Aids-Bekämpfung: Bezahlbar und mit Erdbeergeschmack: Neues HIV-Medikament für Säuglinge

Ärzte können jetzt endlich ein bewährtes HIV-Medikament auch bei Säuglingen einsetzen. Ein Meilenstein, sagen Mediziner

Jeder Tag zählt: Je früher HIV-infizierte Säuglinge medikamentös behandelt werden, desto rascher gelingt es, die lebensgefährliche Immunschwächekrankheit Aids so weit einzudämmen, dass der auslösende Virus nicht mehr nachweisbar ist. Das hat zuletzt eine gemeinsame Studie afrikanischer und amerikanischer Wissenschaftler bestätigt.

Die meisten Medikamente aber, die gegen die Vermehrung des HI-Virus wirken, sind nicht gut für Babys geeignet: Einige schmecken so bitter, dass sehr junge Kinder sie erbrechen, ein häufig verschriebener Sirup besteht zu 40 Prozent aus Alkohol, bei einem weiteren müssen voluminöse Kapseln im Ganzen geschluckt werden.

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Und eines der wichtigsten HIV-Medikamente durfte Kindern überhaupt erst ab einem Alter von sechs Jahren verabreicht werden: Dolutegravir. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stuft diese Substanz als Mittel erster Wahl bei der Bekämpfung von HIV ein. Nun wurde es neu dosiert und speziell für Säuglinge zugelassen. Die neue Tablette löst sich in Wasser auf, kann Kindern bereits ab einem Alter von einem Monat und mit einem Körpergewicht von drei Kilogramm gegeben werden – und schmeckt nach Erdbeere, um die Einnahme zu erleichtern. Erhalten Babys das Präparat, ist HIV bei 62 Prozent von ihnen nach einem halben Jahr nicht mehr nachweisbar.

Mediziner sind erleichtert über die Zulassung, die WHO sieht darin sogar einen „bedeutenden Meilenstein mit dem Potenzial, viele Leben zu retten“. Noch immer infizieren sich jährlich weltweit 160 000 Mädchen und Jungen unter zehn Jahren mit dem Virus, die meisten von ihnen stecken sich bei der Geburt oder während des Stillens bei ihrer Mutter an.

Auch Eltern in ärmeren Regionen können sich die Therapie leisten

Vor allem Kinder in Afrika sind betroffen: Fast 90 Prozent aller minderjährigen Patienten mit HIV leben in Ländern südlich der Sahara. Doch nur durchschnittlich jedes zweite infizierte Kind erhält dort Medikamente gegen die tödliche Krankheit Aids. Dabei sind die regionalen Unterschiede beträchtlich: Während zum Beispiel im östlichen und südlichen Afrika zumindest 61 Prozent der jungen Patienten entsprechende Arzneimittel erhalten, sind es in den west- und zentralafrikanischen Ländern im Schnitt lediglich 28 Prozent.

Die leichter zu verabreichenden Tabletten könnten die Lage spürbar verbessern, auch weil sie im Vergleich zum häufig eingesetzten Sirup nicht gekühlt gelagert werden müssen. Vereinbarungen zwischen den Vereinten Nationen und den Herstellern des Präparats sorgen außerdem dafür, dass sich auch Eltern in ärmeren Regionen die Therapie mit Dolutegravir leisten können: Pro Monat soll das Medikament dort knapp drei Euro kosten.

Nachrichtenquelle: geo.de

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