Nachhaltiger Konsum: Wie Verbraucher faire und ökologische Mode erkennen

Der Einsturz der Textilfabrik Rana Plaza jährt sich zum achten Mal. Ein Unglück, das die Missstände in der Textilbranche verdeutlicht hat. Der Fast-Fashion-Boom aber ist ungebrochen. Doch es geht auch anders: So erkennen Sie ökofaire Mode

Am 24. April 2013 stürzte die Textilfabrik Rana Plaza in Bangladesch ein. Bei dem Unglück starben mehr als 1.000 Menschen. Die Opfer: Vor allem Frauen, die für westliche Marken schufteten. Der Einsturz sorgte für einen Aufschrei über Missstände in der Branche. Trotzdem verstummte das Echo schnell. Doch wie schlimm sind die ökologischen und sozialen Folgen der Textilindustrie? Welchen Einfluss hat Fast-Fashion und wie erkennen Verbraucherinnen und Verbraucher ökofaire Kleidung?

Was bedeutet Fast-Fashion?

Früher gab es nur zwei Kollektionen im Jahr, heute sind es teilweise über 20, heißt es bei der Verbraucherzentrale Hamburg. Jeder Deutsche kauft heute durchschnittlich 60 neue Kleidungsstücke im Jahr, trägt sie aber nur noch halb so lange wie vor 15 Jahren, heißt es bei der Umweltschutzorganisation Greenpeace.

Von 2000 bis 2015 hat sich die Anzahl der jährlichen Kleidungskäufe weltweit verdoppelt, von etwa 50 Milliarden Kleidungsstücken im Jahr 2000 auf bereits mehr als 100 Milliarden im Jahr 2015. Damit nicht genug. Bis 2030 soll sich der weltweite Bedarf an Kleidung nochmal fast verdoppeln, berichtet Greenpeace.

Die Kleidung wird aber meist nur kurz getragen und schnell weggeworfen: Deutschland produziert jährlich 391.752 Tonnen Textilabfall. Das geht aus einer Studie hervor, die die Agentur ABCD im Auftrag der Marke Labfresh erstellt hat.

Warum ist Fast-Fashion so problematisch?

Viele Hersteller von Fast-Fashion lassen ihre Kleidungsstücke unter schädlichen Arbeits- und Umweltbedingungen produzieren. Beim konventionellen Anbau von Baumwolle werden Pestizide eingesetzt und Gewässer verschmutzt. Laut Greenpeace werden bis zu 3.000 verschiedene Chemikalien im Herstellungsprozess von Kleidung eingesetzt. Der hohe Energieverbrauch belastet das Klima.

Nach einem Bericht der Christlichen Initiative Romereo werden in der Fast-Fashion-Industrie jährlich 1.458 Millionen Treibhausgas-Emissionen verursacht. 522 Millionen Kilogramm Mikrofasern landen jedes Jahr in den Meeren, 79 Kubikmeter Wasser werden aufgewendet und 98 Millionen Tonnen Erdöl verbraucht.

Diese Massenproduktion hat auch soziale Folgen: Viele Textilarbeiterinnen und Arbeiter sind gesundheitsschädlichen Stoffen ausgesetzt und arbeiten unter unwürdigen Arbeitsbedingungen. In Bangladesch beispielsweise liegt der Mindestlohn bei 89 Euro im Monat, dafür schuften Näherinnen 16 Stunden am Tag und der Lohn reicht Ihnen nicht zum Leben.

In der Corona-Pandemie hat sich die Lage in der Branche zugespitzt. Viele Modeketten haben Bestellungen storniert, Stofflieferungen fallen aus. Viele Näherinnen und Näher sind im Laufe der Krise entlassen worden.

Wie gut ist „grüne“ oder „nachhaltige“ Mode?

Viele Hersteller werben inzwischen mit vermeintlich nachhaltiger oder grüner Mode. Doch oft handelt es sich nur um Werbeversprechen und nicht um wirklich ökologische und faire Produkte. Oft wird auf Pappschildern mit Bio-Baumwolle geworben. Einblick in die Zusammensetzung gibt aber nur das gesetzlich vorgeschriebene eingenähte Etikett, das Auskunft über die Rohstoffe geben muss.

Unternehmen, die wirklich fair und nachhaltig produzieren, sollten darüber transparent aufklären können. Unternehmen sollten auch nachweisen können, welche Projekte sie unterstützen, heißt es in der „Textilfibel“.

Wie erkenne ich ökofaire Mode?

Verbraucher können ökologische und faire Mode an Siegeln erkennen. Kleidungsstücke, die mit solchen Labels zertifiziert sind, werden nach gewissen Standards produziert. Die Umweltorganisation Greenpeace bewertet in ihrem „Textilratgeber“ drei Siegel als sehr gut: GOTS, „Made in Green“ und IVN Best.

Das Siegel des Internationalen Verbands der Naturtextilwirtschaft (IVN) ist laut Greenpeace das ökologisch strengste Siegel am Markt. Synthetikfasern sind ausgeschlossen und der gesamte Herstellungsprozess wird betrachtet. Der Global Organic Textile Standard (GOTS) setzt mindestens 70 Prozent Naturfaser aus biologischem Anbau voraus.

Das Siegel „Made in Green“ setzt strenge Standards für Textilproduktion und das Endprodukt. Das Siegel Grüner Knopf des Bundesentwicklungsministeriums wird von der Verbraucherzentrale Hamburg als gut eingestuft. Jedoch wird kritisiert, dass nur das Nähen und Färben der Kleidung bewertet wird.  Anbau und Lieferkette werden nicht betrachtet. Ausführliche Informationen zu Textilsiegeln werden auf „Siegelklarheit“ aufgelistet.

Allerdings lassen nicht alle Labels, die ökologisch und fair produzieren, ihre Produkte zertifizieren. Sehr kleine Firmen können sich die Kosten für die Zertifizierung häufig nicht leisten. Verbraucher sollten daher auch immer kritisch beim Hersteller und den Verkäufern nachfragen.

Wie kann mein Kleiderschrank grüner und fairer werden?

Wer bei seinem Kleidungskonsum nachhaltiger agieren möchte, sollte nur Kleidung kaufen, die er benötigt. Wenn es neue Kleidung sein muss, sollte auf ökofaire Mode zurückgegriffen werden, empfiehlt Greenpeace.

Die Verbraucherzentrale rät beim Kauf von Hosen, Röcken und T-Shirts dazu, auf Qualität zu achten, damit die Kleidung möglichst lange getragen werden kann, möglichst Second Hand zu kaufen und die eigene Kleidung zu reparieren.

Nachrichtenquelle: geo.de

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