Wildpflanzen: Giftige Doppelgänger und Co.: Worauf beim Bärlauch sammeln zu achten ist

Wer frischen Bärlauch im Wald sammelt, kann fantastische Gerichte kochen. Wer jedoch einen seiner giftigen Doppelgänger erwischt, begibt sich in Lebensgefahr. Worauf Sie beim Sammeln achten sollten

Im Frühjahr sprießt eine krautartige, etwa 20 Zentimeter hohe Pflanze in den Wäldern unserer Breitengrade. Meist an schattigen Plätzen, unter Bäumen oder hohen Sträuchern, in Laub- und in Mischwäldern. Der Bärlauch.

Allium ursinum, wie der Bärlauch in der Fachsprache heißt, ist verwandt mit Schnittlauch, Zwiebel und Knoblauch. Eine einzelne Pflanze treibt meist zwei, in seltenen Fällen auch drei ihrer länglichen Blätter aus. Anfang März sprießt der Bärlauch aus dem Waldboden, im April hat er Hochsaison, bevor er im Mai anfängt zu blühen und seine Blätter bitter werden, also ihren charakteristischen Geschmack verlieren.

Das heißt: Im Frühjahr ist Erntezeit! Kenner streifen oft stundenlang durch den Wald, weil sie wissen, dass sich aus Bärlauch fantastische Gerichte zaubern lassen. Er gibt dem Spargel eine leicht scharfe und knoblauchartige Note, macht eine Soße zu Pasta fast überflüssig oder ist die aromatische Grundlage für leckere Frischkäse-Cremes.

Wer sich nicht auskennt, spielt beim Bärlauchsammeln mit seinem Leben

Doch: Wer Bärlauch sammelt, der sollte wissen, was er tut. Zum einen, um die Pflanzen und ihren Bestand zu schonen. Expertinnen raten, immer nur eine der beiden grünen Blätter pro Pflanze zu pflücken. In bestimmten Regionen ist der Bärlauch sogar komplett tabu. Rund um Hamburg zum Beispiel steht Allium ursinum auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Pflanzen, weshalb Liebhaber die Blätter unbedingt als Kulturpflanze beim Gemüsehändler kaufen sollten.

Im Süden Deutschlands hingegen ist Bärlauch noch deutlich weiter verbreitet. Doch auch hier gilt: Lieber etwas zu ausführlich über die Regeln in der eigenen Region informieren, als ungewollt die heimische Natur zu gefährden!

Fachwissen beim Sammeln ist aber auch nötig, um das eigene Leben zu schützen. Bärlauch sieht nämlich einigen sehr gefährlichen Doppelgängern zum Verwechseln ähnlich:

  • dem Maiglöckchen,
  • der Herbstzeitlosen
  • und dem Aronstab.

Wer aus Versehen Maiglöckchen verzehrt, den erwarten Übelkeit und Erbrechen. Die Blätter der Herbstzeitlose und des Aronstabs jedoch sind derart giftig, dass schon der Verzehr eines einzelnen Blattes Lebensgefahr bedeutet. Deshalb sollten Sammler genau wissen, was sie tun.

Sehen sich zum Verwechseln ähnlich: Bärlauchblätter (links) und die des Maiglöckchens (rechts) 
Sehen sich zum Verwechseln ähnlich: Bärlauchblätter (links) und die des Maiglöckchens (rechts)
© I. Rottlaender / Shutterstock.com

Bärlauch riecht nach Knoblauch

Zum einen erkennt man Bärlauch am charakteristischen Geruch seiner Blätter. Zerreibt man diese zwischen den Fingern, sollte es stark nach Knoblauch duften – wenn das nicht der Fall ist, ist Vorsicht geboten. Sich allein auf seinen Geruchssinn zu verlassen, ist aber hochriskant. So mag die Methode bei den ersten fünf Blättern noch einigermaßen zuverlässig sein, spätestens dann aber riechen die eigenen Finger nach Knoblauch – und damit jegliche Pflanze, die man zwischen ihnen verreibt.

Auch optisch lässt sich Bärlauch identifizieren

Also sollten Sammlerinnen auch mit bloßem Auge in der Lage sein, Bärlauch von giftigen Doppelgängern zu unterscheiden.

  • Die Unterseite von Bärlauchblättern ist mattgrün. Die Blätter wachsen einzeln, aber dicht nebeneinander aus dem Boden und weisen einen deutlichen, dünnen Blattstiel auf. Die Oberseite der Blätter glänzt im Licht. Außerdem knicken die Blätter in frischem Zustand leicht ab und lassen sich leicht verreiben.
  • Die Blätter der Herbstzeitlosen wachsen ohne Blattstiel aus einer Rosette direkt am Waldboden. Die jüngeren Blätter werden dabei von den älteren umgriffen, alle Blätter sind biegsam und glänzen die Ober- und Unterseite. Sie sind nicht so biegsam wie die des Bärlauchs und lassen sich auch nicht so leicht zwischen den Fingern verreiben.
  • Bei Maiglöckchenblättern glänzt nur die Unterseite im Licht, außerdem bilden mehrere Grundblätter eine Blattscheide – die einem einzelnen Blattstiel zum Verwechseln ähnlich sehen kann. Die einzelnen Blätter sind sehr biegsam.
  • Die Blätter des Aronstabs sind so breit wie die des Bärlauchs und verlaufen eher pfeilförmig und unregelmäßig. Besonders charakteristisch ist die netznervige Blattäderung, die sich auf der Blattunterseite erkennen lässt.

Das klingt alles einigermaßen eindeutig – ist es aber nur in der Theorie. Denn – und das ist besonders fies – der Bärlauch und seine giftigen Doppelgänger wachsen oft an ähnlichen, manchmal sogar an denselben Orten. Dann gilt immer die Faustregel: Wer sich nicht hundertprozentig sicher ist, dass er gerade Bärlauch pflückt – der lässt besser ganz die Finger davon.

Sollte doch etwas schief gegangen sein, macht sich zum Beispiel eine Vergiftung mit der Herbstzeitlosen erst nach mehreren Stunden bemerkbar. Wem es also nach dem Bärlauchessen übel geht, sollte sofort eine Ärztin rufen. Im Zweifel kann das Leben retten.

Nachrichtenquelle: geo.de

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