Gigantisches Datenprojekt: Die "Schätze" des kollabierten Arecibo-Teleskops sollen gerettet werden

Über Jahrzehnte scannten Forscher mit dem Arecibo-Teleskop den Himmel. Dann stürzte die Anlage in sich zusammen. Geblieben sind enorme Datenmengen – in denen wohl weitere Erkenntnisse schlummern.

Nach dem Einsturz des einst weltgrößten Radioteleskops in Puerto Rico transferieren Fachleute riesige Mengen astronomischer Daten aufs US-amerikanische Festland. Das Arecibo-Teleskop diente seit den 60er Jahren der Beobachtung des Universums, Ende 2020 fiel es in sich zusammen und wurde dabei zerstört.

Nun sollen drei Petabyte an Daten aus mehreren Jahrzehnten auf einer Serverfarm der Universität Texas in Austin gespeichert werden, wie die Uni in einer Mitteilung schreibt.

Forscher erhoffen sich durch die Daten neue Erkenntnisse

Die Hoffnung ist, dass Astronomen auch nach Abschalten des Teleskops in den Datenbergen wühlen. „Arecibo-Daten haben zu Hunderten Entdeckungen in den vergangenen 50 Jahren geführt“, sagt Francisco Córdova, der Direktor der Teleskop-Anlage.

Mit den gesicherten Daten habe man die Möglichkeit, noch mehr Entdeckungen zu machen und erst kürzlich entdeckte physikalische Phänomene zu verstehen. Dabei könnten auch maschinelles Lernen und künstliche Intelligenz helfen.

Langzeit-Datenspeichersystem an der TACC
Dieser Supercomputer mit einem Langzeit-Datenspeichersystem soll mehr als drei Petabyte Daten des Arecibo-Radioteleskops speichern
© TACC

Das marode Radioteleskop war Ende vergangenen Jahres auf spektakuläre Weise in sich zusammengefallen. Die 900 Tonnen schwere Instrumentenplattform war in die darunter liegende Schüssel gestürzt. Verletzt wurde dabei niemand, wegen früherer Schäden war bereits geplant gewesen, das im US-Außengebiet Puerto Rico stehende Radioteleskop zu demontieren.

Es war bis 2016, als in China ein noch größeres in Betrieb ging, mit 305 Metern Durchmesser das größte Radioteleskop der Welt. Die Anlage war eine beliebte Touristenattraktion – auch weil sie in dem James-Bond-Film „GoldenEye“ von 1995 als Kulisse diente.

Das Teleskop war 1963 in Betrieb genommen worden. 1974 entdeckten die US-Astronomen Russell Hulse und Joseph Taylor mit ihm den Doppelpulsar PSR 1913+16 – zwei einander umkreisenden Neutronensterne – und beobachteten damit indirekt Gravitationswellen. 1993 bekamen Hulse und Taylor dafür den Nobelpreis für Physik.

Datentransfer in mehreren Schritten

Mit Hilfe des Arecibo-Teleskops wurden unter anderem auch erste Radarkarten der Venus-Oberfläche erstellt und Eis am Nordpol des Merkur entdeckt. Auch an der Entdeckung von Planeten außerhalb unseres Sonnensystems war das Teleskop beteiligt.

Die empfindlichen Radioteleskope können Radiowellen aus dem All sammeln, dann verarbeiten Computer die Signale und wandeln sie in Bilder um.

Damit die Datenübertragung von Arecibo nach Texas auch klappt, stellen die Universität von Puerto Rico und ein Coworking-Anbieter ihre Internet-Infrastruktur zur Verfügung, wie es in der Mitteilung heißt. Der Transfer startete bereits Mitte Januar und wird in mehreren Schritten durchgeführt.

Nachrichtenquelle: geo.de

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