Verkehr: Blaue Reflektoren an Leitpfosten – wofür sie da und warum sie umstritten sind

Weiß mit schwarzer Markierung, einen Meter hoch und zwölf Zentimeter breit: Jeder kennt die typischen Leitpfosten an deutschen Straßen. An einigen Pfosten finden sich jedoch neben den üblichen weißen auch blaue Warnreflektoren. Warum?

Wofür die Leitpfosten am Straßenrand gebraucht werden, weiß jeder: Die Pfähle mit den weißen oder orangenen Reflektoren sollen die Fahrbahn abgrenzen und Autofahrern so die Orientierung in der Dunkelheit erleichtern. Aber sind Ihnen bei einer Autofahrt über die Landstraße schon einmal die blauen Reflektoren aufgefallen, die an immer mehr Leitpfosten befestigt werden? Bei vielen Autofahrern dürften diese für Irritationen und langes Grübeln sorgen. Wie war das nochmal im Theorieunterricht..? Tatsächlich wird es bei den allermeisten jedoch gar nicht Teil der Fahrausbildung gewesen sein – es gibt die blauen Warnreflektoren nämlich erst seit wenigen Jahren.

Blaue Reflektoren sind besonders im ländlichen Raum verbreitet

Schon lange suchen Fachleute nach preiswerten Lösungen, um Wildunfälle auf Straßen zu verhindern. Denn der Bau physischer Grenzen ist oft mit hohen Kosten verbunden und den Wildtieren soll der Gang über die Fahrbahn ja auch nicht komplett verwehrt werden.

Seit einigen Jahren werden auf Straßenabschnitten, an denen besonders reger Wildwechsel stattfindet, nun blaue Warnreflektoren an den Leitpfosten angebracht. Diese sollen gefährliche Wildunfälle verhindern und so die Verkehrssicherheit erhöhen.

Endlich verstehen

Auf die Idee für den „blauen Lichtzaun“ kamen Experten, da sich Wildunfälle vorwiegend zur Dämmerung und in der Nacht ereignen.

Das Prinzip dahinter ist denkbar einfach: Wenn das Licht der Autoscheinwerfer auf die blauen, gekrümmten Reflektoren der Leitpfosten trifft, strahlen diese das blaue Licht in einem breiten Winkel wieder ab. Das Licht wird in den seitlichen Straßenraum gestreut und soll so Wildtiere in der Nähe des Fahrbahnrands abschrecken. Blaues Licht schätzen viele Tiere als gefährlich ein und schrecken davor zurück, denn ihre auf das Sehen in der Dunkelheit spezialisierten Augen reagieren empfindlich darauf. Ist das Fahrzeug verschwunden, löst sich der blaue Lichtzaun automatisch wieder auf.

Wirkung der Reflektoren ist umstritten

Ob die blauen Warnreflektoren tatsächlich die erhoffte Wirkung zeigen, ist nicht zweifelsfrei geklärt. Die Meinungen zur Wirksamkeit der blauen Reflektoren variieren stark. Laut einer Studie des ADAC und des Deutschen Jagdverbands von 2011 ließen sich auf Teststrecken die Wildunfälle mit Hilfe der blauen Reflektoren um bis zu 80 Prozent reduzieren.

Göttinger Forscher und Kollegen der Universität Zürich zeichneten 2018 hingegen ein anderes Bild: Bei einer gemeinsamen Untersuchung auf 150 Teststrecken in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Hessen werteten die Wissenschaftler rund 10.000 Stunden Videomaterial von Infrarotkameras aus, die sie dort postiert hatten. Das Ergebnis: Die Tiere zeigten stets das gleiche Verhalten am Straßenrand – egal, ob sich an den Leitpfosten blaue Reflektoren befanden oder nicht.

Nachrichtenquelle: geo.de

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