Nachhaltigkeit: Besser als Entsorgen: Ein zweites Leben für alte Laptops

Etliche alte Laptops und PCs lagern in den Schubladen und Schränken der Deutschen – insgesamt 32 Millionen, wie eine Umfrage des Digitalverbandes „bitkom“ zeigt. Dabei können die Geräte noch genutzt werden – was Ressourcen schont. An dieser Stelle setzt der Verein „Labdoo“ an

Die Arbeit von „Labdoo“ bekommt aktuell neben vier weiteren Organisationen viel Aufmerksamkeit durch die „Unser Platz für eure Hilfe“-Kampagne der Telekom. Wir haben mit Ralf Hamm, Vereinsvorsitzender von „Labdoo“ in Deutschland, über die Arbeit der Hilfsorganisation gesprochen. Er erinnert sich an prägende Geschichten und erzählt, wie sich die Corona-Krise auf den Verein auswirkt.

Können Sie kurz vorstellen, was Sie bei „Labdoo“ machen?

Ralf Hamm
Ralf Hamm, Vereinsvorsitzender von „Labdoo“
© labdoo.org

Ralf Hamm: „Labdoo“ ist 2010 als Studierenden-Projekt in Kalifornien entstanden. Schnell ging die Idee im Netz viral und verbreitete sich auf der ganzen Welt. Seit 2012 gibt es auch in Deutschland ehrenamtliche Helferinnen und Helfer, die gebrauchte, gespendete Laptops, Tablets und E-Book-Reader sammeln. Wir reparieren die Geräte, spielen teilweise Linux und Lernsoftware auf und geben die Rechner an Kinder- und Jugendprojekte in 140 Ländern.

„Labdoo“ beruht auf zwei Säulen: Auf der einen Seite gibt es weltweit rund 5.000 Helfer, die die Geräte abholen und wieder fit machen und auf der anderen Seite gibt es den Förderverein, der sich um die Finanzierung der Projekte kümmert.

Sie bringen Laptops also weltweit zu Kindern und Jugendlichen, die sie benötigen? Wie kommen die Laptops von Deutschland nach Pakistan, Kenia oder Indien?

Wir arbeiten mit Flugpaten zusammen. Heißt: Es melden sich bei uns Menschen, die sowieso nach Kenia oder Indien fliegen und bereit sind, die Laptops mitzunehmen und an den Schulen vor Ort abzugeben. Wir nutzen Flugreisen, die so oder so stattfinden, um mit dem Transport kein zusätzliches CO2 auszustoßen. 

Sie haben sich auf die Fahne geschrieben, möglichst nachhaltig zu agieren. Was heißt das genau?

Wir geben den Rechnern ein zweites Leben – es muss nicht extra ein Computer neu produziert werden, was Rohstoffe und Energie verbrauchen und die Umwelt belasten würde. Mit unseren Projekten verlängern wir den Lebenszyklus der Laptops. Zum anderen versuchen wir möglichst nachhaltig zu agieren. Unsere Helfer sammeln die Tablets und Computer in der Region und wir bitten unsere Helfer, dass sie Ökostrom beziehen. Wenn wir Pakete versenden müssen, kompensieren wir den Transport.

Wie gesagt, fliegen wir unsere Laptops nicht extra um den Globus, sondern arbeiten mit Flugpaten zusammen. Zu dem Konzept gehört auch, defekte Geräte zu uns zurückbringen zu lassen, um sie zu reparieren oder sie in Deutschland fachgerecht entsorgen zu können. Die Schulen bekommen für die zurückgegebenen Laptops ein Ersatzgerät.

Wie viele Ressourcen werden dadurch eingespart, dass kein neuer Laptop produziert werden muss?

Jeder gespendete Laptop spart rund 6,5 Gramm Kobalt, 0,2 Gramm Gold und ein Gramm Silber ein. Außerdem können 500 Kilogramm CO2 und 1.500 Liter Wasser eingespart werden. Funktionierende Geräte sind viel zu schade, um in der Schublade zu liegen oder direkt entsorgt zu werden.

Ich habe zu Hause noch einen alten Laptop oder ein altes Tablet in der Schublade liegen. Wie kann ich es an „Labdoo“ spenden? Muss ich vorher meine Daten löschen?

Auf unserer Webseite können sich Spenderinnen und Spender darüber informieren, ob es in ihrer Nähe eine Annahmestelle gibt. Oder sie senden uns eine E-Mail und beschreiben, welchen Laptop sie spenden möchten. Wenn wir das Modell wissen, können wir einschätzen, ob das Gerät für unsere Projekte geeignet ist.

Ein Mädchen mit Laptop
Ein Homeschooling-Projekt von „Labdoo“
© labdoo.org

Spenderinnen und Spender können die Daten vorher löschen. Die meisten unserer Spender wissen aber nicht, wie das funktioniert. Nur die Datei zu löschen wäre so, wie aus einem Buch das Inhaltsverzeichnis herauszureißen – ich kann das Buch trotzdem noch lesen. Unsere Helfer löschen die Daten professionell und überschreiben die Festplatte mit einer Verschlüsselung. Wir registrieren alle Geräte und Spender erfahren, wo ihr Laptop zum Einsatz kommt.

Kann ich auch jetzt in der Krise meinen Laptop spenden?

Manche unserer Annahmestellen sind wegen der Maßnahmen in der Corona-Krise geschlossen. Zum großen Teil sind unsere Annahmestellen aber Privatpersonen, die eine kontaktlose Übergabe ermöglichen.

Wie beeinflusst die Corona-Krise Ihre Arbeit?

Wir haben uns zu Anfang der Pandemie große Sorgen gemacht, dass unser ganzes System zusammenbricht. Wir sind auf unsere Flugpaten angewiesen, die die Geräte zu den Kindern und Jugendlichen rund um den Globus bringen. Zum Glück sind trotz der Krise immer noch einige Menschen geflogen.

Und es hat sich sehr viel verlagert in Richtung Frachttransporte mit dem Schiff. Das sehen wir mit einem weinenden und einem lachenden Auge, weil die Transporte natürlich zusätzlich CO2 verursachen, wir aber so die Geräte noch zu den Kindern und Jugendlichen transportieren können. Was wir auch gemerkt haben: Die Menschen haben zu Hause aussortiert und uns viele Laptops gespendet. Wir haben außerdem viele Nachfragen zu Homeschooling-Projekten bekommen.

Welches Projekt ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?

Es sind die Geschichten hinter den Geschichten: Kinder, die wegen einer schweren Erkrankung nicht in die Schule gehen, aber mit dem Laptop am Unterricht teilnehmen können oder eine Nonne aus Leverkusen, die 35 Spendenlaptops auf einen Flug mit nach Afrika genommen hat. Und es sind die Erfolge: Manche Schulen, die wir ausstatten konnten, bekommen durch die Spende einen richtigen Schub und die Schüler zählen zu den besten der Region, weil sie mehr Lernmöglichkeiten haben.

Ich möchte gerne bei Ihnen mitmachen. Wie kann ich mich engagieren?

Labdoo können Menschen auf viele Wege unterstützen: mit einer Spende, als technischer Helfer, als Annahmestelle, als Flugpate oder als Antragssteller, der uns ein Projekt vermittelt.

Nachrichtenquelle: geo.de

Zum Artikel: Nachhaltigkeit: Besser als Entsorgen: Ein zweites Leben für alte Laptops

You may also like