der Standard-Mehrwegflasche und aus der Region.

Übrigens: Unter den Gesichtspunkten Transport, Verpackung und Kosten ist Leitungswasser absolut unschlagbar. Es erzeugt laut Umweltbundesamt im Vergleich zu Mineralwasser weniger als ein Prozent der Umweltbelastungen. „Naturbelassen“ ist das aufbereitete Nass aus dem Untergrund zwar nie, aber immer noch eines der am besten kontrollierten Lebensmittel. Stiftung Warentest hatte im Sommer 2019 an insgesamt 20 Stellen in Deutschland Trinkwasser entnommen und ins Labor geschickt. Eine Grenzwertüberschreitung gab es in keinem Fall.

Nachrichtenquelle: geo.de

Zum Artikel: Verbraucher: Bio-Mineralwasser: Wirklich besser oder nur Marketing?

You may also like